theile zu Vertheidigung einer guten Sache zu be- dienen; er war daher verbunden, den wahren Charakter der Verfolger der Wahrheit darzustellen. Wenn also das wahr ist, was er von der Königin von Schottland gesagt, so kann man ihn nicht darüber tadeln. Die Fürsten, welche übels thun, müssen sich gewärtigen, dass man sich an ihrem Andenken räche, da man es nicht an ihrer Person thun kann; und das, was man sie in diesem Betracht leiden macht, istnur sehrwenig in Vergleichung dessen, was sie andere leiden gemacht haben.
28. Kopf-Beugen, anstatt Knie-Beugen.
Niemand hat sich darauf besser verstanden, als Kayser Joseph II. Er war der angenehmste Ge- sellschafter, der leutseligste, herablassendste, populärste Fürst seiner Zeit, wenn, wo und so oft er wollte; in seinen Regenten-Handlungen, Befehlen und Verordnungen aber der strengste De- spot. Nach der uralten Spanischen Etiquette war bey der Erscheinung vor ihm das Kniebeugen eingeführt; man beugte also, gemächlich genug, das Knie, und durfte dabey raisonniren, so viel man wollte. Die Engelländer thun's noch vor ih-
theile zu Vertheidigung einer guten Sache zu be- dienen; er war daher verbunden, den wahren Charakter der Verfolger der Wahrheit darzustellen. Wenn also das wahr ist, was er von der Königin von Schottland gesagt, so kann man ihn nicht darüber tadeln. Die Fürsten, welche übels thun, müssen sich gewärtigen, daſs man sich an ihrem Andenken räche, da man es nicht an ihrer Person thun kann; und das, was man sie in diesem Betracht leiden macht, istnur sehrwenig in Vergleichung dessen, was sie andere leiden gemacht haben.
28. Kopf-Beugen, anstatt Knie-Beugen.
Niemand hat sich darauf besser verstanden, als Kayser Joseph II. Er war der angenehmste Ge- sellschafter, der leutseligste, herablassendste, populärste Fürst seiner Zeit, wenn, wo und so oft er wollte; in seinen Regenten-Handlungen, Befehlen und Verordnungen aber der strengste De- spot. Nach der uralten Spanischen Etiquette war bey der Erscheinung vor ihm das Kniebeugen eingeführt; man beugte also, gemächlich genug, das Knie, und durfte dabey raisonniren, so viel man wollte. Die Engelländer thun’s noch vor ih-
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theile zu Vertheidigung einer guten Sache zu be-
dienen; er war daher verbunden, den wahren
Charakter der Verfolger der Wahrheit darzustellen.
Wenn also das wahr ist, was er von der Königin
von Schottland gesagt, so kann man ihn nicht
darüber tadeln. Die Fürsten, welche übels
thun, müssen sich gewärtigen, daſs man
sich an ihrem Andenken räche, da man es
nicht an ihrer Person thun kann; und das,
was man sie in diesem Betracht leiden
macht, istnur sehrwenig in Vergleichung
dessen, was sie andere leiden gemacht
haben.
28.
Kopf-Beugen, anstatt Knie-Beugen.
Niemand hat sich darauf besser verstanden, als
Kayser Joseph II. Er war der angenehmste Ge-
sellschafter, der leutseligste, herablassendste,
populärste Fürst seiner Zeit, wenn, wo und so
oft er wollte; in seinen Regenten-Handlungen,
Befehlen und Verordnungen aber der strengste De-
spot. Nach der uralten Spanischen Etiquette war
bey der Erscheinung vor ihm das Kniebeugen
eingeführt; man beugte also, gemächlich genug,
das Knie, und durfte dabey raisonniren, so viel
man wollte. Die Engelländer thun’s noch vor ih-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/268>, abgerufen am 24.11.2024.
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