Besitzungen, von dem Ursprung und Wechsel der verschiedenen politischen Verfassungen, und wie solche allmählig zu der jetzigen Form und aus diesen Methoden der Glaube erwach- sen, an welchen die Menschen sich gewöhnen lassen, in demselbigen erzogen und durch den- selben geführt und regiert zu werden.
Hier sind wir auf einem Ocean, wo sich die Ufer des festen Landes auf allen Seiten verlie- ren, wo selbst oft der Compass ermangelt und nur ein glückliches Errathen übrig bleibt. Ich übergehe, als zu meinemZweck nicht gehörig und zu weit davon abführend, den Meinungs- Kram älterer politischer Schriftsteller, und be- rühre nur, was wir seit unsern lezten Tagen davon aufzuweisen haben.
Unter unsern noch lebenden Schriftstellern hat sich nemlich Wieland durch eine kleine von Dohm hingeworfene Note *) bewogen ge- sehen, eine in seiner Manier gedachte Abhand- lung: "Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, oder: Ueber den Lehrsatz: Dass die höchste Gewalt in einem Staat durch das Volk geschaf-
fen
*) Im deutschen Merkur 1777. Nov. S. 119.
Besitzungen, von dem Ursprung und Wechsel der verschiedenen politischen Verfassungen, und wie solche allmählig zu der jetzigen Form und aus diesen Methoden der Glaube erwach- sen, an welchen die Menschen sich gewöhnen lassen, in demselbigen erzogen und durch den- selben geführt und regiert zu werden.
Hier sind wir auf einem Ocean, wo sich die Ufer des festen Landes auf allen Seiten verlie- ren, wo selbst oft der Compaſs ermangelt und nur ein glückliches Errathen übrig bleibt. Ich übergehe, als zu meinemZweck nicht gehörig und zu weit davon abführend, den Meinungs- Kram älterer politischer Schriftsteller, und be- rühre nur, was wir seit unsern lezten Tagen davon aufzuweisen haben.
Unter unsern noch lebenden Schriftstellern hat sich nemlich Wieland durch eine kleine von Dohm hingeworfene Note *) bewogen ge- sehen, eine in seiner Manier gedachte Abhand- lung: „Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, oder: Ueber den Lehrsatz: Daſs die höchste Gewalt in einem Staat durch das Volk geschaf-
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*) Im deutschen Merkur 1777. Nov. S. 119.
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[48/0054]
Besitzungen, von dem Ursprung und Wechsel
der verschiedenen politischen Verfassungen,
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und aus diesen Methoden der Glaube erwach-
sen, an welchen die Menschen sich gewöhnen
lassen, in demselbigen erzogen und durch den-
selben geführt und regiert zu werden.
Hier sind wir auf einem Ocean, wo sich die
Ufer des festen Landes auf allen Seiten verlie-
ren, wo selbst oft der Compaſs ermangelt und
nur ein glückliches Errathen übrig bleibt. Ich
übergehe, als zu meinem Zweck nicht gehörig
und zu weit davon abführend, den Meinungs-
Kram älterer politischer Schriftsteller, und be-
rühre nur, was wir seit unsern lezten Tagen
davon aufzuweisen haben.
Unter unsern noch lebenden Schriftstellern
hat sich nemlich Wieland durch eine kleine
von Dohm hingeworfene Note *) bewogen ge-
sehen, eine in seiner Manier gedachte Abhand-
lung: „Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit,
oder: Ueber den Lehrsatz: Daſs die höchste
Gewalt in einem Staat durch das Volk geschaf-
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*) Im deutschen Merkur 1777. Nov. S. 119.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/54>, abgerufen am 16.02.2025.
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