Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.und für diesen gnädigen Tod, der ihm ange- Wenn man einen Fürsten gut nennt, so ist's *) In: Meines Vaters Haus-Chronick, 1790. S. 70. Starb
Fürts * * am Jagdschnupfen. Er klagte über Stock- schnupfen, gieng doch auf die Jagd und gab den zwey- ten Tag seinen Geift auf. Das heiss ich einen gewal- tigen Jäger! Doch Friede seiner Asche! Er war ein bra- ver Mann und jagte, wenn er gleich indessen etwas viel Gescheuteres hätte thun können, eben doch nur Wölfe, Schweine und Hirsche, seinem Volk zum Be- sten. Hätt's freilich durch seine Jäger eben so gut thun lassen können; aber er wollt's halt selber thun. Da sagt nun keiner von allen Zeitungs-Trompetern: Fürst * * war ein guter Mann. Hätt' er Menschenjagd ge- trieben, so würden die kleinen Kerls alle, die so gern vom grossen Mann reden, getrompetet haben: Fürst * * war ein grosser Mann. Warum denn das, ihr kleinen Männlein? Weil er euch Zeitungs-Artickel lieferte? So! und für diesen gnädigen Tod, der ihm ange- Wenn man einen Fürsten gut nennt, so ist’s *) In: Meines Vaters Haus-Chronick, 1790. S. 70. Starb
Fürts * * am Jagdschnupfen. Er klagte über Stock- schnupfen, gieng doch auf die Jagd und gab den zwey- ten Tag seinen Geift auf. Das heiſs ich einen gewal- tigen Jäger! Doch Friede ſeiner Aſche! Er war ein bra- ver Mann und jagte, wenn er gleich indessen etwas viel Gescheuteres hätte thun können, eben doch nur Wölfe, Schweine und Hirsche, seinem Volk zum Be- sten. Hätt’s freilich durch seine Jäger eben so gut thun lassen können; aber er wollt’s halt selber thun. Da sagt nun keiner von allen Zeitungs-Trompetern: Fürst * * war ein guter Mann. Hätt’ er Menschenjagd ge- trieben, so würden die kleinen Kerls alle, die so gern vom groſsen Mann reden, getrompetet haben: Fürst * * war ein groſser Mann. Warum denn das, ihr kleinen Männlein? Weil er euch Zeitungs-Artickel lieferte? So! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0141" n="135"/> und für diesen gnädigen Tod, der ihm ange-<lb/> than wird, noch danken soll„.</p><lb/> <p>Wenn man einen Fürsten <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">gut</hi></hi> nennt, so ist’s<lb/> nicht just beziehungsweis auf den Menschen,<lb/> sondern auf den Fürsten, unter denen, im Ver-<lb/> hältniſs gegen ihre Anzahl, noch immer so viele<lb/> schlimme, kurzsichtige, schwache und Alltags-<lb/> Menschen sind; wenn er auch nur diſs Lob ei-<lb/> nes guten Fürsten verdiente, wie ein tiefden-<lb/> kender und launigter Mann <note place="foot" n="*)">In: <hi rendition="#i">Meines Vaters Haus-Chronick,</hi> 1790. S. 70. Starb<lb/> Fürts * * am Jagdschnupfen. Er klagte über Stock-<lb/> schnupfen, gieng <hi rendition="#i">doch</hi> auf die Jagd und gab den zwey-<lb/> ten Tag seinen Geift auf. Das heiſs ich einen gewal-<lb/> tigen Jäger! Doch Friede ſeiner Aſche! Er war ein bra-<lb/> ver Mann und jagte, wenn er gleich indessen etwas<lb/> viel Gescheuteres hätte thun können, eben doch nur<lb/> Wölfe, Schweine und Hirsche, seinem Volk zum Be-<lb/> sten. Hätt’s freilich durch seine Jäger eben so gut thun<lb/> lassen können; aber er <hi rendition="#i">wollt’s</hi> halt selber thun. Da<lb/> sagt nun keiner von allen Zeitungs-Trompetern: Fürst<lb/> * * war ein <hi rendition="#i">guter Mann</hi>. Hätt’ er <hi rendition="#i">Menschenjagd</hi> ge-<lb/> trieben, so würden die kleinen Kerls alle, die so gern<lb/> vom groſsen Mann reden, getrompetet haben: Fürst * *<lb/> war ein groſser Mann. Warum denn das, ihr kleinen<lb/> Männlein? Weil er euch Zeitungs-Artickel lieferte? So!</note> einen dieser Gat-<lb/> tung geschildert hat, so wenig er auch übri-<lb/> gens zum Muster angeführt werden dürfte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0141]
und für diesen gnädigen Tod, der ihm ange-
than wird, noch danken soll„.
Wenn man einen Fürsten gut nennt, so ist’s
nicht just beziehungsweis auf den Menschen,
sondern auf den Fürsten, unter denen, im Ver-
hältniſs gegen ihre Anzahl, noch immer so viele
schlimme, kurzsichtige, schwache und Alltags-
Menschen sind; wenn er auch nur diſs Lob ei-
nes guten Fürsten verdiente, wie ein tiefden-
kender und launigter Mann *) einen dieser Gat-
tung geschildert hat, so wenig er auch übri-
gens zum Muster angeführt werden dürfte.
*) In: Meines Vaters Haus-Chronick, 1790. S. 70. Starb
Fürts * * am Jagdschnupfen. Er klagte über Stock-
schnupfen, gieng doch auf die Jagd und gab den zwey-
ten Tag seinen Geift auf. Das heiſs ich einen gewal-
tigen Jäger! Doch Friede ſeiner Aſche! Er war ein bra-
ver Mann und jagte, wenn er gleich indessen etwas
viel Gescheuteres hätte thun können, eben doch nur
Wölfe, Schweine und Hirsche, seinem Volk zum Be-
sten. Hätt’s freilich durch seine Jäger eben so gut thun
lassen können; aber er wollt’s halt selber thun. Da
sagt nun keiner von allen Zeitungs-Trompetern: Fürst
* * war ein guter Mann. Hätt’ er Menschenjagd ge-
trieben, so würden die kleinen Kerls alle, die so gern
vom groſsen Mann reden, getrompetet haben: Fürst * *
war ein groſser Mann. Warum denn das, ihr kleinen
Männlein? Weil er euch Zeitungs-Artickel lieferte? So!
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