fe seines Jammers um Rettung und Hülfe zu Gott schreyendes, seine Verirrungen und Ab- wege endlich beherzigendes Volk oder Land endlich wieder erlöset, getröstet, erfreuet und gesegnet werden, als wenn Gott auf seinen Pharao oder Saul wieder einen Antonin und Da- vid folgen lässt.
Dieser Wechsel ist, nach dem lauten Zeugniss der Geschichte, in der Erfahrung aller Jahrhun- derte gegründet. Es hat zu allen Zeiten gute und böse Fürsten gegeben, weil sie beyde nur Menschen waren; und so wird es fortgehen biss ans Ende der Tage.
Obberührte Wahrheit hat ein grosser und wei- ser König unserer Zeit, Friedrich II. in Preus- sen, selbst erkannt und bekannt, da er noch im Jahr 1778. in seinem hohen Alter an seinen Freund d'Alembert schrieb:
"Ich betrachte mich als ein Werkzeug in der Hand des Schicksals, welches in der Verket- tung der Ursachen gebraucht wird, ohne dass es selbst den Zweck und die Folgen der Arbei- ten kennt, zu deren Bewerkstelligung man es anwendet. Das ist ein aufrichtiges Bekenntniss, so wie die Staats- und Kriegsmänner es selten ablegen; aber es stimmt sehr mit der Wendung
fe seines Jammers um Rettung und Hülfe zu Gott schreyendes, seine Verirrungen und Ab- wege endlich beherzigendes Volk oder Land endlich wieder erlöset, getröstet, erfreuet und gesegnet werden, als wenn Gott auf seinen Pharao oder Saul wieder einen Antonin und Da- vid folgen läſst.
Dieser Wechsel ist, nach dem lauten Zeugniſs der Geschichte, in der Erfahrung aller Jahrhun- derte gegründet. Es hat zu allen Zeiten gute und böse Fürsten gegeben, weil sie beyde nur Menschen waren; und so wird es fortgehen biſs ans Ende der Tage.
Obberührte Wahrheit hat ein groſser und wei- ser König unserer Zeit, Friedrich II. in Preus- sen, selbst erkannt und bekannt, da er noch im Jahr 1778. in seinem hohen Alter an seinen Freund d’Alembert schrieb:
„Ich betrachte mich als ein Werkzeug in der Hand des Schicksals, welches in der Verket- tung der Ursachen gebraucht wird, ohne daſs es selbst den Zweck und die Folgen der Arbei- ten kennt, zu deren Bewerkstelligung man es anwendet. Das ist ein aufrichtiges Bekenntniſs, so wie die Staats- und Kriegsmänner es selten ablegen; aber es stimmt sehr mit der Wendung
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fe seines Jammers um Rettung und Hülfe zu
Gott schreyendes, seine Verirrungen und Ab-
wege endlich beherzigendes Volk oder Land
endlich wieder erlöset, getröstet, erfreuet und
gesegnet werden, als wenn Gott auf seinen
Pharao oder Saul wieder einen Antonin und Da-
vid folgen läſst.
Dieser Wechsel ist, nach dem lauten Zeugniſs
der Geschichte, in der Erfahrung aller Jahrhun-
derte gegründet. Es hat zu allen Zeiten gute
und böse Fürsten gegeben, weil sie beyde nur
Menschen waren; und so wird es fortgehen biſs
ans Ende der Tage.
Obberührte Wahrheit hat ein groſser und wei-
ser König unserer Zeit, Friedrich II. in Preus-
sen, selbst erkannt und bekannt, da er noch
im Jahr 1778. in seinem hohen Alter an seinen
Freund d’Alembert schrieb:
„Ich betrachte mich als ein Werkzeug in der
Hand des Schicksals, welches in der Verket-
tung der Ursachen gebraucht wird, ohne daſs
es selbst den Zweck und die Folgen der Arbei-
ten kennt, zu deren Bewerkstelligung man es
anwendet. Das ist ein aufrichtiges Bekenntniſs,
so wie die Staats- und Kriegsmänner es selten
ablegen; aber es stimmt sehr mit der Wendung
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/73>, abgerufen am 23.11.2024.
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