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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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senstossen etc. gegen seine Räthe und Diener
war, so war ers auch in seinen schriftlichen
Resolutionen mit allgewaltigen an den Rand
hingemahlten Esels-Köpfen und Ohren, deren
ich mich von meinen Jünglings-Jahren noch
verschiedene in ihrer schönen Natur gesehen
zu haben erinnere.

Dieser König trieb die Selbstständigkeit seiner
Herrschermacht so weit, dass, nach des von
Poellniz
*) Bericht, keiner seiner vertraute-
sten Minister sich nicht einmahl unterstehen durf-
te, einen Befehl auszufertigen, oder auch nur
zu contrasigniren; der König unterschrieb sie,
und zwar allein, alle selbst; daher ihre Anzahl
manchmal an einem Tage in die hunderte gieng.


Als Anti-Machiavel nur noch Kron-Prinz,
noch nicht König war, träumte ihm an einem

*) Dans ses nouveaux Memoires de 1791. T. II. p.
381. Tout ce qui appartenoit au gouvernement, devoit pas-
ser sous ses yeux et par ses mains. Ses ministres n'osoient
point, comme ils le font ailleurs, appliquer sa signature
d'aucun acte. Ils signoit lui-meme, sans s'en rapporter
a eux, quelque confiance qu'il eut en leur discretion et
probite. Les ordres, qu'il addressoit aux officiers tant ci-
vils que militaires, et qu'il signoit de sa main, alloient
quelquefois a plusieurs centaines dans un jour.

senstoſsen etc. gegen seine Räthe und Diener
war, so war ers auch in seinen schriftlichen
Resolutionen mit allgewaltigen an den Rand
hingemahlten Esels-Köpfen und Ohren, deren
ich mich von meinen Jünglings-Jahren noch
verschiedene in ihrer schönen Natur gesehen
zu haben erinnere.

Dieser König trieb die Selbstständigkeit seiner
Herrschermacht so weit, daſs, nach des von
Poellniz
*) Bericht, keiner seiner vertraute-
sten Minister sich nicht einmahl unterstehen durf-
te, einen Befehl auszufertigen, oder auch nur
zu contrasigniren; der König unterschrieb sie,
und zwar allein, alle selbst; daher ihre Anzahl
manchmal an einem Tage in die hunderte gieng.


Als Anti-Machiavel nur noch Kron-Prinz,
noch nicht König war, träumte ihm an einem

*) Dans ses nouveaux Memoires de 1791. T. II. p.
381. Tout ce qui appartenoit au gouvernement, devoit pas-
ser sous ses yeux et par ses mains. Ses ministres n’osoient
point, comme ils le font ailleurs, appliquer sa signature
d’àucun acte. Ils signoit lui-même, sans s’en rapporter
à eux, quelque confiance qu’il eut en leur discretion et
probité. Les ordres, qu’il addressoit aux officiers tant ci-
vils que militaires, et qu’il signoit de sa main, alloient
quelquefois à plusieurs centaines dans un jour.
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[39/0045] senstoſsen etc. gegen seine Räthe und Diener war, so war ers auch in seinen schriftlichen Resolutionen mit allgewaltigen an den Rand hingemahlten Esels-Köpfen und Ohren, deren ich mich von meinen Jünglings-Jahren noch verschiedene in ihrer schönen Natur gesehen zu haben erinnere. Dieser König trieb die Selbstständigkeit seiner Herrschermacht so weit, daſs, nach des von Poellniz *) Bericht, keiner seiner vertraute- sten Minister sich nicht einmahl unterstehen durf- te, einen Befehl auszufertigen, oder auch nur zu contrasigniren; der König unterschrieb sie, und zwar allein, alle selbst; daher ihre Anzahl manchmal an einem Tage in die hunderte gieng. Als Anti-Machiavel nur noch Kron-Prinz, noch nicht König war, träumte ihm an einem *) Dans ses nouveaux Memoires de 1791. T. II. p. 381. Tout ce qui appartenoit au gouvernement, devoit pas- ser sous ses yeux et par ses mains. Ses ministres n’osoient point, comme ils le font ailleurs, appliquer sa signature d’àucun acte. Ils signoit lui-même, sans s’en rapporter à eux, quelque confiance qu’il eut en leur discretion et probité. Les ordres, qu’il addressoit aux officiers tant ci- vils que militaires, et qu’il signoit de sa main, alloient quelquefois à plusieurs centaines dans un jour.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/45>, abgerufen am 24.11.2024.