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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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sten Fehler machen". Diss war nun freilich
ganz in Königlichem Ton gesprochen; und es
ist auch kein Zweifel, dass die Cammerdiener
Ludwigs XIV. so wie die aller andern Könige.
Chur- und Fürsten, alle Mühe und Kunst wer-
den aufgeboten haben, um ihrem Herrn wenig-
stens nicht zu misfallen, vielmehr durch alle
Beweise des Gehorsams und Unterwerfung sich
in ihrem, wo nicht allemal angenehmen, doch
um so gewisser einträglichen Posten zu erhal-
ten. Wenn aber Ludwig, als König, jene Leh-
re, durch Erfahrung und Nachdenken geleitet,
abstrahirte, so handelte er als Mensch gerade
dagegen. -- Der Herzog von St. Simon sagt
hierüber in seinen Denkschriften: *) "Er be-
handelte seine Bediente gut, sonderlich seine
Cammerleute; ihnen, vorzüglich den vornehm-
sten, theilte er sich am vertraulichsten und of-
fensten mit. Ihre Freundschaft oder ihr Hass
hat viel gewürkt. Sie hatten beständig Gele-
genheit, gute oder böse Dienste zu erweisen.
Auch thaten sie es jenen mächtigen Freygelas-
senen der Römischen Kaiser gleich, denen der
Staat und die Grossen hofirten. Sie wurden

*) I. B. S. 30.

sten Fehler machen„. Diſs war nun freilich
ganz in Königlichem Ton gesprochen; und es
ist auch kein Zweifel, daſs die Cammerdiener
Ludwigs XIV. so wie die aller andern Könige.
Chur- und Fürsten, alle Mühe und Kunst wer-
den aufgeboten haben, um ihrem Herrn wenig-
stens nicht zu misfallen, vielmehr durch alle
Beweise des Gehorsams und Unterwerfung sich
in ihrem, wo nicht allemal angenehmen, doch
um so gewisser einträglichen Posten zu erhal-
ten. Wenn aber Ludwig, als König, jene Leh-
re, durch Erfahrung und Nachdenken geleitet,
abstrahirte, so handelte er als Mensch gerade
dagegen. — Der Herzog von St. Simon sagt
hierüber in seinen Denkschriften: *) „Er be-
handelte seine Bediente gut, sonderlich seine
Cammerleute; ihnen, vorzüglich den vornehm-
sten, theilte er sich am vertraulichsten und of-
fensten mit. Ihre Freundschaft oder ihr Haſs
hat viel gewürkt. Sie hatten beständig Gele-
genheit, gute oder böse Dienste zu erweisen.
Auch thaten sie es jenen mächtigen Freygelas-
senen der Römischen Kaiser gleich, denen der
Staat und die Groſsen hofirten. Sie wurden

*) I. B. S. 30.
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[146/0152] sten Fehler machen„. Diſs war nun freilich ganz in Königlichem Ton gesprochen; und es ist auch kein Zweifel, daſs die Cammerdiener Ludwigs XIV. so wie die aller andern Könige. Chur- und Fürsten, alle Mühe und Kunst wer- den aufgeboten haben, um ihrem Herrn wenig- stens nicht zu misfallen, vielmehr durch alle Beweise des Gehorsams und Unterwerfung sich in ihrem, wo nicht allemal angenehmen, doch um so gewisser einträglichen Posten zu erhal- ten. Wenn aber Ludwig, als König, jene Leh- re, durch Erfahrung und Nachdenken geleitet, abstrahirte, so handelte er als Mensch gerade dagegen. — Der Herzog von St. Simon sagt hierüber in seinen Denkschriften: *) „Er be- handelte seine Bediente gut, sonderlich seine Cammerleute; ihnen, vorzüglich den vornehm- sten, theilte er sich am vertraulichsten und of- fensten mit. Ihre Freundschaft oder ihr Haſs hat viel gewürkt. Sie hatten beständig Gele- genheit, gute oder böse Dienste zu erweisen. Auch thaten sie es jenen mächtigen Freygelas- senen der Römischen Kaiser gleich, denen der Staat und die Groſsen hofirten. Sie wurden *) I. B. S. 30.

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/152>, abgerufen am 24.11.2024.