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Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

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Das neunte Hauptstück.
[Abbildung]
Man vergesse aber nicht daß die Stärke auf den Vorschlag, die Schwäche aber
auf die Hauptnote fallen muß. Wovon die Art des Vortrags §. 8. ist ge-
lehret worden.

§. 14.

Die Vernunft und das Ohr überzeugen uns also, daß ein aus dem Ne-
bentone herfliessender und aufsteigender töniger und langer Vorschlag platt
weggespielet selten, der halbtönige aber allemal gut sey: weil er, er fliesse aus
der grössern Terze, aus der dreytönigen Quarte, oder aus der vergrösser-
ten Sechste,
allezeit oder durch die vergrösserte Quint, oder durch die
vergrösserte Secund, oder durch die grosse Septime sich regelmässig löset.
Derjenige leget demnach seine schlechte Einsicht in die Regeln der Setzkunst an
Tag, welcher in seiner Composition einen aufsteigenden ganztönigen Vor-
schlag
in einer solchen Passage anbringet, die ihn auf das allernatürlichste von
oben herab führet, und wo ein jeder, ohne daß es hingezeichnet ist, schon selbst
einen absteigenden Vorschlag machen würde. Z. E.

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Heißt das nicht den aufsteigenden Vorschlag recht ungeschickt (so zu reden)
bey den Haaren herbey ziehen? da es doch der Natur gemäß also heissen muß.

Denn

Das neunte Hauptſtuͤck.
[Abbildung]
Man vergeſſe aber nicht daß die Staͤrke auf den Vorſchlag, die Schwaͤche aber
auf die Hauptnote fallen muß. Wovon die Art des Vortrags §. 8. iſt ge-
lehret worden.

§. 14.

Die Vernunft und das Ohr uͤberzeugen uns alſo, daß ein aus dem Ne-
bentone herflieſſender und aufſteigender toͤniger und langer Vorſchlag platt
weggeſpielet ſelten, der halbtoͤnige aber allemal gut ſey: weil er, er flieſſe aus
der groͤſſern Terze, aus der dreytoͤnigen Quarte, oder aus der vergroͤſſer-
ten Sechſte,
allezeit oder durch die vergroͤſſerte Quint, oder durch die
vergroͤſſerte Secund, oder durch die groſſe Septime ſich regelmaͤſſig loͤſet.
Derjenige leget demnach ſeine ſchlechte Einſicht in die Regeln der Setzkunſt an
Tag, welcher in ſeiner Compoſition einen aufſteigenden ganztoͤnigen Vor-
ſchlag
in einer ſolchen Paſſage anbringet, die ihn auf das allernatuͤrlichſte von
oben herab fuͤhret, und wo ein jeder, ohne daß es hingezeichnet iſt, ſchon ſelbſt
einen abſteigenden Vorſchlag machen wuͤrde. Z. E.

[Abbildung]
Heißt das nicht den aufſteigenden Vorſchlag recht ungeſchickt (ſo zu reden)
bey den Haaren herbey ziehen? da es doch der Natur gemaͤß alſo heiſſen muß.

Denn
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[204/0232] Das neunte Hauptſtuͤck. [Abbildung] Man vergeſſe aber nicht daß die Staͤrke auf den Vorſchlag, die Schwaͤche aber auf die Hauptnote fallen muß. Wovon die Art des Vortrags §. 8. iſt ge- lehret worden. §. 14. Die Vernunft und das Ohr uͤberzeugen uns alſo, daß ein aus dem Ne- bentone herflieſſender und aufſteigender toͤniger und langer Vorſchlag platt weggeſpielet ſelten, der halbtoͤnige aber allemal gut ſey: weil er, er flieſſe aus der groͤſſern Terze, aus der dreytoͤnigen Quarte, oder aus der vergroͤſſer- ten Sechſte, allezeit oder durch die vergroͤſſerte Quint, oder durch die vergroͤſſerte Secund, oder durch die groſſe Septime ſich regelmaͤſſig loͤſet. Derjenige leget demnach ſeine ſchlechte Einſicht in die Regeln der Setzkunſt an Tag, welcher in ſeiner Compoſition einen aufſteigenden ganztoͤnigen Vor- ſchlag in einer ſolchen Paſſage anbringet, die ihn auf das allernatuͤrlichſte von oben herab fuͤhret, und wo ein jeder, ohne daß es hingezeichnet iſt, ſchon ſelbſt einen abſteigenden Vorſchlag machen wuͤrde. Z. E. [Abbildung] Heißt das nicht den aufſteigenden Vorſchlag recht ungeſchickt (ſo zu reden) bey den Haaren herbey ziehen? da es doch der Natur gemaͤß alſo heiſſen muß. Denn

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Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/232>, abgerufen am 24.11.2024.