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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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wesen seyn! Aber selten hat einer unter den-
selben gewusst, wie Königliche Cabinets-Briefe
und Befehle würdig abgefasset werden müssen,
insonderheit in Deutscher Sprache; und weil
der König auch kein Kenner des Deutschen
Briefstyls ware, so giebt es so viele undeut-
sche, steife und einförmige Cabinets-Stücke.
Es ist aber doch gewiss, dass die Cabinets-Rä-
the in manchem Falle Gelegenheit hatten, das
zu seyn, was sie hiessen. Man weiss, dass auf
den Vortrag des Innhalts einer Schrift viel an-
kommt, so dass sie bey den Vorträgen, die
sie zu thun hatten, mancher Person und Sa-
chen vortheilhaft und nicht vortheilhaft seyn
konnten. Diese Gelegenheit wussten einige,
als ein Schumacher, den der König von sei-
nem Herrn Vater erbte, ein Eichel und andere
mehr, wohl zu gebrauchen, und in den Fällen,
da sie andern nützlich gewesen, auch oft für
ihren baaren Nutzen ansehnlich zu sorgen, wie
der grosse Reichthum, den Eichel hinterliess,
bezeuget. Es hat aber auch wohl einer, der
es zu arg gemacht, sein eigenes Unglück da-
durch verursacht, wie Galster, den der Kö-
nig nach Spandau schickte".

Auch

wesen seyn! Aber selten hat einer unter den-
selben gewuſst, wie Königliche Cabinets-Briefe
und Befehle würdig abgefasset werden müssen,
insonderheit in Deutscher Sprache; und weil
der König auch kein Kenner des Deutschen
Briefstyls ware, so giebt es so viele undeut-
sche, steife und einförmige Cabinets-Stücke.
Es ist aber doch gewiſs, daſs die Cabinets-Rä-
the in manchem Falle Gelegenheit hatten, das
zu seyn, was sie hieſsen. Man weiſs, daſs auf
den Vortrag des Innhalts einer Schrift viel an-
kommt, so daſs sie bey den Vorträgen, die
sie zu thun hatten, mancher Person und Sa-
chen vortheilhaft und nicht vortheilhaft seyn
konnten. Diese Gelegenheit wuſsten einige,
als ein Schumacher, den der König von sei-
nem Herrn Vater erbte, ein Eichel und andere
mehr, wohl zu gebrauchen, und in den Fällen,
da sie andern nützlich gewesen, auch oft für
ihren baaren Nutzen ansehnlich zu sorgen, wie
der groſse Reichthum, den Eichel hinterlieſs,
bezeuget. Es hat aber auch wohl einer, der
es zu arg gemacht, sein eigenes Unglück da-
durch verursacht, wie Galster, den der Kö-
nig nach Spandau schickte„.

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[224/0230] wesen seyn! Aber selten hat einer unter den- selben gewuſst, wie Königliche Cabinets-Briefe und Befehle würdig abgefasset werden müssen, insonderheit in Deutscher Sprache; und weil der König auch kein Kenner des Deutschen Briefstyls ware, so giebt es so viele undeut- sche, steife und einförmige Cabinets-Stücke. Es ist aber doch gewiſs, daſs die Cabinets-Rä- the in manchem Falle Gelegenheit hatten, das zu seyn, was sie hieſsen. Man weiſs, daſs auf den Vortrag des Innhalts einer Schrift viel an- kommt, so daſs sie bey den Vorträgen, die sie zu thun hatten, mancher Person und Sa- chen vortheilhaft und nicht vortheilhaft seyn konnten. Diese Gelegenheit wuſsten einige, als ein Schumacher, den der König von sei- nem Herrn Vater erbte, ein Eichel und andere mehr, wohl zu gebrauchen, und in den Fällen, da sie andern nützlich gewesen, auch oft für ihren baaren Nutzen ansehnlich zu sorgen, wie der groſse Reichthum, den Eichel hinterlieſs, bezeuget. Es hat aber auch wohl einer, der es zu arg gemacht, sein eigenes Unglück da- durch verursacht, wie Galster, den der Kö- nig nach Spandau schickte„. Auch

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/230>, abgerufen am 22.11.2024.