Jn einem mittlern Tempo, welches nicht zu langsam noch übertrieben ist, kann man die erste Note eines Dreyerls mit dem Herabstriche allein, die zwo- te und dritte aber in dem Hinaufstriche zusammen nehmen; doch also: daß iede der zwo letzten Noten abgesondert klinge. Dieß muß durch die Erhebung des Bogens geschehen. Man besehe das Exempel:
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§. 15.
Man kann eine Veränderung machen, die man gleich von allen andern unterscheidet: wenn man zwar drey Noten, aber nicht die gewöhnlichen drey, zusammen schleifet; sondern von iedem Dreyerl die zwote und dritte Note mit der ersten Note des darauf folgenden Dreyerls oder einer andern nachkommen- den Figur verbindet. Man muß aber sonderbar auf die Gleichheit der Trio- len sehen, und die Stärke oder den Nachdruck nicht am Anfange, sondern am Ende des Bogens anbringen: sonst fällt dieser Nachdruck auf den unrechten Ort, nämlich auf die zwote Note; da er doch auf die erste Note fallen muß. Das Exempel wird es klärer machen.
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§. 16.
Zur Nachahmung, oder zur Ausdrückung und Erregung dieser oder jener Leidenschaft werden auch solche Figuren erdacht, durch deren karactermässiges Ab- spielen man der Natur am nächsten zu kommen glaubet. Wenn z. E. iedes Dreyerl mit einer Sospir anfängt; so kann ein klägliches Seufzen nicht besser ausgedrücket werden, als wenn die übrigen zwo Noten mit Abwechselung des Forte und Piano im Hinaufstriche zusammen geschliffen werden. Man muß
aber
Das ſechſte Hauptſtuͤck.
§. 14.
Jn einem mittlern Tempo, welches nicht zu langſam noch uͤbertrieben iſt, kann man die erſte Note eines Dreyerls mit dem Herabſtriche allein, die zwo- te und dritte aber in dem Hinaufſtriche zuſammen nehmen; doch alſo: daß iede der zwo letzten Noten abgeſondert klinge. Dieß muß durch die Erhebung des Bogens geſchehen. Man beſehe das Exempel:
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§. 15.
Man kann eine Veraͤnderung machen, die man gleich von allen andern unterſcheidet: wenn man zwar drey Noten, aber nicht die gewoͤhnlichen drey, zuſammen ſchleifet; ſondern von iedem Dreyerl die zwote und dritte Note mit der erſten Note des darauf folgenden Dreyerls oder einer andern nachkommen- den Figur verbindet. Man muß aber ſonderbar auf die Gleichheit der Trio- len ſehen, und die Staͤrke oder den Nachdruck nicht am Anfange, ſondern am Ende des Bogens anbringen: ſonſt faͤllt dieſer Nachdruck auf den unrechten Ort, naͤmlich auf die zwote Note; da er doch auf die erſte Note fallen muß. Das Exempel wird es klaͤrer machen.
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§. 16.
Zur Nachahmung, oder zur Ausdruͤckung und Erregung dieſer oder jener Leidenſchaft werden auch ſolche Figuren erdacht, durch deren karactermaͤſſiges Ab- ſpielen man der Natur am naͤchſten zu kommen glaubet. Wenn z. E. iedes Dreyerl mit einer Sospir anfaͤngt; ſo kann ein klaͤgliches Seufzen nicht beſſer ausgedruͤcket werden, als wenn die uͤbrigen zwo Noten mit Abwechſelung des Forte und Piano im Hinaufſtriche zuſammen geſchliffen werden. Man muß
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Das ſechſte Hauptſtuͤck.
§. 14.
Jn einem mittlern Tempo, welches nicht zu langſam noch uͤbertrieben iſt,
kann man die erſte Note eines Dreyerls mit dem Herabſtriche allein, die zwo-
te und dritte aber in dem Hinaufſtriche zuſammen nehmen; doch alſo: daß iede
der zwo letzten Noten abgeſondert klinge. Dieß muß durch die Erhebung des
Bogens geſchehen. Man beſehe das Exempel:
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§. 15.
Man kann eine Veraͤnderung machen, die man gleich von allen andern
unterſcheidet: wenn man zwar drey Noten, aber nicht die gewoͤhnlichen drey,
zuſammen ſchleifet; ſondern von iedem Dreyerl die zwote und dritte Note mit
der erſten Note des darauf folgenden Dreyerls oder einer andern nachkommen-
den Figur verbindet. Man muß aber ſonderbar auf die Gleichheit der Trio-
len ſehen, und die Staͤrke oder den Nachdruck nicht am Anfange, ſondern am
Ende des Bogens anbringen: ſonſt faͤllt dieſer Nachdruck auf den unrechten Ort,
naͤmlich auf die zwote Note; da er doch auf die erſte Note fallen muß. Das
Exempel wird es klaͤrer machen.
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§. 16.
Zur Nachahmung, oder zur Ausdruͤckung und Erregung dieſer oder jener
Leidenſchaft werden auch ſolche Figuren erdacht, durch deren karactermaͤſſiges Ab-
ſpielen man der Natur am naͤchſten zu kommen glaubet. Wenn z. E. iedes
Dreyerl mit einer Sospir anfaͤngt; ſo kann ein klaͤgliches Seufzen nicht beſſer
ausgedruͤcket werden, als wenn die uͤbrigen zwo Noten mit Abwechſelung des
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Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/147>, abgerufen am 16.02.2025.
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