sichs unsere Fürsten, selbst die regierende, selbst die, welche ein eigenes zahlreiches Mi- litär haben, zur Ehre, Königen zu dienen; seit dem geht die ganze Fürsten-Welt in Uni- form und bewirbt sich, wenn sichs nicht anders thun will, wenigstens um militarische Titel. Jeder sucht, um es mit wenig Worten zusam- menzufassen, sein grosses Vorbild wenigstens dadurch zu erreichen, dass er so willkührlich regiert, als er nach dem Maass seiner Kräfte darf; so viele Soldaten hält, als er kann, und mit deren Hülfe von seinen Dienern und Un- terthanen denjenigen blinden und unbeschränk- ten Gehorsam verlangt, welcher das Wahr- zeichen jeder militarischen Regierung, und, im Ganzen genommen, der Ton und Geist un- serer Zeit ist.
Schluss und Resultat von allem diesem auf die Erzieh- und Bildung unserer Königs- und Fürsten-Söhne giebt sich von selbsten. Sie treten, jeder nach dem durch seine Geburt be- reits habenden Beruf und Bestimmung, oder nach einer eigenen Wahl und Neigung oder aus Noth in die Fussstapfen ihrer Väter und Brüder, in den Geist ihrer Zeit mit ein. Der
sichs unsere Fürsten, selbst die regierende, selbst die, welche ein eigenes zahlreiches Mi- litär haben, zur Ehre, Königen zu dienen; seit dem geht die ganze Fürsten-Welt in Uni- form und bewirbt sich, wenn sichs nicht anders thun will, wenigstens um militarische Titel. Jeder sucht, um es mit wenig Worten zusam- menzufassen, sein groſses Vorbild wenigstens dadurch zu erreichen, daſs er so willkührlich regiert, als er nach dem Maaſs seiner Kräfte darf; so viele Soldaten hält, als er kann, und mit deren Hülfe von seinen Dienern und Un- terthanen denjenigen blinden und unbeschränk- ten Gehorsam verlangt, welcher das Wahr- zeichen jeder militarischen Regierung, und, im Ganzen genommen, der Ton und Geist un- serer Zeit ist.
Schluſs und Resultat von allem diesem auf die Erzieh- und Bildung unserer Königs- und Fürsten-Söhne giebt sich von selbsten. Sie treten, jeder nach dem durch seine Geburt be- reits habenden Beruf und Bestimmung, oder nach einer eigenen Wahl und Neigung oder aus Noth in die Fuſsstapfen ihrer Väter und Brüder, in den Geist ihrer Zeit mit ein. Der
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sichs unsere Fürsten, selbst die regierende,
selbst die, welche ein eigenes zahlreiches Mi-
litär haben, zur Ehre, Königen zu dienen;
seit dem geht die ganze Fürsten-Welt in Uni-
form und bewirbt sich, wenn sichs nicht anders
thun will, wenigstens um militarische Titel.
Jeder sucht, um es mit wenig Worten zusam-
menzufassen, sein groſses Vorbild wenigstens
dadurch zu erreichen, daſs er so willkührlich
regiert, als er nach dem Maaſs seiner Kräfte
darf; so viele Soldaten hält, als er kann, und
mit deren Hülfe von seinen Dienern und Un-
terthanen denjenigen blinden und unbeschränk-
ten Gehorsam verlangt, welcher das Wahr-
zeichen jeder militarischen Regierung, und,
im Ganzen genommen, der Ton und Geist un-
serer Zeit ist.
Schluſs und Resultat von allem diesem auf
die Erzieh- und Bildung unserer Königs- und
Fürsten-Söhne giebt sich von selbsten. Sie
treten, jeder nach dem durch seine Geburt be-
reits habenden Beruf und Bestimmung, oder
nach einer eigenen Wahl und Neigung oder
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/114>, abgerufen am 17.02.2025.
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