Auch kannte ich genau einen Minister, der in der Aufwallung von Schmerz und Unmuth über eine unwürdige Handlung, wozu sich der Fürst von seinem geheimen Referendar verlei- ten lassen, in die Worte ausbrach: "Der * * ist ein Spitzbub". "Ich weiss es wohl", ant- wortete der Fürst ganz kaltblütig, "ich brauche aber einen solchen". Was dieser Herr gesagt, das üben oft andere seines gleichen, ungesagt, in der That selbst: Mit biedern, ehrlichen, tapfern, freymüthigen Leuten ist ihnen nicht gedient; sie wollen, statt Männern, Laquayen, beugsa- me Schurken, denen sie dann ihrer Seits auch wieder Schelmereyen, allerley Gattung, wenn sie nur nicht in das Leib-Geheeg des Fürsten kommen, zu gut halten
Der Cabinets-Geist ist herrisch, despotisch, eigensinnig, trotzig, gewaltthätig, absprechend, abschneidend; und so wie der Geist ist, so ist auch seine Sprache und sein Styl; kurz, barsch, nicht raisonnirend, mehr und weniger ganz in dem entscheidenden militarischen Ton, manchmahl mit einer beleidigenden Grobheit.
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Auch kannte ich genau einen Minister, der in der Aufwallung von Schmerz und Unmuth über eine unwürdige Handlung, wozu sich der Fürst von seinem geheimen Referendar verlei- ten lassen, in die Worte ausbrach: „Der * * ist ein Spitzbub„. „Ich weiſs es wohl„, ant- wortete der Fürst ganz kaltblütig, „ich brauche aber einen solchen„. Was dieser Herr gesagt, das üben oft andere seines gleichen, ungesagt, in der That selbst: Mit biedern, ehrlichen, tapfern, freymüthigen Leuten ist ihnen nicht gedient; sie wollen, statt Männern, Laquayen, beugsa- me Schurken, denen sie dann ihrer Seits auch wieder Schelmereyen, allerley Gattung, wenn sie nur nicht in das Leib-Geheeg des Fürsten kommen, zu gut halten
Der Cabinets-Geist ist herrisch, despotisch, eigensinnig, trotzig, gewaltthätig, absprechend, abschneidend; und so wie der Geist ist, so ist auch seine Sprache und sein Styl; kurz, barsch, nicht raisonnirend, mehr und weniger ganz in dem entscheidenden militarischen Ton, manchmahl mit einer beleidigenden Grobheit.
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Auch kannte ich genau einen Minister, der
in der Aufwallung von Schmerz und Unmuth
über eine unwürdige Handlung, wozu sich der
Fürst von seinem geheimen Referendar verlei-
ten lassen, in die Worte ausbrach: „Der * *
ist ein Spitzbub„. „Ich weiſs es wohl„, ant-
wortete der Fürst ganz kaltblütig, „ich brauche
aber einen solchen„. Was dieser Herr gesagt,
das üben oft andere seines gleichen, ungesagt, in
der That selbst: Mit biedern, ehrlichen, tapfern,
freymüthigen Leuten ist ihnen nicht gedient;
sie wollen, statt Männern, Laquayen, beugsa-
me Schurken, denen sie dann ihrer Seits auch
wieder Schelmereyen, allerley Gattung, wenn
sie nur nicht in das Leib-Geheeg des Fürsten
kommen, zu gut halten
Der Cabinets-Geist ist herrisch, despotisch,
eigensinnig, trotzig, gewaltthätig, absprechend,
abschneidend; und so wie der Geist ist, so ist
auch seine Sprache und sein Styl; kurz,
barsch, nicht raisonnirend, mehr und weniger
ganz in dem entscheidenden militarischen Ton,
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/231>, abgerufen am 25.07.2024.
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