doch sonst eine gute Portion Lob vertragen konnte, in edlem Unmuth selbst ausrief: Nein! das ist zu arg.
Vor mehr als tausend Jahren sang schon ein Dichter: Dummodo sit dives Barbarus ille, placet. So wird es nach uns zu allen Zeiten bleiben; nur dass auch die Unverschämtheit im Loben mehr modernisirt, vergoldet, versilbert oder wenigstens überfirnisst wird. So hat man noch vor Kurzem das berühmte englische Volkslied: God save the King, in einer deutschen metri- schen Uebersetzung auf einen deutschen Für- sten, der sich einer solchen Beatification gewiss nicht vermuthen konnte, applicirt. Zum Glück wars nur in einer Comödie; Comödianten und Dichtern aber ist, nach dem Sprüchwort, we- nigstens im Loben, alles erlaubt.
Geht man aber in die ältern Zeiten zurück, so kann man sich vollends keinen Unsinn den- ken, der nicht durch den Aberglauben der fin- stern Jahrhunderte auf die Rechnung des Lobes der Könige und Fürsten gesetzt worden wäre. Dahin gehört der verjährte Wahn, dass ein Kö- nig von Frankreich durch das blosse Anrühren die Kröpfe vertreiben könne. Zum Glück wa-
doch sonst eine gute Portion Lob vertragen konnte, in edlem Unmuth selbst ausrief: Nein! das ist zu arg.
Vor mehr als tausend Jahren sang schon ein Dichter: Dummodo sit dives Barbarus ille, placet. So wird es nach uns zu allen Zeiten bleiben; nur daſs auch die Unverschämtheit im Loben mehr modernisirt, vergoldet, versilbert oder wenigstens überfirniſst wird. So hat man noch vor Kurzem das berühmte englische Volkslied: God save the King, in einer deutschen metri- schen Uebersetzung auf einen deutschen Für- sten, der sich einer solchen Beatification gewiſs nicht vermuthen konnte, applicirt. Zum Glück wars nur in einer Comödie; Comödianten und Dichtern aber ist, nach dem Sprüchwort, we- nigstens im Loben, alles erlaubt.
Geht man aber in die ältern Zeiten zurück, so kann man sich vollends keinen Unsinn den- ken, der nicht durch den Aberglauben der fin- stern Jahrhunderte auf die Rechnung des Lobes der Könige und Fürsten gesetzt worden wäre. Dahin gehört der verjährte Wahn, daſs ein Kö- nig von Frankreich durch das bloſse Anrühren die Kröpfe vertreiben könne. Zum Glück wa-
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[205/0211]
doch sonst eine gute Portion Lob vertragen
konnte, in edlem Unmuth selbst ausrief: Nein!
das ist zu arg.
Vor mehr als tausend Jahren sang schon ein
Dichter:
Dummodo sit dives Barbarus ille, placet.
So wird es nach uns zu allen Zeiten bleiben;
nur daſs auch die Unverschämtheit im Loben
mehr modernisirt, vergoldet, versilbert oder
wenigstens überfirniſst wird. So hat man noch
vor Kurzem das berühmte englische Volkslied:
God save the King, in einer deutschen metri-
schen Uebersetzung auf einen deutschen Für-
sten, der sich einer solchen Beatification gewiſs
nicht vermuthen konnte, applicirt. Zum Glück
wars nur in einer Comödie; Comödianten und
Dichtern aber ist, nach dem Sprüchwort, we-
nigstens im Loben, alles erlaubt.
Geht man aber in die ältern Zeiten zurück,
so kann man sich vollends keinen Unsinn den-
ken, der nicht durch den Aberglauben der fin-
stern Jahrhunderte auf die Rechnung des Lobes
der Könige und Fürsten gesetzt worden wäre.
Dahin gehört der verjährte Wahn, daſs ein Kö-
nig von Frankreich durch das bloſse Anrühren
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/211>, abgerufen am 23.11.2024.
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