Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite


Das neunte Hauptstück.
einen Vorschlag vor sich hat; in welchem Falle man den Vorschlag schnell
wegspielet, um dem Stücke durch das lange Aushalten der Vorschläge die Leb-
haftigkeit nicht zu benehmen. Hier folgen die Beyspiele, wo der Vortrag mit
langen Vorschlägen viel zu schläferig klingen würde.
[Abbildung]
Bey diesen Septbindungen sollte man zwar allezeit erst bey der Achttheilnote ()
von dem Vorschlage in die Hauptnote einfallen, wie §. 5. gesagt worden: allein
wenn eine zwote Stimme dabey ist, gefällt es mir gar nicht. Denn, erstlich,
fällt die Septime erst mit der Grundnote ein, und hat ihre rechte Vorberei-
tung nicht; obwohl etwa einer sagen möchte: das Gehör werde durch das Se-
mitonium des Vorschlags betrogen, und durch diesen Aufenthalt, als ein zier-
liche Suspension, dennoch schon vergnüget. Zweytens fallen die Töne im
ersten halben Theile des Tactes so widrig zusammen, daß, wenn es nicht recht
geschwind weggespielet wird, die Dissonanze dem Gehör unerträglich ist.
Z. E.

§. 10.


Das neunte Hauptſtuͤck.
einen Vorſchlag vor ſich hat; in welchem Falle man den Vorſchlag ſchnell
wegſpielet, um dem Stuͤcke durch das lange Aushalten der Vorſchlaͤge die Leb-
haftigkeit nicht zu benehmen. Hier folgen die Beyſpiele, wo der Vortrag mit
langen Vorſchlaͤgen viel zu ſchlaͤferig klingen wuͤrde.
[Abbildung]
Bey dieſen Septbindungen ſollte man zwar allezeit erſt bey der Achttheilnote (✽)
von dem Vorſchlage in die Hauptnote einfallen, wie §. 5. geſagt worden: allein
wenn eine zwote Stimme dabey iſt, gefaͤllt es mir gar nicht. Denn, erſtlich,
faͤllt die Septime erſt mit der Grundnote ein, und hat ihre rechte Vorberei-
tung nicht; obwohl etwa einer ſagen moͤchte: das Gehoͤr werde durch das Se-
mitonium des Vorſchlags betrogen, und durch dieſen Aufenthalt, als ein zier-
liche Suſpenſion, dennoch ſchon vergnuͤget. Zweytens fallen die Toͤne im
erſten halben Theile des Tactes ſo widrig zuſammen, daß, wenn es nicht recht
geſchwind weggeſpielet wird, die Diſſonanze dem Gehoͤr unertraͤglich iſt.
Z. E.

§. 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0228" n="200"/><lb/>
<fw place="top" type="header">Das neunte Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</fw><lb/>
einen <hi rendition="#b">Vor&#x017F;chlag</hi> vor &#x017F;ich hat; in welchem Falle man den <hi rendition="#b">Vor&#x017F;chlag</hi> &#x017F;chnell<lb/>
weg&#x017F;pielet, um dem Stu&#x0364;cke durch das lange Aushalten der <hi rendition="#b">Vor&#x017F;chla&#x0364;ge</hi> die Leb-<lb/>
haftigkeit nicht zu benehmen. Hier folgen die Bey&#x017F;piele, wo der Vortrag mit<lb/>
langen Vor&#x017F;chla&#x0364;gen viel zu &#x017F;chla&#x0364;ferig klingen wu&#x0364;rde.<lb/><lb/>
<figure/><lb/>
Bey die&#x017F;en Septbindungen &#x017F;ollte man zwar allezeit er&#x017F;t bey der Achttheilnote (&#x273D;)<lb/>
von dem Vor&#x017F;chlage in die Hauptnote einfallen, wie §. 5. ge&#x017F;agt worden: allein<lb/>
wenn eine zwote Stimme dabey i&#x017F;t, gefa&#x0364;llt es mir gar nicht. Denn, <hi rendition="#b">er&#x017F;tlich,</hi><lb/>
fa&#x0364;llt die <hi rendition="#b">Septime</hi> er&#x017F;t mit der Grundnote ein, und hat ihre rechte Vorberei-<lb/>
tung nicht; obwohl etwa einer &#x017F;agen mo&#x0364;chte: das Geho&#x0364;r werde durch das Se-<lb/>
mitonium des Vor&#x017F;chlags betrogen, und durch die&#x017F;en Aufenthalt, als ein zier-<lb/>
liche <hi rendition="#b">Su&#x017F;pen&#x017F;ion,</hi> dennoch &#x017F;chon vergnu&#x0364;get. <hi rendition="#b"> Zweytens </hi> fallen die To&#x0364;ne im<lb/>
er&#x017F;ten halben Theile des Tactes &#x017F;o widrig zu&#x017F;ammen, daß, wenn es nicht recht<lb/>
ge&#x017F;chwind wegge&#x017F;pielet wird, die <hi rendition="#b">Di&#x017F;&#x017F;onanze </hi> dem Geho&#x0364;r unertra&#x0364;glich i&#x017F;t.<lb/>
Z. E.</p><lb/><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 10.</fw><lb/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0228] Das neunte Hauptſtuͤck. einen Vorſchlag vor ſich hat; in welchem Falle man den Vorſchlag ſchnell wegſpielet, um dem Stuͤcke durch das lange Aushalten der Vorſchlaͤge die Leb- haftigkeit nicht zu benehmen. Hier folgen die Beyſpiele, wo der Vortrag mit langen Vorſchlaͤgen viel zu ſchlaͤferig klingen wuͤrde. [Abbildung] Bey dieſen Septbindungen ſollte man zwar allezeit erſt bey der Achttheilnote (✽) von dem Vorſchlage in die Hauptnote einfallen, wie §. 5. geſagt worden: allein wenn eine zwote Stimme dabey iſt, gefaͤllt es mir gar nicht. Denn, erſtlich, faͤllt die Septime erſt mit der Grundnote ein, und hat ihre rechte Vorberei- tung nicht; obwohl etwa einer ſagen moͤchte: das Gehoͤr werde durch das Se- mitonium des Vorſchlags betrogen, und durch dieſen Aufenthalt, als ein zier- liche Suſpenſion, dennoch ſchon vergnuͤget. Zweytens fallen die Toͤne im erſten halben Theile des Tactes ſo widrig zuſammen, daß, wenn es nicht recht geſchwind weggeſpielet wird, die Diſſonanze dem Gehoͤr unertraͤglich iſt. Z. E. §. 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/228
Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/228>, abgerufen am 23.11.2024.