Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.Das eilfte Hauptstück. [Abbildung]
§. 20. Diejenigen, welche recht sehr auf die Wortforschung erpicht sind, haben schwind,
Das eilfte Hauptſtuͤck. [Abbildung]
§. 20. Diejenigen, welche recht ſehr auf die Wortforſchung erpicht ſind, haben ſchwind,
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Das eilfte Hauptſtuͤck.
[Abbildung]
§. 20.
Diejenigen, welche recht ſehr auf die Wortforſchung erpicht ſind, haben
auch einen erwuͤnſchten Gegenwurf an dem Wort Tirata, welches einige vom
italiaͤniſchen tirare, da es naͤmlich ziehen heißt, und ſich zur Bildung gar
vieler und unterſchiedlicher Sprichwoͤrter brauchen laͤßt; andere aber vom tirata
ein Schuß, oder tirare ſchieſſen herleiten: wo es ſchon im figuͤrlichen Ver-
ſtande genommen wird, und eigentlich eine welſche Redensart iſt. Beyde haben
recht. Und da die Tirata nichts anders iſt, als eine Reihe ſtuffenweiſe auf
oder abſteigender Noten, die zwiſchen zwoen anderen Noten, welche von einan-
der etwas entfernet ſind, willkuͤhrlich angebracht werden; ſo kann es auch eine
geſchwind und eine langſame Tirata geben: nachdem naͤmlich das Zeitmaaß
geſchwinde oder langſam iſt; oder nachdem die zwo Noten weit von einander
entfernet ſind. Jſt die Tirata langſam? ſo heißt es ein Zug, und koͤmmt vom
tirare Ziehen: denn man ziehet den Geſang durch viele Toͤne von einer Note
zu der andern, und man verbindet die zwo auseinander ſtehenden Noten durch
die zwiſchen denſelben liegenden uͤbrigen Jntervallen. Jſt die Tirata aber ge-
ſchwind? ſo geſchieht zwar die naͤmliche Verbindung: allein ſie geſchieht ſo ge-
ſchwind,
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