dern auch zur Unterdrückung des Volks gemiss- braucht; allein, im Ganzen genommen, sind die Europäischen Nationen durch die wach- sende Macht der Könige viel freyer geworden, als sie es unter dem Despotismus des Adels und der Geistlichkeit des Mittel-Alters waren: Leben, Ehre und Eigenthum sind in allen oder den meisten Europäischen Staaten viel siche- rer, als vor der Einführung der stehenden Hee- re; und ohngeachtet die Fürsten nachheriger Zeit unendlich mehr vermögen, als ihre Vor- fahren, so übten sie doch viel weniger Bedrü- ckungen und Gewaltthätigkeiten aus, als die viel eingeschränktern Beherrscher des Mittel-Al- ters, und als die Fürsten, und deren Günstlin- ge noch zu unserer Väter Zeiten ausübten. Selbst in den Reichen, in welchen ehrsüchtige Könige oder gewaltthätige Ministers von schwa- chen Königen, mehrere Menschen-Alter durch, nach unumschränkter Gewalt getrachtet haben; selbst in diesen fängt man an, gemässigtere Grundsätze anzunehmen, und sich, so viel man kann, vom Despotismus zu entfernen, weil man durch die angehäufte Last der Sün- den und Schulden der Vorfahren von der Falsch- heit der Jahrhunderte lang geltenden Maxime
dern auch zur Unterdrückung des Volks gemiſs- braucht; allein, im Ganzen genommen, sind die Europäischen Nationen durch die wach- sende Macht der Könige viel freyer geworden, als sie es unter dem Despotismus des Adels und der Geistlichkeit des Mittel-Alters waren: Leben, Ehre und Eigenthum sind in allen oder den meisten Europäischen Staaten viel siche- rer, als vor der Einführung der stehenden Hee- re; und ohngeachtet die Fürsten nachheriger Zeit unendlich mehr vermögen, als ihre Vor- fahren, so übten sie doch viel weniger Bedrü- ckungen und Gewaltthätigkeiten aus, als die viel eingeschränktern Beherrscher des Mittel-Al- ters, und als die Fürsten, und deren Günstlin- ge noch zu unserer Väter Zeiten ausübten. Selbst in den Reichen, in welchen ehrsüchtige Könige oder gewaltthätige Ministers von schwa- chen Königen, mehrere Menschen-Alter durch, nach unumschränkter Gewalt getrachtet haben; selbst in diesen fängt man an, gemäſsigtere Grundsätze anzunehmen, und sich, so viel man kann, vom Despotismus zu entfernen, weil man durch die angehäufte Last der Sün- den und Schulden der Vorfahren von der Falsch- heit der Jahrhunderte lang geltenden Maxime
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dern auch zur Unterdrückung des Volks gemiſs-
braucht; allein, im Ganzen genommen, sind
die Europäischen Nationen durch die wach-
sende Macht der Könige viel freyer geworden,
als sie es unter dem Despotismus des Adels
und der Geistlichkeit des Mittel-Alters waren:
Leben, Ehre und Eigenthum sind in allen oder
den meisten Europäischen Staaten viel siche-
rer, als vor der Einführung der stehenden Hee-
re; und ohngeachtet die Fürsten nachheriger
Zeit unendlich mehr vermögen, als ihre Vor-
fahren, so übten sie doch viel weniger Bedrü-
ckungen und Gewaltthätigkeiten aus, als die
viel eingeschränktern Beherrscher des Mittel-Al-
ters, und als die Fürsten, und deren Günstlin-
ge noch zu unserer Väter Zeiten ausübten.
Selbst in den Reichen, in welchen ehrsüchtige
Könige oder gewaltthätige Ministers von schwa-
chen Königen, mehrere Menschen-Alter durch,
nach unumschränkter Gewalt getrachtet haben;
selbst in diesen fängt man an, gemäſsigtere
Grundsätze anzunehmen, und sich, so viel
man kann, vom Despotismus zu entfernen,
weil man durch die angehäufte Last der Sün-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/66>, abgerufen am 22.11.2024.
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