sterblichen Nachruhms von einer ephemeri- schen Ewigkeit, und was zu dergleichen Spin- newebenzeug mehr gehört.
Das ungeheureste, übertriebenste Lob, das einem Regenten im ersten Jahr seiner Regie- rung an Kopf geworfen worden, ein Lob, das sich nur auf unvollkommene Anfänge, unreife Vorsätze und blosse Hofnungen gründete, ist das, welches Sonnenfels in der ersten acade- mischen Vorlesung *) nach dem Tod der Kay- serin Königin Maria Theresia, über ihren Thron- folger auf eine Weise herausposaunte, welche diesem alle Schmeicheleyen so aufrichtig has- senden Monarchen und jedem billigen verstän- digen Mann eckelhaft, ungereimt und abge- schmackt seyn musste. Ja, eckelhaft ist, wie dieser mit so vielen Wohlthaten von Marien The- resien überhaüfte und bey ihrem Leben sie ver- götternde Mann, diese von so vielen Seiten des unvergänglichen Lobes würdige Fürstin zu ei- nem alten aberglaübigen Weib herabsetzt; wie er über Fremde, denen Oesterreich so unend- lich viel zu danken hat, loszieht, und K. Joseph darüber in Himmel erhebt, dass er nun blos mit
*) Sie steht auch im Deutschen Museum 1782. I. B. S. 322.
sterblichen Nachruhms von einer ephemeri- schen Ewigkeit, und was zu dergleichen Spin- newebenzeug mehr gehört.
Das ungeheureste, übertriebenste Lob, das einem Regenten im ersten Jahr seiner Regie- rung an Kopf geworfen worden, ein Lob, das sich nur auf unvollkommene Anfänge, unreife Vorsätze und bloſse Hofnungen gründete, ist das, welches Sonnenfels in der ersten acade- mischen Vorlesung *) nach dem Tod der Kay- serin Königin Maria Theresia, über ihren Thron- folger auf eine Weise herausposaunte, welche diesem alle Schmeicheleyen so aufrichtig has- senden Monarchen und jedem billigen verstän- digen Mann eckelhaft, ungereimt und abge- schmackt seyn muſste. Ja, eckelhaft ist, wie dieser mit so vielen Wohlthaten von Marien The- resien überhaüfte und bey ihrem Leben sie ver- götternde Mann, diese von so vielen Seiten des unvergänglichen Lobes würdige Fürstin zu ei- nem alten aberglaübigen Weib herabsetzt; wie er über Fremde, denen Oesterreich so unend- lich viel zu danken hat, loszieht, und K. Joseph darüber in Himmel erhebt, daſs er nun blos mit
*) Sie steht auch im Deutschen Museum 1782. I. B. S. 322.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><hirendition="#i"><hirendition="#g"><pbfacs="#f0202"n="196"/>
sterblichen</hi></hi> Nachruhms von einer ephemeri-<lb/>
schen Ewigkeit, und was zu dergleichen Spin-<lb/>
newebenzeug mehr gehört.</p><lb/><p>Das ungeheureste, übertriebenste Lob, das<lb/>
einem Regenten im <hirendition="#i"><hirendition="#g">ersten</hi></hi> Jahr seiner Regie-<lb/>
rung an Kopf geworfen worden, ein Lob, das<lb/>
sich nur auf unvollkommene Anfänge, unreife<lb/>
Vorsätze und bloſse Hofnungen gründete, ist<lb/>
das, welches <hirendition="#i"><hirendition="#g">Sonnenfels</hi></hi> in der ersten acade-<lb/>
mischen Vorlesung <noteplace="foot"n="*)">Sie steht auch im <hirendition="#i">Deutschen Museum</hi> 1782. I. B. S. 322.</note> nach dem Tod der Kay-<lb/>
serin Königin Maria Theresia, über ihren Thron-<lb/>
folger auf eine Weise herausposaunte, welche<lb/>
diesem alle Schmeicheleyen so aufrichtig has-<lb/>
senden Monarchen und jedem billigen verstän-<lb/>
digen Mann eckelhaft, ungereimt und abge-<lb/>
schmackt seyn muſste. Ja, eckelhaft ist, wie<lb/>
dieser mit so vielen Wohlthaten von Marien The-<lb/>
resien überhaüfte und bey ihrem Leben sie ver-<lb/>
götternde Mann, diese von so vielen Seiten des<lb/>
unvergänglichen Lobes würdige Fürstin zu ei-<lb/>
nem alten aberglaübigen Weib herabsetzt; wie<lb/>
er über Fremde, denen Oesterreich so unend-<lb/>
lich viel zu danken hat, loszieht, und K. Joseph<lb/>
darüber in Himmel erhebt, daſs er nun blos mit<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[196/0202]
sterblichen Nachruhms von einer ephemeri-
schen Ewigkeit, und was zu dergleichen Spin-
newebenzeug mehr gehört.
Das ungeheureste, übertriebenste Lob, das
einem Regenten im ersten Jahr seiner Regie-
rung an Kopf geworfen worden, ein Lob, das
sich nur auf unvollkommene Anfänge, unreife
Vorsätze und bloſse Hofnungen gründete, ist
das, welches Sonnenfels in der ersten acade-
mischen Vorlesung *) nach dem Tod der Kay-
serin Königin Maria Theresia, über ihren Thron-
folger auf eine Weise herausposaunte, welche
diesem alle Schmeicheleyen so aufrichtig has-
senden Monarchen und jedem billigen verstän-
digen Mann eckelhaft, ungereimt und abge-
schmackt seyn muſste. Ja, eckelhaft ist, wie
dieser mit so vielen Wohlthaten von Marien The-
resien überhaüfte und bey ihrem Leben sie ver-
götternde Mann, diese von so vielen Seiten des
unvergänglichen Lobes würdige Fürstin zu ei-
nem alten aberglaübigen Weib herabsetzt; wie
er über Fremde, denen Oesterreich so unend-
lich viel zu danken hat, loszieht, und K. Joseph
darüber in Himmel erhebt, daſs er nun blos mit
*) Sie steht auch im Deutschen Museum 1782. I. B. S. 322.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/202>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.