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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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Die Wahrheit war zu allen Zeiten nur Eine.
Der Kampf zwischen Licht und Finsterniss, zwi-
schen Tugend und Laster, Glauben und Aber-
glauben, Wahrheit und Irrthum, war der Streit
aller Jahrhunderte. Sind die Kämpfer matt und
verzagt, sind die Waffen der Wahrheit stumpf
und unbrauchbar worden; oder welches sind
die Ursachen, dass man aus dem Munde christ-
licher Religions-Lehrer immer seltener solche
kühne, getroste, heroische, ohne Ansehen der
Person durchgreifende Zeugnisse, wie ehedes-
sen, zu vernehmen hat? Ist dieser Zeugen-Geist
mit der Zeit ganz verraucht und in Verwesung
übergegangen; oder ist die Kraft und der Muth
geblieben und nur in der Anwendung anders
modificirt und verfeinert worden? Wie verhal-
ten sich Menschen und Sachen der vergangenen
Zeiten hierinn gegen die jezige? Was ist an je-
nen oder diesen zu loben oder zu tadeln; und
was ist vor's Gegenwärtige und Künftige zu
fürchten oder zu hoffen?


Diese Fragen und Betrachtungen sind doch
wohl einer nähern Prüfung und Untersuchung
werth. Publicität ist das grosse Losungswost


Die Wahrheit war zu allen Zeiten nur Eine.
Der Kampf zwischen Licht und Finsterniſs, zwi-
schen Tugend und Laster, Glauben und Aber-
glauben, Wahrheit und Irrthum, war der Streit
aller Jahrhunderte. Sind die Kämpfer matt und
verzagt, sind die Waffen der Wahrheit stumpf
und unbrauchbar worden; oder welches sind
die Ursachen, daſs man aus dem Munde christ-
licher Religions-Lehrer immer seltener solche
kühne, getroste, heroische, ohne Ansehen der
Person durchgreifende Zeugnisse, wie ehedes-
sen, zu vernehmen hat? Ist dieser Zeugen-Geist
mit der Zeit ganz verraucht und in Verwesung
übergegangen; oder ist die Kraft und der Muth
geblieben und nur in der Anwendung anders
modificirt und verfeinert worden? Wie verhal-
ten sich Menschen und Sachen der vergangenen
Zeiten hierinn gegen die jezige? Was ist an je-
nen oder diesen zu loben oder zu tadeln; und
was ist vor’s Gegenwärtige und Künftige zu
fürchten oder zu hoffen?


Diese Fragen und Betrachtungen sind doch
wohl einer nähern Prüfung und Untersuchung
werth. Publicität ist das groſse Losungswost

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[312/0318] Die Wahrheit war zu allen Zeiten nur Eine. Der Kampf zwischen Licht und Finsterniſs, zwi- schen Tugend und Laster, Glauben und Aber- glauben, Wahrheit und Irrthum, war der Streit aller Jahrhunderte. Sind die Kämpfer matt und verzagt, sind die Waffen der Wahrheit stumpf und unbrauchbar worden; oder welches sind die Ursachen, daſs man aus dem Munde christ- licher Religions-Lehrer immer seltener solche kühne, getroste, heroische, ohne Ansehen der Person durchgreifende Zeugnisse, wie ehedes- sen, zu vernehmen hat? Ist dieser Zeugen-Geist mit der Zeit ganz verraucht und in Verwesung übergegangen; oder ist die Kraft und der Muth geblieben und nur in der Anwendung anders modificirt und verfeinert worden? Wie verhal- ten sich Menschen und Sachen der vergangenen Zeiten hierinn gegen die jezige? Was ist an je- nen oder diesen zu loben oder zu tadeln; und was ist vor’s Gegenwärtige und Künftige zu fürchten oder zu hoffen? Diese Fragen und Betrachtungen sind doch wohl einer nähern Prüfung und Untersuchung werth. Publicität ist das groſse Losungswost

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/318>, abgerufen am 22.11.2024.