Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Das neunte Hauptstück.
[Abbildung]
Denn die Vorschläge sind nicht erdacht worden, um eine Verwirrung und
Härte des Vortrags anzurichten; sie sollen ihn vielmehr ordentlich zusammen
verbinden und eben dadurch gelind, singbarer und dem Gehör angenehmer
machen.

§. 15.

Die aufsteigenden Vorschläge werden auch sehr oft aus entfernten Tö-
nen hergeholet, wie bey den absteigenden Vorschlägen geschieht, wovon
§. 7. gesprochen worden. Hier ist ein Beyspiel.

[Abbildung]
Auch hier fällt die Stärke allemal auf den Vorschlag, und wird nach der im
§. 8. gegebenen Lehre gespielet.

§. 16.

Dieß waren nun lauter anschlagende Vorschläge, die der Componist
anzeigen muß, oder wenigstens soll und kann: wenn er sich anders eine ver-
gnügliche Hofnung eines guten Vortrags seiner niedergeschriebenen Stücke ma-
chen will. Und bey allem dem wird manche gute Composition oft elendig ge-
martert. Nun kommen wir auf die durchgehenden Vorschläge, Zwischen-
schläge
und andere dergleichen Auszierungen, bey denen die Stärke auf die
Hauptnote fällt, und die selten oder gar nicht von den Componisten ange-
zeiget werden. Sie sind also solche Auszierungen, die der Violinist nach
seiner eigenen gesunden Beurtheilungskraft am rechten Orte muß wissen anzu-
bringen. Hier folgen sie.


§. 17.
C c 3

Das neunte Hauptſtuͤck.
[Abbildung]
Denn die Vorſchlaͤge ſind nicht erdacht worden, um eine Verwirrung und
Haͤrte des Vortrags anzurichten; ſie ſollen ihn vielmehr ordentlich zuſammen
verbinden und eben dadurch gelind, ſingbarer und dem Gehoͤr angenehmer
machen.

§. 15.

Die aufſteigenden Vorſchlaͤge werden auch ſehr oft aus entfernten Toͤ-
nen hergeholet, wie bey den abſteigenden Vorſchlaͤgen geſchieht, wovon
§. 7. geſprochen worden. Hier iſt ein Beyſpiel.

[Abbildung]
Auch hier faͤllt die Staͤrke allemal auf den Vorſchlag, und wird nach der im
§. 8. gegebenen Lehre geſpielet.

§. 16.

Dieß waren nun lauter anſchlagende Vorſchlaͤge, die der Componiſt
anzeigen muß, oder wenigſtens ſoll und kann: wenn er ſich anders eine ver-
gnuͤgliche Hofnung eines guten Vortrags ſeiner niedergeſchriebenen Stuͤcke ma-
chen will. Und bey allem dem wird manche gute Compoſition oft elendig ge-
martert. Nun kommen wir auf die durchgehenden Vorſchlaͤge, Zwiſchen-
ſchlaͤge
und andere dergleichen Auszierungen, bey denen die Staͤrke auf die
Hauptnote faͤllt, und die ſelten oder gar nicht von den Componiſten ange-
zeiget werden. Sie ſind alſo ſolche Auszierungen, die der Violiniſt nach
ſeiner eigenen geſunden Beurtheilungskraft am rechten Orte muß wiſſen anzu-
bringen. Hier folgen ſie.


