Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.und Prinzessinnen, wenn sie an dem nehmli- Frau von Maintenon, die sich sehr vor Luft L
und Prinzessinnen, wenn sie an dem nehmli- Frau von Maintenon, die sich sehr vor Luft L
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="161"/> und Prinzessinnen, wenn sie an dem nehmli-<lb/> chen Tage mit ihm an seiner Tafel nebst an-<lb/> dern speisten, muſsten deſswegen doch so wa-<lb/> cker den Schüſseln zusprechen, als ob sie den<lb/> ganzen Tag nichts zu sich genommen hätten.<lb/> Andere kleine Anwandlungen von Bedürfnissen<lb/> durften gar nicht erwähnt werden. — Der Kö-<lb/> nig, der die freye Luft liebte, lieſs niemahls die<lb/> Gläser aufziehen und würde es sehr übel genom-<lb/> men haben, wenn eine Dame, der Sonne, des<lb/> Winds oder der Kälte wegen, einen Vorhang<lb/> hätte niederlassen wollen. Man muſste nicht<lb/> einmahl thun, als ob man von dieser oder einer<lb/> andern Beschwerlichkeit litte. Er fuhr bestän-<lb/> dig sehr scharf, gewöhnlich mit untergelegten<lb/> Pferden. Uebel werden, war ein Verbrechen,<lb/> das auf immer ausschloſs.</p><lb/> <p>Frau <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">von Maintenon</hi>,</hi> die sich sehr vor Luft<lb/> und andern Incommoditäten scheute, genoſs in<lb/> diesen Stücken kein Vorrecht. Alles, was sie<lb/> unter dem Vorwande der Sittsamkeit und aus<lb/> andern Gründen erhalten konnte, war, allein<lb/> reisen zu dürfen; aber in jedem Falle, sie moch-<lb/> te krank oder gesund seyn, muſste sie zur ge-<lb/> sezten Zeit ihm folgen und mitreisen und fertig<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [161/0167]
und Prinzessinnen, wenn sie an dem nehmli-
chen Tage mit ihm an seiner Tafel nebst an-
dern speisten, muſsten deſswegen doch so wa-
cker den Schüſseln zusprechen, als ob sie den
ganzen Tag nichts zu sich genommen hätten.
Andere kleine Anwandlungen von Bedürfnissen
durften gar nicht erwähnt werden. — Der Kö-
nig, der die freye Luft liebte, lieſs niemahls die
Gläser aufziehen und würde es sehr übel genom-
men haben, wenn eine Dame, der Sonne, des
Winds oder der Kälte wegen, einen Vorhang
hätte niederlassen wollen. Man muſste nicht
einmahl thun, als ob man von dieser oder einer
andern Beschwerlichkeit litte. Er fuhr bestän-
dig sehr scharf, gewöhnlich mit untergelegten
Pferden. Uebel werden, war ein Verbrechen,
das auf immer ausschloſs.
Frau von Maintenon, die sich sehr vor Luft
und andern Incommoditäten scheute, genoſs in
diesen Stücken kein Vorrecht. Alles, was sie
unter dem Vorwande der Sittsamkeit und aus
andern Gründen erhalten konnte, war, allein
reisen zu dürfen; aber in jedem Falle, sie moch-
te krank oder gesund seyn, muſste sie zur ge-
sezten Zeit ihm folgen und mitreisen und fertig
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