31. Wie die Humanität der Fürsten allmählig verlohren geht.
Wodurch wird ein Fürst von weichgeschaffener Seele allmälig hart? Ich begnüge mich, nur ei- nige Ursachen zu nennen, ohne sie weiter aus- zufuhren: Durch strenge Erziehung und üble Be- handlung in der Jugend; durch zu lange erdulde- ten Zwang; durch das Kriegsleben; durch lange Gewohnheit des Befehlens und einer knechtischen Befolgung seines Willens, durch Gefälligkeiten der Schmeichler und Augendiener, und die dar- aus erwachsenden verächtlichen Begriffe von dem Menschen.
Die übrigen Gründe sind nicht minder wichtig und mannigfaltig, wodurch die mildere, sanfte Ge- sinnungen, die Humanität der Fürsten gegen ih- re Diener und andere Menschen überhaupt, allmäh- lig verlohren geht.
Nur noch bey einem Punct stehen zu bleiben, so ist unlaugbar: Das Interesse eines Fürsten und seiner Hof- und Staats-Diener stehen, nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge, in einem bestän- digen Conflikt, in einer steten Ebbe und Fluth mit und gegen einander. Je mehr den Herrn Ge-
31. Wie die Humanität der Fürsten allmählig verlohren geht.
Wodurch wird ein Fürst von weichgeschaffener Seele allmälig hart? Ich begnüge mich, nur ei- nige Ursachen zu nennen, ohne sie weiter aus- zufuhren: Durch strenge Erziehung und üble Be- handlung in der Jugend; durch zu lange erdulde- ten Zwang; durch das Kriegsleben; durch lange Gewohnheit des Befehlens und einer knechtischen Befolgung seines Willens, durch Gefälligkeiten der Schmeichler und Augendiener, und die dar- aus erwachsenden verächtlichen Begriffe von dem Menschen.
Die übrigen Gründe sind nicht minder wichtig und mannigfaltig, wodurch die mildere, sanfte Ge- sinnungen, die Humanität der Fürsten gegen ih- re Diener und andere Menschen überhaupt, allmäh- lig verlohren geht.
Nur noch bey einem Punct stehen zu bleiben, so ist unlaugbar: Das Interesse eines Fürsten und seiner Hof- und Staats-Diener stehen, nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge, in einem bestän- digen Conflikt, in einer steten Ebbe und Fluth mit und gegen einander. Je mehr den Herrn Ge-
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31.
Wie die Humanität der Fürsten allmählig
verlohren geht.
Wodurch wird ein Fürst von weichgeschaffener
Seele allmälig hart? Ich begnüge mich, nur ei-
nige Ursachen zu nennen, ohne sie weiter aus-
zufuhren: Durch strenge Erziehung und üble Be-
handlung in der Jugend; durch zu lange erdulde-
ten Zwang; durch das Kriegsleben; durch lange
Gewohnheit des Befehlens und einer knechtischen
Befolgung seines Willens, durch Gefälligkeiten
der Schmeichler und Augendiener, und die dar-
aus erwachsenden verächtlichen Begriffe von dem
Menschen.
Die übrigen Gründe sind nicht minder wichtig
und mannigfaltig, wodurch die mildere, sanfte Ge-
sinnungen, die Humanität der Fürsten gegen ih-
re Diener und andere Menschen überhaupt, allmäh-
lig verlohren geht.
Nur noch bey einem Punct stehen zu bleiben,
so ist unlaugbar: Das Interesse eines Fürsten und
seiner Hof- und Staats-Diener stehen, nach dem
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/272>, abgerufen am 18.12.2024.
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