seine Antwort, "als ihn seine Feinde, und nicht so gut, als ihn seine Freunde machen".
Eine treffend-charackteristische Physiogno- mie von der gewöhnlichen Art der meisten Kö- nige und Fürsten.
Man muss mit dem Loben der Könige und Fürsten so sparsam seyn, wie sie es mit ihrem Belohnungen des Verdiensts sind; sonst halten sie das Loben sogar für eine Schuldigkeit.
Ein rechtschaffener Minister muss hundert Dinge in Einem Jahr an seinem Herrn, dessen Frau, Kindern und Hofgesinde sehen, gesche- hen lassen und dazu schweigen, weil Reden nichts helfen, sondern Uebel nur ärger machen würde. Eben so ökonomisch muss er aber auch mit seinem Lob seyn, über Sachen, worinn sein Herr nur die allgemeinsten und die ersten Schul- digkeiten seines Regenten-Amts erfüllt; nicht gleich ein Aufhebens machen, als wenn er den Himmel damit verdiene; sich mit einem stil- len heitern Blick von zufriedenem Beifall be- gnügen; gute Handlungen etwa mit zwey, drey schönen Wörtgen einsegnen, und das eigentli- che wahre Lob auf die Gala ausgezeichneter edlen, grossen, wohlthätigen Entschlüsse, Vor-
seine Antwort, „als ihn seine Feinde, und nicht so gut, als ihn seine Freunde machen„.
Eine treffend-charackteristische Physiogno- mie von der gewöhnlichen Art der meisten Kö- nige und Fürsten.
Man muſs mit dem Loben der Könige und Fürsten so sparsam seyn, wie sie es mit ihrem Belohnungen des Verdiensts sind; sonst halten sie das Loben sogar für eine Schuldigkeit.
Ein rechtschaffener Minister muſs hundert Dinge in Einem Jahr an seinem Herrn, dessen Frau, Kindern und Hofgesinde sehen, gesche- hen lassen und dazu schweigen, weil Reden nichts helfen, sondern Uebel nur ärger machen würde. Eben so ökonomisch muſs er aber auch mit seinem Lob seyn, über Sachen, worinn sein Herr nur die allgemeinsten und die ersten Schul- digkeiten seines Regenten-Amts erfüllt; nicht gleich ein Aufhebens machen, als wenn er den Himmel damit verdiene; sich mit einem stil- len heitern Blick von zufriedenem Beifall be- gnügen; gute Handlungen etwa mit zwey, drey schönen Wörtgen einsegnen, und das eigentli- che wahre Lob auf die Gala ausgezeichneter edlen, groſsen, wohlthätigen Entschlüsse, Vor-
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seine Antwort, „als ihn seine Feinde, und nicht
so gut, als ihn seine Freunde machen„.
Eine treffend-charackteristische Physiogno-
mie von der gewöhnlichen Art der meisten Kö-
nige und Fürsten.
Man muſs mit dem Loben der Könige und
Fürsten so sparsam seyn, wie sie es mit ihrem
Belohnungen des Verdiensts sind; sonst halten
sie das Loben sogar für eine Schuldigkeit.
Ein rechtschaffener Minister muſs hundert
Dinge in Einem Jahr an seinem Herrn, dessen
Frau, Kindern und Hofgesinde sehen, gesche-
hen lassen und dazu schweigen, weil Reden
nichts helfen, sondern Uebel nur ärger machen
würde. Eben so ökonomisch muſs er aber auch
mit seinem Lob seyn, über Sachen, worinn sein
Herr nur die allgemeinsten und die ersten Schul-
digkeiten seines Regenten-Amts erfüllt; nicht
gleich ein Aufhebens machen, als wenn er den
Himmel damit verdiene; sich mit einem stil-
len heitern Blick von zufriedenem Beifall be-
gnügen; gute Handlungen etwa mit zwey, drey
schönen Wörtgen einsegnen, und das eigentli-
che wahre Lob auf die Gala ausgezeichneter
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/136>, abgerufen am 22.11.2024.
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