tische Fürsten mit der andern Kirchgenossen vergönnten Religions-Uebung etc. Eigennutz war's, sonst nichts; denn was fragen die Könige und Fürsten nach der Religion, wenn sie ihnen nichts einträgt? Welche Folgen und Würkun- gen dem ohngeachtet, nach dem grossen Zusam- menhang der allerweisesten göttlichen Welt- regierung daraus entstanden, kann nicht auf Rechnung menschlicher Absichten und Klugheit gesezet werden.
Wodurch ersparen sich, wenigstens bey der Nachwelt, Könige und Fürsten ihr Lob? Ant- wort: Wenn sie überhaupt, wie bey dem berühm- ten Quinquennio Neronis, schlimmer werden;
wenn sie mit den zunehmenden Jahren, wie Salomo, schlechter werden;
wenn sie die verlassenen bösen Wege wieder betreten;
wenn sie die Trophäen ihrer vorherigen bes- sern Regierung durch nachfolgende Handlungen selbst wieder vernichten, und schlechter endi- gen, als sie angefangen haben.
Sonst waren die Geschichtschreiber in den Clö- stern verborgen, versahen aber zugleich wegen
tische Fürsten mit der andern Kirchgenossen vergönnten Religions-Uebung etc. Eigennutz war’s, sonst nichts; denn was fragen die Könige und Fürsten nach der Religion, wenn sie ihnen nichts einträgt? Welche Folgen und Würkun- gen dem ohngeachtet, nach dem groſsen Zusam- menhang der allerweisesten göttlichen Welt- regierung daraus entstanden, kann nicht auf Rechnung menschlicher Absichten und Klugheit gesezet werden.
Wodurch ersparen sich, wenigstens bey der Nachwelt, Könige und Fürsten ihr Lob? Ant- wort: Wenn sie überhaupt, wie bey dem berühm- ten Quinquennio Neronis, schlimmer werden;
wenn sie mit den zunehmenden Jahren, wie Salomo, schlechter werden;
wenn sie die verlassenen bösen Wege wieder betreten;
wenn sie die Trophäen ihrer vorherigen bes- sern Regierung durch nachfolgende Handlungen selbst wieder vernichten, und schlechter endi- gen, als sie angefangen haben.
Sonst waren die Geschichtschreiber in den Clö- stern verborgen, versahen aber zugleich wegen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0116"n="110"/>
tische Fürsten mit der andern Kirchgenossen<lb/>
vergönnten Religions-Uebung etc. Eigennutz<lb/>
war’s, sonst nichts; denn was fragen die Könige<lb/>
und Fürsten nach der Religion, wenn sie ihnen<lb/>
nichts einträgt? Welche Folgen und Würkun-<lb/>
gen dem ohngeachtet, nach dem groſsen Zusam-<lb/>
menhang der allerweisesten göttlichen Welt-<lb/>
regierung daraus entstanden, kann nicht auf<lb/>
Rechnung menschlicher Absichten und Klugheit<lb/>
gesezet werden.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Wodurch <hirendition="#i"><hirendition="#g">ersparen</hi></hi> sich, wenigstens bey der<lb/>
Nachwelt, Könige und Fürsten ihr Lob? Ant-<lb/>
wort: Wenn sie überhaupt, wie bey dem berühm-<lb/>
ten Quinquennio Neronis, schlimmer werden;</p><lb/><p>wenn sie mit den zunehmenden Jahren, wie<lb/>
Salomo, schlechter werden;</p><lb/><p>wenn sie die verlassenen bösen Wege wieder<lb/>
betreten;</p><lb/><p>wenn sie die Trophäen ihrer vorherigen bes-<lb/>
sern Regierung durch nachfolgende Handlungen<lb/>
selbst wieder vernichten, und schlechter endi-<lb/>
gen, als sie angefangen haben.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Sonst waren die Geschichtschreiber in den Clö-<lb/>
stern verborgen, versahen aber zugleich wegen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[110/0116]
tische Fürsten mit der andern Kirchgenossen
vergönnten Religions-Uebung etc. Eigennutz
war’s, sonst nichts; denn was fragen die Könige
und Fürsten nach der Religion, wenn sie ihnen
nichts einträgt? Welche Folgen und Würkun-
gen dem ohngeachtet, nach dem groſsen Zusam-
menhang der allerweisesten göttlichen Welt-
regierung daraus entstanden, kann nicht auf
Rechnung menschlicher Absichten und Klugheit
gesezet werden.
Wodurch ersparen sich, wenigstens bey der
Nachwelt, Könige und Fürsten ihr Lob? Ant-
wort: Wenn sie überhaupt, wie bey dem berühm-
ten Quinquennio Neronis, schlimmer werden;
wenn sie mit den zunehmenden Jahren, wie
Salomo, schlechter werden;
wenn sie die verlassenen bösen Wege wieder
betreten;
wenn sie die Trophäen ihrer vorherigen bes-
sern Regierung durch nachfolgende Handlungen
selbst wieder vernichten, und schlechter endi-
gen, als sie angefangen haben.
Sonst waren die Geschichtschreiber in den Clö-
stern verborgen, versahen aber zugleich wegen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/116>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.