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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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Natur, aber nicht ihr Stürmer. In allen Fällen
dieses Lebens, selbst auch im Dienst der Wahr-
heit, muss man das: Modice sapere, üben
lernen, und das alte Wort: Reden hat seine Zeit,
und Schweigen hat seine Zeit, niemahls ver-
gessen.

Es mag also, besonders zu unserer jezigen
Zeit, wo sich die Könige und Fürsten selbst un-
ter einander in die Wette loben, und von andern
biss znm Eckel blind, taub, stumm und todt
gelobt werden, an diesen Prolegomenen genug
seyn; weiter zu gehen, führte nur auf Vesu-
vischen Boden, vor dessen verschlingenden
Lava zwar manchmahlen ein zeitiges Fliehen
sichert, die heisse Asche aber schon die Fersen
des Wanderers versengen könnte.

Vom Loben der Todten, vom Loben der Ge-
lehrten, in ihren Reden, Schriften und Gedich-
ten, vom Loben der Könige und Fürsten durch
Monumente, Innschriften, Kupferstiche und
Münzen, könnte villeicht auch manches gesagt
werden, das wenigstens amüsirte, wenn es auch
nicht besserte; man muss aber auch andern was
übrig lassen, und, nach einem alten deutschen
Sprüchwort, aufzuhören wissen, wann's einem
am besten schmeckt; welches besonders, bey
jeziger allgemeinen Theurung, immer noch zur
practischen Lebens-Weisheit gerechnet wer-
den könnte.


Natur, aber nicht ihr Stürmer. In allen Fällen
dieses Lebens, selbst auch im Dienst der Wahr-
heit, muſs man das: Modice sapere, üben
lernen, und das alte Wort: Reden hat seine Zeit,
und Schweigen hat seine Zeit, niemahls ver-
gessen.

Es mag also, besonders zu unserer jezigen
Zeit, wo sich die Könige und Fürsten selbst un-
ter einander in die Wette loben, und von andern
biſs znm Eckel blind, taub, stumm und todt
gelobt werden, an diesen Prolegomenen genug
seyn; weiter zu gehen, führte nur auf Vesu-
vischen Boden, vor dessen verschlingenden
Lava zwar manchmahlen ein zeitiges Fliehen
sichert, die heisse Asche aber schon die Fersen
des Wanderers versengen könnte.

Vom Loben der Todten, vom Loben der Ge-
lehrten, in ihren Reden, Schriften und Gedich-
ten, vom Loben der Könige und Fürsten durch
Monumente, Innschriften, Kupferstiche und
Münzen, könnte villeicht auch manches gesagt
werden, das wenigstens amüsirte, wenn es auch
nicht besserte; man muſs aber auch andern was
übrig lassen, und, nach einem alten deutschen
Sprüchwort, aufzuhören wissen, wann’s einem
am besten schmeckt; welches besonders, bey
jeziger allgemeinen Theurung, immer noch zur
practischen Lebens-Weisheit gerechnet wer-
den könnte.


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[210/0216] Natur, aber nicht ihr Stürmer. In allen Fällen dieses Lebens, selbst auch im Dienst der Wahr- heit, muſs man das: Modice sapere, üben lernen, und das alte Wort: Reden hat seine Zeit, und Schweigen hat seine Zeit, niemahls ver- gessen. Es mag also, besonders zu unserer jezigen Zeit, wo sich die Könige und Fürsten selbst un- ter einander in die Wette loben, und von andern biſs znm Eckel blind, taub, stumm und todt gelobt werden, an diesen Prolegomenen genug seyn; weiter zu gehen, führte nur auf Vesu- vischen Boden, vor dessen verschlingenden Lava zwar manchmahlen ein zeitiges Fliehen sichert, die heisse Asche aber schon die Fersen des Wanderers versengen könnte. Vom Loben der Todten, vom Loben der Ge- lehrten, in ihren Reden, Schriften und Gedich- ten, vom Loben der Könige und Fürsten durch Monumente, Innschriften, Kupferstiche und Münzen, könnte villeicht auch manches gesagt werden, das wenigstens amüsirte, wenn es auch nicht besserte; man muſs aber auch andern was übrig lassen, und, nach einem alten deutschen Sprüchwort, aufzuhören wissen, wann’s einem am besten schmeckt; welches besonders, bey jeziger allgemeinen Theurung, immer noch zur practischen Lebens-Weisheit gerechnet wer- den könnte.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/216>, abgerufen am 23.11.2024.