Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Bei seinen Reisen war er mehrmals auch in der Nähe von Hvaland's Besitzung gewesen, allein er war vorüber gefahren, ohne einen Besuch zu machen, der seinen Berechnungen nach noch nicht an der Zeit war. Er hatte gehört, daß der Missionär noch immer dort verweile, und fühlte eine innere Scheu, mit Stockfleth zusammenzutreffen; auch wollte er Mary Zeit lassen, in Einsamkeit Trost und Beruhigung zu finden, endlich aber war er gewiß, daß, je länger er zögere und je mehr der Kaufmann von seiner eifrigen Amtsführung höre, um so höher auch seine Zuneigung steigen werde. Inzwischen sammelte er bei seinen neuen Bekanntschaften Nachrichten über Christie Hvaland's Umstände, und was er vernahm, war lockend genug. -- Daß Christie einer der Schlauesten sei, die je mit den Herren in Bergen und mit Lappen und Quänern gehandelt, wurde ihm eben so wohl gesagt, wie, daß er seine Taschen voll habe. Männer, denen Glauben zu schenken war, schätzten sein Vermögen wenigstens auf zweihunderttausend Spezies, und Stureson fand es höchst lächerlich und abgeschmackt, daß so viel Geld auf einer öden Klippe von einem schmutzigen, nach Thran stinkenden Krämer aufgehäuft werde, der auf dem goldenen Segen brüte, ohne ihn je wie ein Mann von nur einigem Geist und Geschmack zu genießen. Um Stockfisch, Heringe und Rennthierfleisch zu verzehren und mit jämmerlichem Punsch oder Grog hinunterzuspülen, brauchte er nicht Hunderttausende zu Bei seinen Reisen war er mehrmals auch in der Nähe von Hvaland's Besitzung gewesen, allein er war vorüber gefahren, ohne einen Besuch zu machen, der seinen Berechnungen nach noch nicht an der Zeit war. Er hatte gehört, daß der Missionär noch immer dort verweile, und fühlte eine innere Scheu, mit Stockfleth zusammenzutreffen; auch wollte er Mary Zeit lassen, in Einsamkeit Trost und Beruhigung zu finden, endlich aber war er gewiß, daß, je länger er zögere und je mehr der Kaufmann von seiner eifrigen Amtsführung höre, um so höher auch seine Zuneigung steigen werde. Inzwischen sammelte er bei seinen neuen Bekanntschaften Nachrichten über Christie Hvaland's Umstände, und was er vernahm, war lockend genug. — Daß Christie einer der Schlauesten sei, die je mit den Herren in Bergen und mit Lappen und Quänern gehandelt, wurde ihm eben so wohl gesagt, wie, daß er seine Taschen voll habe. Männer, denen Glauben zu schenken war, schätzten sein Vermögen wenigstens auf zweihunderttausend Spezies, und Stureson fand es höchst lächerlich und abgeschmackt, daß so viel Geld auf einer öden Klippe von einem schmutzigen, nach Thran stinkenden Krämer aufgehäuft werde, der auf dem goldenen Segen brüte, ohne ihn je wie ein Mann von nur einigem Geist und Geschmack zu genießen. Um Stockfisch, Heringe und Rennthierfleisch zu verzehren und mit jämmerlichem Punsch oder Grog hinunterzuspülen, brauchte er nicht Hunderttausende zu <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <pb facs="#f0100"/> <p> Bei seinen Reisen war er mehrmals auch in der Nähe von Hvaland's Besitzung gewesen, allein er war vorüber gefahren, ohne einen Besuch zu machen, der seinen Berechnungen nach noch nicht an der Zeit war. Er hatte gehört, daß der Missionär noch immer dort verweile, und fühlte eine innere Scheu, mit Stockfleth zusammenzutreffen; auch wollte er Mary Zeit lassen, in Einsamkeit Trost und Beruhigung zu finden, endlich aber war er gewiß, daß, je länger er zögere und je mehr der Kaufmann von seiner eifrigen Amtsführung höre, um so höher auch seine Zuneigung steigen werde. </p><lb/> <p> Inzwischen sammelte er bei seinen neuen Bekanntschaften Nachrichten über Christie Hvaland's Umstände, und was er vernahm, war lockend genug. — Daß Christie einer der Schlauesten sei, die je mit den Herren in Bergen und mit Lappen und Quänern gehandelt, wurde ihm eben so wohl gesagt, wie, daß er seine Taschen voll habe. Männer, denen Glauben zu schenken war, schätzten sein Vermögen wenigstens auf zweihunderttausend Spezies, und Stureson fand es höchst lächerlich und abgeschmackt, daß so viel Geld auf einer öden Klippe von einem schmutzigen, nach Thran stinkenden Krämer aufgehäuft werde, der auf dem goldenen Segen brüte, ohne ihn je wie ein Mann von nur einigem Geist und Geschmack zu genießen. </p><lb/> <p> Um Stockfisch, Heringe und Rennthierfleisch zu verzehren und mit jämmerlichem Punsch oder Grog hinunterzuspülen, brauchte er nicht Hunderttausende zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0100]
Bei seinen Reisen war er mehrmals auch in der Nähe von Hvaland's Besitzung gewesen, allein er war vorüber gefahren, ohne einen Besuch zu machen, der seinen Berechnungen nach noch nicht an der Zeit war. Er hatte gehört, daß der Missionär noch immer dort verweile, und fühlte eine innere Scheu, mit Stockfleth zusammenzutreffen; auch wollte er Mary Zeit lassen, in Einsamkeit Trost und Beruhigung zu finden, endlich aber war er gewiß, daß, je länger er zögere und je mehr der Kaufmann von seiner eifrigen Amtsführung höre, um so höher auch seine Zuneigung steigen werde.
Inzwischen sammelte er bei seinen neuen Bekanntschaften Nachrichten über Christie Hvaland's Umstände, und was er vernahm, war lockend genug. — Daß Christie einer der Schlauesten sei, die je mit den Herren in Bergen und mit Lappen und Quänern gehandelt, wurde ihm eben so wohl gesagt, wie, daß er seine Taschen voll habe. Männer, denen Glauben zu schenken war, schätzten sein Vermögen wenigstens auf zweihunderttausend Spezies, und Stureson fand es höchst lächerlich und abgeschmackt, daß so viel Geld auf einer öden Klippe von einem schmutzigen, nach Thran stinkenden Krämer aufgehäuft werde, der auf dem goldenen Segen brüte, ohne ihn je wie ein Mann von nur einigem Geist und Geschmack zu genießen.
Um Stockfisch, Heringe und Rennthierfleisch zu verzehren und mit jämmerlichem Punsch oder Grog hinunterzuspülen, brauchte er nicht Hunderttausende zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |