einen reichen Aufgang in Küchen und Keller gehabt und was er etwann sonsten vorgenom- men, davon sie ihrem Prinzen, ihren Passionen nach, die Folge wünschen, als was er im Land und Staat nützliches und löbliches ausgerichtet. So hat man wohl aus der Erfahrung, dass man- chen Prinzens Gemüth durch die Historie sei- nes Hauses mehr auf böse Thaten verleitet und verdorben, als zu etwas Gutes gebracht worden. Die Häuser Oesterreich und Brandenburg haben hier etwas zum voraus, weil die allermei- sten Herren in denselben tugendhaft gewesen".
Dieser Predigt eines alten politischen Pädago- gen noch ein paar historische Bemerkungen bei- zufügen, so ist mir wissend, dass Kayser Jo- seph II. vorzüglich in der pragmatischen Ge- schichte seines Hauses, besonders der neuern Zeiten, unterwiesen werden sollte. Das Unglück wollte, dass diese Arbeit dem Staats-Secretario, Baron von Bartenstein, aufgetragen wurde, der zu dieser Zeit das ganze Vertrauen der Mo- narchin besass; denn unter den Ministern war freilich kein Seld, Granvella oder Harrach mehr, der Zeit, Kenntnisse und Geschicke dazu gehabt hätte. Bartenstein schrieb also einen
einen reichen Aufgang in Küchen und Keller gehabt und was er etwann sonsten vorgenom- men, davon sie ihrem Prinzen, ihren Passionen nach, die Folge wünschen, als was er im Land und Staat nützliches und löbliches ausgerichtet. So hat man wohl aus der Erfahrung, daſs man- chen Prinzens Gemüth durch die Historie sei- nes Hauses mehr auf böse Thaten verleitet und verdorben, als zu etwas Gutes gebracht worden. Die Häuser Oesterreich und Brandenburg haben hier etwas zum voraus, weil die allermei- sten Herren in denselben tugendhaft gewesen„.
Dieser Predigt eines alten politischen Pädago- gen noch ein paar historische Bemerkungen bei- zufügen, so ist mir wissend, daſs Kayser Jo- seph II. vorzüglich in der pragmatischen Ge- schichte seines Hauses, besonders der neuern Zeiten, unterwiesen werden sollte. Das Unglück wollte, daſs diese Arbeit dem Staats-Secretario, Baron von Bartenstein, aufgetragen wurde, der zu dieser Zeit das ganze Vertrauen der Mo- narchin besaſs; denn unter den Ministern war freilich kein Seld, Granvella oder Harrach mehr, der Zeit, Kenntnisse und Geschicke dazu gehabt hätte. Bartenstein schrieb also einen
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[244/0250]
einen reichen Aufgang in Küchen und Keller
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men, davon sie ihrem Prinzen, ihren Passionen
nach, die Folge wünschen, als was er im Land
und Staat nützliches und löbliches ausgerichtet.
So hat man wohl aus der Erfahrung, daſs man-
chen Prinzens Gemüth durch die Historie sei-
nes Hauses mehr auf böse Thaten verleitet und
verdorben, als zu etwas Gutes gebracht worden.
Die Häuser Oesterreich und Brandenburg
haben hier etwas zum voraus, weil die allermei-
sten Herren in denselben tugendhaft gewesen„.
Dieser Predigt eines alten politischen Pädago-
gen noch ein paar historische Bemerkungen bei-
zufügen, so ist mir wissend, daſs Kayser Jo-
seph II. vorzüglich in der pragmatischen Ge-
schichte seines Hauses, besonders der neuern
Zeiten, unterwiesen werden sollte. Das Unglück
wollte, daſs diese Arbeit dem Staats-Secretario,
Baron von Bartenstein, aufgetragen wurde,
der zu dieser Zeit das ganze Vertrauen der Mo-
narchin besaſs; denn unter den Ministern war
freilich kein Seld, Granvella oder Harrach
mehr, der Zeit, Kenntnisse und Geschicke dazu
gehabt hätte. Bartenstein schrieb also einen
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/250>, abgerufen am 23.11.2024.
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