Beyfall versprechen. Ist er ein Mann von wah- rer Herzens-Güte, so hört man nur allzuoft die, zuweilen nicht ungegründete, Klage: Un- ser Herr hat den einigen Fehler, Er ist zu gut. Hält er an seinem Hof, in seinem Land, bey seiner Dienerschaft über Ordnung, Gesetzen und Pünctlichkeit, so heisst er ein harter, strenger, ja wohl ein schlimmer Mann. Kann's doch Gott, der Allerweiseste und Allergütigste, mit seiner Regierung nicht allen Menschen recht machen, um ihrem murrenden undankbaren Ta- del zu entgehen!
Hingegen ist auch kein König und Fürst, gross oder klein, so schwach, schlecht und bös, der nicht bey seinem Leben und in seinem Tod seine Lobredner oder doch Rechtfertiger und Entschuldiger findet.
Die Nachwelt ist's allein, die mit unpartheyi- scher Waage eines jeden wahren Werth be- stimmt, Tugenden gegen Laster, Irrthum ge- gen Bosheit, menschliche Schwachheiten gegen Vorsatz, abwiegt, Temperaments-Tugenden von erworbenen und errungenen unterscheidet, und mit Einem Wort Jedem Gerechtigkeit wie- derfahren lässt.
Beyfall versprechen. Ist er ein Mann von wah- rer Herzens-Güte, so hört man nur allzuoft die, zuweilen nicht ungegründete, Klage: Un- ser Herr hat den einigen Fehler, Er ist zu gut. Hält er an seinem Hof, in seinem Land, bey seiner Dienerschaft über Ordnung, Gesetzen und Pünctlichkeit, so heiſst er ein harter, strenger, ja wohl ein schlimmer Mann. Kann’s doch Gott, der Allerweiseste und Allergütigste, mit seiner Regierung nicht allen Menschen recht machen, um ihrem murrenden undankbaren Ta- del zu entgehen!
Hingegen ist auch kein König und Fürst, groſs oder klein, so schwach, schlecht und bös, der nicht bey seinem Leben und in seinem Tod seine Lobredner oder doch Rechtfertiger und Entschuldiger findet.
Die Nachwelt ist’s allein, die mit unpartheyi- scher Waage eines jeden wahren Werth be- stimmt, Tugenden gegen Laster, Irrthum ge- gen Bosheit, menschliche Schwachheiten gegen Vorsatz, abwiegt, Temperaments-Tugenden von erworbenen und errungenen unterscheidet, und mit Einem Wort Jedem Gerechtigkeit wie- derfahren läſst.
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Beyfall versprechen. Ist er ein Mann von wah-
rer Herzens-Güte, so hört man nur allzuoft
die, zuweilen nicht ungegründete, Klage: Un-
ser Herr hat den einigen Fehler, Er ist zu gut.
Hält er an seinem Hof, in seinem Land, bey
seiner Dienerschaft über Ordnung, Gesetzen und
Pünctlichkeit, so heiſst er ein harter, strenger,
ja wohl ein schlimmer Mann. Kann’s doch
Gott, der Allerweiseste und Allergütigste, mit
seiner Regierung nicht allen Menschen recht
machen, um ihrem murrenden undankbaren Ta-
del zu entgehen!
Hingegen ist auch kein König und Fürst,
groſs oder klein, so schwach, schlecht und
bös, der nicht bey seinem Leben und in seinem
Tod seine Lobredner oder doch Rechtfertiger
und Entschuldiger findet.
Die Nachwelt ist’s allein, die mit unpartheyi-
scher Waage eines jeden wahren Werth be-
stimmt, Tugenden gegen Laster, Irrthum ge-
gen Bosheit, menschliche Schwachheiten gegen
Vorsatz, abwiegt, Temperaments-Tugenden
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und mit Einem Wort Jedem Gerechtigkeit wie-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/80>, abgerufen am 22.11.2024.
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