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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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dorbenen Gebrauch der Welt, weil gut und
schwach nur allzuoft miteinander verwechselt
werden; weil man einen Fürsten lobt, wie man
eine einfältige Frau lobt, dass sie doch gut ge-
wachsen sey; weil es höflicher ist, von einem
Herrn zu sagen: Dass er ein gutes, ja wohl
das beste Herz von der Welt habe, als wenn
man von ihm bekennen muss: Dass er ein Schwach-
kopf sey, der alles glaubt, was man ihm vor-
schwäzt und vorlügt; der alles gehen lässt, wie
es geht, wann nur Er damit nicht beunruhiget
oder belästiget wird.

Vor dem in hohem und reinem Sinn würk-
lich guten
Fürsten möchte man stracks hin-
knien, und ihn, so sehr er auch noch Mensch
wäre, als einen Engel Gottes anbeten. O! möch-
ten es doch alle wissen, fühlen und glauben!
O! möchten sie doch die Vorzüge, wohl thun
zu können, zu ihrer höchsten Fürsten-Lust ma-
chen, und reichlich säen, um dereinst um so
frölicher zu erndten!


Von dieser Temperaments- oder sogenannten
Herzens-Güte ist aber die Mode-Tugend der
Artigkeit, Höflichkeit, so genannten Herablas-
sung, und wie diese Firniss-Küuste mehr heissen

dorbenen Gebrauch der Welt, weil gut und
schwach nur allzuoft miteinander verwechselt
werden; weil man einen Fürsten lobt, wie man
eine einfältige Frau lobt, daſs sie doch gut ge-
wachsen sey; weil es höflicher ist, von einem
Herrn zu sagen: Daſs er ein gutes, ja wohl
das beste Herz von der Welt habe, als wenn
man von ihm bekennen muſs: Daſs er ein Schwach-
kopf sey, der alles glaubt, was man ihm vor-
schwäzt und vorlügt; der alles gehen läſst, wie
es geht, wann nur Er damit nicht beunruhiget
oder belästiget wird.

Vor dem in hohem und reinem Sinn würk-
lich guten
Fürsten möchte man stracks hin-
knien, und ihn, so sehr er auch noch Mensch
wäre, als einen Engel Gottes anbeten. O! möch-
ten es doch alle wissen, fühlen und glauben!
O! möchten sie doch die Vorzüge, wohl thun
zu können, zu ihrer höchsten Fürsten-Lust ma-
chen, und reichlich säen, um dereinst um so
frölicher zu erndten!


Von dieser Temperaments- oder sogenannten
Herzens-Güte ist aber die Mode-Tugend der
Artigkeit, Höflichkeit, so genannten Herablas-
sung, und wie diese Firniſs-Küuste mehr heiſsen

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[132/0138] dorbenen Gebrauch der Welt, weil gut und schwach nur allzuoft miteinander verwechselt werden; weil man einen Fürsten lobt, wie man eine einfältige Frau lobt, daſs sie doch gut ge- wachsen sey; weil es höflicher ist, von einem Herrn zu sagen: Daſs er ein gutes, ja wohl das beste Herz von der Welt habe, als wenn man von ihm bekennen muſs: Daſs er ein Schwach- kopf sey, der alles glaubt, was man ihm vor- schwäzt und vorlügt; der alles gehen läſst, wie es geht, wann nur Er damit nicht beunruhiget oder belästiget wird. Vor dem in hohem und reinem Sinn würk- lich guten Fürsten möchte man stracks hin- knien, und ihn, so sehr er auch noch Mensch wäre, als einen Engel Gottes anbeten. O! möch- ten es doch alle wissen, fühlen und glauben! O! möchten sie doch die Vorzüge, wohl thun zu können, zu ihrer höchsten Fürsten-Lust ma- chen, und reichlich säen, um dereinst um so frölicher zu erndten! Von dieser Temperaments- oder sogenannten Herzens-Güte ist aber die Mode-Tugend der Artigkeit, Höflichkeit, so genannten Herablas- sung, und wie diese Firniſs-Küuste mehr heiſsen

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/138>, abgerufen am 25.11.2024.