dencken, dass es auch Gottes Werck ist, wenn gut Regiment unter den Menschen gehalten wird. Zu mercken ist es bey den Bienen, dass die Na- tur den König von den andern Hauffen mercklich unterschieden hat, weil seine Gestalt grösser und ansehnlicher ist, als der andern. Also hat auch die göttliche Vorsichtigkeit die Regenten unter den Menschen-Kindern mit sonderlichem Ansehen bekleidet. Der Natur nach ist ein Mensch nicht besser, als der ander. Wir sind alle Eines Fleisches und Eines Geblühtes. Doch ziehet Gott unter viel Tausenden einen herfür, und giebt Ihm ein solches Ansehen, dass die andern alle Ihn fürchten müssen. Gott hat mit seinen Gebothen sie also umzeunet und verwah- ret, dass die Unterthanen sie, als Gottes Ord- nung, ehren und fürchten müssen; damit bewei- set Gott Gnade und Güte, beydes den Regen- ten und Unterthanen. Die Regenten haben Got- tes Güte zu preisen, darumb dass sie der Natur nach nicht besser sind als andere, dennoch von Gottes Gnade herür gezogen worden, und über viel Tausend andere Menschen gesetzt seyn, und vor andern mit Ehr und Reichthum bega- bet worden. Unterthanen erkennen auch darin- nen Gottes Güte, dass sie Schutz finden. Je
dencken, daſs es auch Gottes Werck ist, wenn gut Regiment unter den Menschen gehalten wird. Zu mercken ist es bey den Bienen, daſs die Na- tur den König von den andern Hauffen mercklich unterschieden hat, weil seine Gestalt gröſser und ansehnlicher ist, als der andern. Also hat auch die göttliche Vorsichtigkeit die Regenten unter den Menschen-Kindern mit sonderlichem Ansehen bekleidet. Der Natur nach ist ein Mensch nicht besser, als der ander. Wir sind alle Eines Fleisches und Eines Geblühtes. Doch ziehet Gott unter viel Tausenden einen herfür, und giebt Ihm ein solches Ansehen, daſs die andern alle Ihn fürchten müssen. Gott hat mit seinen Gebothen sie also umzeunet und verwah- ret, daſs die Unterthanen sie, als Gottes Ord- nung, ehren und fürchten müssen; damit bewei- set Gott Gnade und Güte, beydes den Regen- ten und Unterthanen. Die Regenten haben Got- tes Güte zu preisen, darumb daſs sie der Natur nach nicht besser sind als andere, dennoch von Gottes Gnade herür gezogen worden, und über viel Tausend andere Menschen gesetzt seyn, und vor andern mit Ehr und Reichthum bega- bet worden. Unterthanen erkennen auch darin- nen Gottes Güte, daſs sie Schutz finden. Je
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dencken, daſs es auch Gottes Werck ist, wenn
gut Regiment unter den Menschen gehalten wird.
Zu mercken ist es bey den Bienen, daſs die Na-
tur den König von den andern Hauffen mercklich
unterschieden hat, weil seine Gestalt gröſser
und ansehnlicher ist, als der andern. Also hat
auch die göttliche Vorsichtigkeit die Regenten
unter den Menschen-Kindern mit sonderlichem
Ansehen bekleidet. Der Natur nach ist ein
Mensch nicht besser, als der ander. Wir sind
alle Eines Fleisches und Eines Geblühtes. Doch
ziehet Gott unter viel Tausenden einen herfür,
und giebt Ihm ein solches Ansehen, daſs die
andern alle Ihn fürchten müssen. Gott hat mit
seinen Gebothen sie also umzeunet und verwah-
ret, daſs die Unterthanen sie, als Gottes Ord-
nung, ehren und fürchten müssen; damit bewei-
set Gott Gnade und Güte, beydes den Regen-
ten und Unterthanen. Die Regenten haben Got-
tes Güte zu preisen, darumb daſs sie der Natur
nach nicht besser sind als andere, dennoch von
Gottes Gnade herür gezogen worden, und
über viel Tausend andere Menschen gesetzt seyn,
und vor andern mit Ehr und Reichthum bega-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/296>, abgerufen am 24.11.2024.
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