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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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und noch mehr die Engelländer getrost die Stir-
ne bieten konnten. Wenn aber auch ein Deut-
scher, durch eine über das Schicksal der untern
Volks-Classen sich erhebende edlere Erziehung
oder aus eigenem Hang und Neigung an sol-
chem Studio und Lectüre Geschmack gewinnt,

zialrathe, sind unabsetzlich, es sey denn, dass ihnen
nach der Ordnung der Gesetze ihr Process gemacht wer-
de. Das kann nur eines Verbrechens halben geschehen;
und die Weigerung, Edickte zu protocolliren, gehört
nicht unter die Felonien. Diese Gewissheit, mein Herr,
macht Männer, und (können Sie es glauben) sie be-
ruht grossentheils auf dem Eigenthum der Aemter, auf
eben dieser in Deutschland so sehr verspotteten Vena-
lität, welche den Monarchen hindert, die Parlaments-
Stellen an Schmeichler zu vergeben, den Richtern die
Macht lässt, ihren Esprit de corps auf ihre Söhne fort-
zupflanzen, und keinen in ihr Collegium aufzunehmen,
der ihnen nicht ansteht.
Lesen Sie die Vorstellungen unserer Parlamenter; le-
sen Sie die Bittschriften der Unterthanen an den König,
an seine Minister, an seine Beamten; Sie werden wahr-
lich den kriechenden Styl nicht darinn finden, wel-
cher so oft die Sprache und den Character der freyen
Deutschen
erniedriget; und in den Edicten unsers
Landesherrn, ob sie sich gleich mit den Worten: Te[ - 1 Zeichen fehlt]
est notre plaisir,
endigen, ist die Sprache weit minder
despotisch, als in den gnädigsten Mandaten Ihrer Wild-
grafen und Reichsakten. Schreiben eines (angeb-
lichen) Franzosen im deutschen Museum 1781. II.
B. S. 158. u. f.
F

und noch mehr die Engelländer getrost die Stir-
ne bieten konnten. Wenn aber auch ein Deut-
scher, durch eine über das Schicksal der untern
Volks-Classen sich erhebende edlere Erziehung
oder aus eigenem Hang und Neigung an sol-
chem Studio und Lectüre Geschmack gewinnt,

zialrathe, sind unabsetzlich, es sey denn, daſs ihnen
nach der Ordnung der Gesetze ihr Proceſs gemacht wer-
de. Das kann nur eines Verbrechens halben geschehen;
und die Weigerung, Edickte zu protocolliren, gehört
nicht unter die Felonien. Diese Gewiſsheit, mein Herr,
macht Männer, und (können Sie es glauben) sie be-
ruht groſsentheils auf dem Eigenthum der Aemter, auf
eben dieser in Deutschland so sehr verspotteten Vena-
lität, welche den Monarchen hindert, die Parlaments-
Stellen an Schmeichler zu vergeben, den Richtern die
Macht läſst, ihren Esprit de corps auf ihre Söhne fort-
zupflanzen, und keinen in ihr Collegium aufzunehmen,
der ihnen nicht ansteht.
Lesen Sie die Vorstellungen unserer Parlamenter; le-
sen Sie die Bittschriften der Unterthanen an den König,
an seine Minister, an seine Beamten; Sie werden wahr-
lich den kriechenden Styl nicht darinn finden, wel-
cher so oft die Sprache und den Character der freyen
Deutschen
erniedriget; und in den Edicten unsers
Landesherrn, ob sie sich gleich mit den Worten: Te[ – 1 Zeichen fehlt]
est notre plaisir,
endigen, ist die Sprache weit minder
despotisch, als in den gnädigsten Mandaten Ihrer Wild-
grafen und Reichsakten. Schreiben eines (angeb-
lichen) Franzosen im deutschen Museum 1781. II.
B. S. 158. u. f.
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[81/0087] und noch mehr die Engelländer getrost die Stir- ne bieten konnten. Wenn aber auch ein Deut- scher, durch eine über das Schicksal der untern Volks-Classen sich erhebende edlere Erziehung oder aus eigenem Hang und Neigung an sol- chem Studio und Lectüre Geschmack gewinnt, *) *) zialrathe, sind unabsetzlich, es sey denn, daſs ihnen nach der Ordnung der Gesetze ihr Proceſs gemacht wer- de. Das kann nur eines Verbrechens halben geschehen; und die Weigerung, Edickte zu protocolliren, gehört nicht unter die Felonien. Diese Gewiſsheit, mein Herr, macht Männer, und (können Sie es glauben) sie be- ruht groſsentheils auf dem Eigenthum der Aemter, auf eben dieser in Deutschland so sehr verspotteten Vena- lität, welche den Monarchen hindert, die Parlaments- Stellen an Schmeichler zu vergeben, den Richtern die Macht läſst, ihren Esprit de corps auf ihre Söhne fort- zupflanzen, und keinen in ihr Collegium aufzunehmen, der ihnen nicht ansteht. Lesen Sie die Vorstellungen unserer Parlamenter; le- sen Sie die Bittschriften der Unterthanen an den König, an seine Minister, an seine Beamten; Sie werden wahr- lich den kriechenden Styl nicht darinn finden, wel- cher so oft die Sprache und den Character der freyen Deutschen erniedriget; und in den Edicten unsers Landesherrn, ob sie sich gleich mit den Worten: Te_ est notre plaisir, endigen, ist die Sprache weit minder despotisch, als in den gnädigsten Mandaten Ihrer Wild- grafen und Reichsakten. Schreiben eines (angeb- lichen) Franzosen im deutschen Museum 1781. II. B. S. 158. u. f. F

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/87>, abgerufen am 25.11.2024.