Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.Haupt eines guten und weisen Fürsten; geliebt Haupt eines guten und weisen Fürsten; geliebt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0068" n="62"/> Haupt eines guten und weisen Fürsten; <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">geliebt<lb/> zu seyn</hi></hi> war der Ruhm, auf dessen Erringung<lb/> wahrhaft groſse Regenten stolz und auf dessen<lb/> Behauptung eifersüchtig waren, deren ehrwür-<lb/> dige Nahmen im Heiligthum der Geschichte un-<lb/> vergänglich glänzen werden; der Raum dieses<lb/> Tempels ist groſs genug, daſs er auch die der<lb/> Nachwelt entgegenwachsende von gleichem<lb/> Geist belebte annoch fassen wird. Die <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Wahr-<lb/> heit</hi></hi> muſs ihnen aber diesen Stempel eingeprägt<lb/> haben; nicht die Stimme der Schmeicheley, noch<lb/> weniger Eigenlob muſs ihnen diſs Zeugniſs<lb/> beygelegt, sie selbst müssen es durch redende<lb/> Thaten und den Dank ihres Landes und Zeit-<lb/> Genossen mit dem Nachklang thränender Sehn-<lb/> sucht versiegelt haben; sonst kommt ein Louis<lb/> XV. le Bien-aimé heraus, den sein Volk erst ver-<lb/> götterte und im Tod nach S. Denis hinaus ver-<lb/> fluchte; sonst wird aus der Prahlerey mit <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">lan-<lb/> desväterlicher Liebe</hi></hi> eine abgenuzte und sich<lb/> selbst verächtlich machende Canzley-Formul,<lb/> welche der Unterthan nicht nur nicht glaubt<lb/> und nichts dabey empfindet, sondern ihrer noch<lb/> als einer muthwilligen Beleidigung der von ihm<lb/> beweisenden Gedult spottet. Hundertmal wird<lb/> ein solches Land eher die trotzigste Sprache<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0068]
Haupt eines guten und weisen Fürsten; geliebt
zu seyn war der Ruhm, auf dessen Erringung
wahrhaft groſse Regenten stolz und auf dessen
Behauptung eifersüchtig waren, deren ehrwür-
dige Nahmen im Heiligthum der Geschichte un-
vergänglich glänzen werden; der Raum dieses
Tempels ist groſs genug, daſs er auch die der
Nachwelt entgegenwachsende von gleichem
Geist belebte annoch fassen wird. Die Wahr-
heit muſs ihnen aber diesen Stempel eingeprägt
haben; nicht die Stimme der Schmeicheley, noch
weniger Eigenlob muſs ihnen diſs Zeugniſs
beygelegt, sie selbst müssen es durch redende
Thaten und den Dank ihres Landes und Zeit-
Genossen mit dem Nachklang thränender Sehn-
sucht versiegelt haben; sonst kommt ein Louis
XV. le Bien-aimé heraus, den sein Volk erst ver-
götterte und im Tod nach S. Denis hinaus ver-
fluchte; sonst wird aus der Prahlerey mit lan-
desväterlicher Liebe eine abgenuzte und sich
selbst verächtlich machende Canzley-Formul,
welche der Unterthan nicht nur nicht glaubt
und nichts dabey empfindet, sondern ihrer noch
als einer muthwilligen Beleidigung der von ihm
beweisenden Gedult spottet. Hundertmal wird
ein solches Land eher die trotzigste Sprache
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