ten, Schlechtigkeiten, so lange und so viel sie können, zu bedecken, zu beschönigen, zu rechtfertigen und zu entschuldigen, oder auch allenfalls kurzweg zu läugnen.
Die Herrn glauben an ihre Grösse und Macht, aber auch an die Gutherzigkeit und Geistes- Schwäche der Menschen.
Wo also blosser Befehl, Zwang, Macht und Gewalt nicht hinreichen, oder wo man diese lieber mit guten Worten übertünchen und das dumme oder leichtsinnige und leichtgläubige Volk damit betäuben will, da nimmt man die politischen Zauber-Formeln von Staat, Bessten und Wohlfahrt des Staats, Bedürfnissen und Noth des Staats, Ehre des Reichs, der Crone, des Staats etc. zu Hülfe.
Ein Despot ist auch oft freygebig, aber ge- meiniglich so, dass ers erst andern nimmt. So machtens ehedem Tiberius, Caligula etc. So machens noch heut zu Tag andere, die in ih- ren Fussstapfen wandeln.
Sie
ten, Schlechtigkeiten, so lange und so viel sie können, zu bedecken, zu beschönigen, zu rechtfertigen und zu entschuldigen, oder auch allenfalls kurzweg zu läugnen.
Die Herrn glauben an ihre Gröſse und Macht, aber auch an die Gutherzigkeit und Geistes- Schwäche der Menschen.
Wo also bloſser Befehl, Zwang, Macht und Gewalt nicht hinreichen, oder wo man diese lieber mit guten Worten übertünchen und das dumme oder leichtsinnige und leichtgläubige Volk damit betäuben will, da nimmt man die politischen Zauber-Formeln von Staat, Beſsten und Wohlfahrt des Staats, Bedürfnissen und Noth des Staats, Ehre des Reichs, der Crone, des Staats etc. zu Hülfe.
Ein Despot ist auch oft freygebig, aber ge- meiniglich so, daſs ers erst andern nimmt. So machtens ehedem Tiberius, Caligula etc. So machens noch heut zu Tag andere, die in ih- ren Fuſsstapfen wandeln.
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ten, Schlechtigkeiten, so lange und so viel
sie können, zu bedecken, zu beschönigen, zu
rechtfertigen und zu entschuldigen, oder auch
allenfalls kurzweg zu läugnen.
Die Herrn glauben an ihre Gröſse und Macht,
aber auch an die Gutherzigkeit und Geistes-
Schwäche der Menschen.
Wo also bloſser Befehl, Zwang, Macht und
Gewalt nicht hinreichen, oder wo man diese
lieber mit guten Worten übertünchen und das
dumme oder leichtsinnige und leichtgläubige
Volk damit betäuben will, da nimmt man die
politischen Zauber-Formeln von Staat, Beſsten
und Wohlfahrt des Staats, Bedürfnissen und
Noth des Staats, Ehre des Reichs, der Crone,
des Staats etc. zu Hülfe.
Ein Despot ist auch oft freygebig, aber ge-
meiniglich so, daſs ers erst andern nimmt. So
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machens noch heut zu Tag andere, die in ih-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/198>, abgerufen am 16.02.2025.
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