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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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Elend, und starb auf dem Stroh, mittlerweile
der Landes-Nachfolger mit seinen Junkern und
Jägern im Wald unter Hirschen und Schweinen
ihr Leben verschwelgten, der nach Wien als
Cabinets-Satan abgeschickte Geheime Rath aber
sich am Lohn der Ungerechtigkeit ein feines
Rittergut, jedoch wohlbedächtlich im Land ei-
nes andern Fürsten zusammensparte.

Die blinde Anhänglichkeit und Ergebenheit
Landgrafens Ludwig VIII. womit er sowohl in
dem Oesterreichischen Erbfolge-Krieg, als nach-
her in dem siebenjährigen Krieg sich und sein
Land der Sache des Hauses Oesterreich aufo-
pferte, war Versöhnung für alle seine Sünden;
der Reichshof-Rath beugte sich unter die Macht
der Staats-Justiz, und das gewöhnliche Wort
der Kayserin Königin Maria Theresia, bey de-
nen ihr hierüber je zuweilen angebrachten Ge-
wissens-Rügen, war: "Lasst mir den alten
Mann zufrieden, so lang er noch lebt". Nach
dieser Vorschrift handelte dann auch dieser Ju-
stiz-Hof würklich, und als ich im Jahr 1765.
als Hessen-Casselischer Gesandter an der Tafel
des damaligen Reichs-Vice-Canzlers Fürsten
Colloredo speiste, entblödete sich der mit zu-
gegen gewesene Reichs-Hof-Räthliche Refe-

Elend, und starb auf dem Stroh, mittlerweile
der Landes-Nachfolger mit seinen Junkern und
Jägern im Wald unter Hirschen und Schweinen
ihr Leben verschwelgten, der nach Wien als
Cabinets-Satan abgeschickte Geheime Rath aber
sich am Lohn der Ungerechtigkeit ein feines
Rittergut, jedoch wohlbedächtlich im Land ei-
nes andern Fürsten zusammensparte.

Die blinde Anhänglichkeit und Ergebenheit
Landgrafens Ludwig VIII. womit er sowohl in
dem Oesterreichischen Erbfolge-Krieg, als nach-
her in dem siebenjährigen Krieg sich und sein
Land der Sache des Hauses Oesterreich aufo-
pferte, war Versöhnung für alle seine Sünden;
der Reichshof-Rath beugte sich unter die Macht
der Staats-Justiz, und das gewöhnliche Wort
der Kayserin Königin Maria Theresia, bey de-
nen ihr hierüber je zuweilen angebrachten Ge-
wissens-Rügen, war: „Laſst mir den alten
Mann zufrieden, so lang er noch lebt„. Nach
dieser Vorschrift handelte dann auch dieser Ju-
stiz-Hof würklich, und als ich im Jahr 1765.
als Hessen-Casselischer Gesandter an der Tafel
des damaligen Reichs-Vice-Canzlers Fürsten
Colloredo speiste, entblödete sich der mit zu-
gegen gewesene Reichs-Hof-Räthliche Refe-

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[242/0248] Elend, und starb auf dem Stroh, mittlerweile der Landes-Nachfolger mit seinen Junkern und Jägern im Wald unter Hirschen und Schweinen ihr Leben verschwelgten, der nach Wien als Cabinets-Satan abgeschickte Geheime Rath aber sich am Lohn der Ungerechtigkeit ein feines Rittergut, jedoch wohlbedächtlich im Land ei- nes andern Fürsten zusammensparte. Die blinde Anhänglichkeit und Ergebenheit Landgrafens Ludwig VIII. womit er sowohl in dem Oesterreichischen Erbfolge-Krieg, als nach- her in dem siebenjährigen Krieg sich und sein Land der Sache des Hauses Oesterreich aufo- pferte, war Versöhnung für alle seine Sünden; der Reichshof-Rath beugte sich unter die Macht der Staats-Justiz, und das gewöhnliche Wort der Kayserin Königin Maria Theresia, bey de- nen ihr hierüber je zuweilen angebrachten Ge- wissens-Rügen, war: „Laſst mir den alten Mann zufrieden, so lang er noch lebt„. Nach dieser Vorschrift handelte dann auch dieser Ju- stiz-Hof würklich, und als ich im Jahr 1765. als Hessen-Casselischer Gesandter an der Tafel des damaligen Reichs-Vice-Canzlers Fürsten Colloredo speiste, entblödete sich der mit zu- gegen gewesene Reichs-Hof-Räthliche Refe-

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/248>, abgerufen am 22.11.2024.