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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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die eigentliche Staats-Bedürfnisse nicht darun-
ter leiden und vernachlässiget werden, so lan-
ge es nur Wechsel von Liebhabereyen eines
Herrn ist, und nicht durch diesen Wechsel
zugleich das Land und ganze Familien unglück-
lich werden, so lange bleibt freilich immer
noch vieles zu wünschen, desto weniger aber
mit Bestand zu tadeln, und noch weniger Grund
genug, sich zu widersetzen. Es wäre aller-
dings Lob- und Wünschens-würdiger, wenn
ein Fürst von seinem Ueberfluss ein Zuchthaus,
ein Waysenhaus, ein Arbeitshaus, ein Schul-
haus u. d. g. bauen liesse, als ein Opernhaus,
ein Exercierhaus, eine türkische Moschee,
worinn nie gebetet, ein marmornes Badhaus,
worinn nie gebadet wird, einen Marstall, wo-
zu die Pferde, und eine Orangerie, wozu die
Bäume fehlen u. d. g. Wenn er dann aber das
Zuchthaus vom Land erbauen lässt und das
Opernhaus aus seinen Mitteln baut; wenn er
diss Jahr, vor sein Vergnügen auf seine eigene
Kosten, ein Exercierhaus baut, und ein Paar
Jahre hernach, zum Nutzen des Landes und
zur Zierde der Residenz, auch aus seinen ei-
genen Einkünften ein Collegienhaus, wer mag
das, ohne Unbilligkeit, bekritteln? Der eine

die eigentliche Staats-Bedürfnisse nicht darun-
ter leiden und vernachläſsiget werden, so lan-
ge es nur Wechsel von Liebhabereyen eines
Herrn ist, und nicht durch diesen Wechsel
zugleich das Land und ganze Familien unglück-
lich werden, so lange bleibt freilich immer
noch vieles zu wünschen, desto weniger aber
mit Bestand zu tadeln, und noch weniger Grund
genug, sich zu widersetzen. Es wäre aller-
dings Lob- und Wünschens-würdiger, wenn
ein Fürst von seinem Ueberfluſs ein Zuchthaus,
ein Waysenhaus, ein Arbeitshaus, ein Schul-
haus u. d. g. bauen lieſse, als ein Opernhaus,
ein Exercierhaus, eine türkische Moschee,
worinn nie gebetet, ein marmornes Badhaus,
worinn nie gebadet wird, einen Marstall, wo-
zu die Pferde, und eine Orangerie, wozu die
Bäume fehlen u. d. g. Wenn er dann aber das
Zuchthaus vom Land erbauen läſst und das
Opernhaus aus seinen Mitteln baut; wenn er
diſs Jahr, vor sein Vergnügen auf seine eigene
Kosten, ein Exercierhaus baut, und ein Paar
Jahre hernach, zum Nutzen des Landes und
zur Zierde der Residenz, auch aus seinen ei-
genen Einkünften ein Collegienhaus, wer mag
das, ohne Unbilligkeit, bekritteln? Der eine

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[169/0175] die eigentliche Staats-Bedürfnisse nicht darun- ter leiden und vernachläſsiget werden, so lan- ge es nur Wechsel von Liebhabereyen eines Herrn ist, und nicht durch diesen Wechsel zugleich das Land und ganze Familien unglück- lich werden, so lange bleibt freilich immer noch vieles zu wünschen, desto weniger aber mit Bestand zu tadeln, und noch weniger Grund genug, sich zu widersetzen. Es wäre aller- dings Lob- und Wünschens-würdiger, wenn ein Fürst von seinem Ueberfluſs ein Zuchthaus, ein Waysenhaus, ein Arbeitshaus, ein Schul- haus u. d. g. bauen lieſse, als ein Opernhaus, ein Exercierhaus, eine türkische Moschee, worinn nie gebetet, ein marmornes Badhaus, worinn nie gebadet wird, einen Marstall, wo- zu die Pferde, und eine Orangerie, wozu die Bäume fehlen u. d. g. Wenn er dann aber das Zuchthaus vom Land erbauen läſst und das Opernhaus aus seinen Mitteln baut; wenn er diſs Jahr, vor sein Vergnügen auf seine eigene Kosten, ein Exercierhaus baut, und ein Paar Jahre hernach, zum Nutzen des Landes und zur Zierde der Residenz, auch aus seinen ei- genen Einkünften ein Collegienhaus, wer mag das, ohne Unbilligkeit, bekritteln? Der eine

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/175>, abgerufen am 21.11.2024.