§. 17.
C c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0233" n="205"/><fw type="header" place="top">Das neunte Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</fw><lb/><figure/><lb/>
Denn die <hi rendition="#b">Vor&#x017F;chla&#x0364;ge</hi> &#x017F;ind nicht erdacht worden, um eine Verwirrung und<lb/>
Ha&#x0364;rte des Vortrags anzurichten; &#x017F;ie &#x017F;ollen ihn vielmehr ordentlich zu&#x017F;ammen<lb/>
verbinden und eben dadurch gelind, &#x017F;ingbarer und dem Geho&#x0364;r angenehmer<lb/>
machen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 15.</head><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#b">auf&#x017F;teigenden Vor&#x017F;chla&#x0364;ge</hi> werden auch &#x017F;ehr oft aus entfernten To&#x0364;-<lb/>
nen hergeholet, wie bey den ab&#x017F;teigenden <hi rendition="#b">Vor&#x017F;chla&#x0364;gen</hi> ge&#x017F;chieht, wovon<lb/>
§. 7. ge&#x017F;prochen worden. Hier i&#x017F;t ein Bey&#x017F;piel.<lb/><figure/><lb/>
Auch hier fa&#x0364;llt die Sta&#x0364;rke allemal auf den Vor&#x017F;chlag, und wird nach der im<lb/>
§. 8. gegebenen Lehre ge&#x017F;pielet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16. </head><lb/>
            <p>Dieß waren nun lauter <hi rendition="#b">an&#x017F;chlagende Vor&#x017F;chla&#x0364;ge,</hi> die der <hi rendition="#b">Componi&#x017F;t</hi><lb/>
anzeigen muß, oder wenig&#x017F;tens &#x017F;oll und kann: wenn er &#x017F;ich anders eine ver-<lb/>
gnu&#x0364;gliche Hofnung eines guten Vortrags &#x017F;einer niederge&#x017F;chriebenen Stu&#x0364;cke ma-<lb/>
chen will. Und bey allem dem wird manche gute Compo&#x017F;ition oft elendig ge-<lb/>
martert. Nun kommen wir auf die durchgehenden <hi rendition="#b">Vor&#x017F;chla&#x0364;ge, Zwi&#x017F;chen-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge</hi> und andere dergleichen Auszierungen, bey denen die <hi rendition="#b">Sta&#x0364;rke</hi> auf die<lb/><hi rendition="#b">Hauptnote</hi> fa&#x0364;llt, und die &#x017F;elten oder gar nicht von den Componi&#x017F;ten ange-<lb/>
zeiget werden. Sie &#x017F;ind al&#x017F;o &#x017F;olche Auszierungen, die der <hi rendition="#b">Violini&#x017F;t</hi> nach<lb/>
&#x017F;einer eigenen ge&#x017F;unden Beurtheilungskraft am rechten Orte muß wi&#x017F;&#x017F;en anzu-<lb/>
bringen. Hier folgen &#x017F;ie.</p>
          </div>
          <fw type="sig" place="bottom">C c 3</fw>
          <fw type="catch" place="bottom">§. 17.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0233] Das neunte Hauptſtuͤck. [Abbildung] Denn die Vorſchlaͤge ſind nicht erdacht worden, um eine Verwirrung und Haͤrte des Vortrags anzurichten; ſie ſollen ihn vielmehr ordentlich zuſammen verbinden und eben dadurch gelind, ſingbarer und dem Gehoͤr angenehmer machen. §. 15. Die aufſteigenden Vorſchlaͤge werden auch ſehr oft aus entfernten Toͤ- nen hergeholet, wie bey den abſteigenden Vorſchlaͤgen geſchieht, wovon §. 7. geſprochen worden. Hier iſt ein Beyſpiel. [Abbildung] Auch hier faͤllt die Staͤrke allemal auf den Vorſchlag, und wird nach der im §. 8. gegebenen Lehre geſpielet. §. 16. Dieß waren nun lauter anſchlagende Vorſchlaͤge, die der Componiſt anzeigen muß, oder wenigſtens ſoll und kann: wenn er ſich anders eine ver- gnuͤgliche Hofnung eines guten Vortrags ſeiner niedergeſchriebenen Stuͤcke ma- chen will. Und bey allem dem wird manche gute Compoſition oft elendig ge- martert. Nun kommen wir auf die durchgehenden Vorſchlaͤge, Zwiſchen- ſchlaͤge und andere dergleichen Auszierungen, bey denen die Staͤrke auf die Hauptnote faͤllt, und die ſelten oder gar nicht von den Componiſten ange- zeiget werden. Sie ſind alſo ſolche Auszierungen, die der Violiniſt nach ſeiner eigenen geſunden Beurtheilungskraft am rechten Orte muß wiſſen anzu- bringen. Hier folgen ſie. §. 17. C c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/233
Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/233>, abgerufen am 23.11.2024.