Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.Von dieser Art unzubändigende Menschen ha- Rousseaus eigenes Bekenntniss von sich in Von dieser Art unzubändigende Menschen ha- Rousseaus eigenes Bekenntniſs von sich in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0047" n="41"/> <p>Von dieser Art unzubändigende Menschen ha-<lb/> ben sich in neuern Zeiten <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rousseau</hi>,</hi> und der<lb/> Graf <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">von Bar</hi></hi> selbt bekannt gemacht.</p><lb/> <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rousseaus</hi></hi> eigenes Bekenntniſs von sich in<lb/> dem Schreiben an den Präsident von Lamoignon<lb/> von 1763. lautet so: „Ein gewisser Stolz, der<lb/> mich immer trieb, den Menschen in dem Men-<lb/> schen aufzusuchen, machte, daſs ich es nie ler-<lb/> nen konnte, den Gedanken der Abhängigkeit<lb/> zu ertragen. Der Herzog von Luxemburg und<lb/> seine Gemahlin haben mich mit Freundschaft<lb/> überhäuft; aber ich muſste mich zwingen, ih-<lb/> ren Rang zu vergessen, sie nur als gute Men-<lb/> schen anzusehen; und endlich war es doch ihr<lb/> Stand, der mich bewog, eine Wohnung in ih-<lb/> rem Hause auszuschlagen; denn ich merkte,<lb/> daſs mir jede Kette, auch die des Wohlstands<lb/> und der Sitten, im Umgang mit Höhern uner-<lb/> träglich war. Ich habe darum den Genuſs der<lb/> Freyheit allem vorgezogen und ich habe dieses<lb/> Glück geschmeckt, denn ich riſs mich von al-<lb/> len Verbindungen, von allen Fesseln der Ge-<lb/> sellschaft los, und glücklicher war kein Sterb-<lb/> licher, als ich in Montmorency, wenn ich nach<lb/> einem in Gefühl der Unschuld verflossenen Tag<lb/> und einig mit der ganzen Schöpfung des Abends<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0047]
Von dieser Art unzubändigende Menschen ha-
ben sich in neuern Zeiten Rousseau, und der
Graf von Bar selbt bekannt gemacht.
Rousseaus eigenes Bekenntniſs von sich in
dem Schreiben an den Präsident von Lamoignon
von 1763. lautet so: „Ein gewisser Stolz, der
mich immer trieb, den Menschen in dem Men-
schen aufzusuchen, machte, daſs ich es nie ler-
nen konnte, den Gedanken der Abhängigkeit
zu ertragen. Der Herzog von Luxemburg und
seine Gemahlin haben mich mit Freundschaft
überhäuft; aber ich muſste mich zwingen, ih-
ren Rang zu vergessen, sie nur als gute Men-
schen anzusehen; und endlich war es doch ihr
Stand, der mich bewog, eine Wohnung in ih-
rem Hause auszuschlagen; denn ich merkte,
daſs mir jede Kette, auch die des Wohlstands
und der Sitten, im Umgang mit Höhern uner-
träglich war. Ich habe darum den Genuſs der
Freyheit allem vorgezogen und ich habe dieses
Glück geschmeckt, denn ich riſs mich von al-
len Verbindungen, von allen Fesseln der Ge-
sellschaft los, und glücklicher war kein Sterb-
licher, als ich in Montmorency, wenn ich nach
einem in Gefühl der Unschuld verflossenen Tag
und einig mit der ganzen Schöpfung des Abends
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