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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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Puis-je voir sans chagrin, que mon auguste
maitre,
Le Prince si clement, qu'il en cesse de l'etre,
A sa honte eternelle et pour notre malheur,
Consulte un Violon, consulte son Tailleur;
Et souvent sur l'avis d'un seul Valet de Chambre
Hazarde le salut d'un Corps, dont je suis membre?

Man wird dadurch genöthigt, zu glauben,
dass es nicht ein blosser witziger Einfall war,
wenn Friedrich der Grosse über den ihm als
Gesandten zugeschickten Leib-Barbierer des
Tartar-Chans sagte: Dass je näher einer bey
den Orientalischen Fürsten seinem Herrn auf
den Leib komme, je eine wichtigere Person
er seye. Nur allzuoft trift es als Erfahrungs-
Wahrheit an so vielen grossen und kleinen Hö-
fen damit überein.

Ludwig XIV in Frankreich gab seinem En-
kel, dem jungen König Philipp in Spanien, un-
ter andern herrlichen Ermahnungen, die Lehre:
"Behandelt eure Domestiken gut, macht euch
aber nicht mit ihnen zu gemein, und am we-
nigsten traut ihnen zu viel. Bedient euch ih-
rer, so lang sie sich gescheut aufführen; schickt
sie aber wieder fort, so bald sie den gering-

K
Puis-je voir sans chagrin, que mon auguste
maitre,
Le Prince si clément, qu’il en cesse de l’être,
A sa honte éternelle et pour notre malheur,
Consulte un Violon, consulte son Tailleur;
Et souvent sur l’avis d’un seul Valet de Chambre
Hazarde le salut d’un Corps, dont je suis membre?

Man wird dadurch genöthigt, zu glauben,
daſs es nicht ein bloſser witziger Einfall war,
wenn Friedrich der Groſse über den ihm als
Gesandten zugeschickten Leib-Barbierer des
Tartar-Chans sagte: Daſs je näher einer bey
den Orientalischen Fürsten seinem Herrn auf
den Leib komme, je eine wichtigere Person
er seye. Nur allzuoft trift es als Erfahrungs-
Wahrheit an so vielen groſsen und kleinen Hö-
fen damit überein.

Ludwig XIV in Frankreich gab seinem En-
kel, dem jungen König Philipp in Spanien, un-
ter andern herrlichen Ermahnungen, die Lehre:
„Behandelt eure Domestiken gut, macht euch
aber nicht mit ihnen zu gemein, und am we-
nigsten traut ihnen zu viel. Bedient euch ih-
rer, so lang sie sich gescheut aufführen; schickt
sie aber wieder fort, so bald sie den gering-

K
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[145/0151] Puis-je voir sans chagrin, que mon auguste maitre, Le Prince si clément, qu’il en cesse de l’être, A sa honte éternelle et pour notre malheur, Consulte un Violon, consulte son Tailleur; Et souvent sur l’avis d’un seul Valet de Chambre Hazarde le salut d’un Corps, dont je suis membre? Man wird dadurch genöthigt, zu glauben, daſs es nicht ein bloſser witziger Einfall war, wenn Friedrich der Groſse über den ihm als Gesandten zugeschickten Leib-Barbierer des Tartar-Chans sagte: Daſs je näher einer bey den Orientalischen Fürsten seinem Herrn auf den Leib komme, je eine wichtigere Person er seye. Nur allzuoft trift es als Erfahrungs- Wahrheit an so vielen groſsen und kleinen Hö- fen damit überein. Ludwig XIV in Frankreich gab seinem En- kel, dem jungen König Philipp in Spanien, un- ter andern herrlichen Ermahnungen, die Lehre: „Behandelt eure Domestiken gut, macht euch aber nicht mit ihnen zu gemein, und am we- nigsten traut ihnen zu viel. Bedient euch ih- rer, so lang sie sich gescheut aufführen; schickt sie aber wieder fort, so bald sie den gering- K

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/151>, abgerufen am 24.11.2024.