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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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sich diese Eitelkeit zu seinen Absichten zu Nutz;
man fieng an, Gesandte an die Herren Vet-
tern
zu schicken und die grössere deutsche
Häuser wetteiferten drum, dass ja jeder von
ihnen auch einen bekomme. Deutschland war
in wenig Jahren mit französischen Emissarien
wie besäet; und was wars, was sie gutes stif-
teten? Mit den täglichen Schmeicheleyen von
ihrer Grösse und Souverainetät machten sie den
Deutschen Herrn den Kopf von falscher Hoheit
schwindlicht; um die Grösse wenigstens in ei-
nem Perspectiv-Gemählde zu zeigen, verleite-
ten sie selbige zu übertriebenen Ausgaben, in
Erweiterung ihrer Hofstaat, im Bauen, in Nach-
ahmung des französischen Geschmacks und Mo-
den; sie hezten sie gegen ihr selbsterwähltes
gesetz- und rechtmässiges Oberhaupt, den Kai-
ser, auf; schaften ihnen Gespenster von besorg-
licher Unterdrückung, um ihnen das Vergnü-
gen zu machen, solche zu bekämpfen; hezten
Churfürsten gegen alte Fürsten und diese ge-
gen jene mit Rang- und Titel-Zänkereyen auf;
mit denen, die Soldaten schaffen konnten,
schlossen sie Subsidien-Bündnisse; priesen ih-
nen ihr Recht des Kriegs und Friedens, als das
höchste Kleinod fürstlicher Glüchseligkeit an,

sich diese Eitelkeit zu seinen Absichten zu Nutz;
man fieng an, Gesandte an die Herren Vet-
tern
zu schicken und die gröſsere deutsche
Häuser wetteiferten drum, daſs ja jeder von
ihnen auch einen bekomme. Deutschland war
in wenig Jahren mit französischen Emissarien
wie besäet; und was wars, was sie gutes stif-
teten? Mit den täglichen Schmeicheleyen von
ihrer Gröſse und Souverainetät machten sie den
Deutschen Herrn den Kopf von falscher Hoheit
schwindlicht; um die Gröſse wenigstens in ei-
nem Perspectiv-Gemählde zu zeigen, verleite-
ten sie selbige zu übertriebenen Ausgaben, in
Erweiterung ihrer Hofstaat, im Bauen, in Nach-
ahmung des französischen Geschmacks und Mo-
den; sie hezten sie gegen ihr selbsterwähltes
gesetz- und rechtmäſsiges Oberhaupt, den Kai-
ser, auf; schaften ihnen Gespenster von besorg-
licher Unterdrückung, um ihnen das Vergnü-
gen zu machen, solche zu bekämpfen; hezten
Churfürsten gegen alte Fürsten und diese ge-
gen jene mit Rang- und Titel-Zänkereyen auf;
mit denen, die Soldaten schaffen konnten,
schloſsen sie Subsidien-Bündniſse; priesen ih-
nen ihr Recht des Kriegs und Friedens, als das
höchste Kleinod fürstlicher Glüchseligkeit an,

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[102/0108] sich diese Eitelkeit zu seinen Absichten zu Nutz; man fieng an, Gesandte an die Herren Vet- tern zu schicken und die gröſsere deutsche Häuser wetteiferten drum, daſs ja jeder von ihnen auch einen bekomme. Deutschland war in wenig Jahren mit französischen Emissarien wie besäet; und was wars, was sie gutes stif- teten? Mit den täglichen Schmeicheleyen von ihrer Gröſse und Souverainetät machten sie den Deutschen Herrn den Kopf von falscher Hoheit schwindlicht; um die Gröſse wenigstens in ei- nem Perspectiv-Gemählde zu zeigen, verleite- ten sie selbige zu übertriebenen Ausgaben, in Erweiterung ihrer Hofstaat, im Bauen, in Nach- ahmung des französischen Geschmacks und Mo- den; sie hezten sie gegen ihr selbsterwähltes gesetz- und rechtmäſsiges Oberhaupt, den Kai- ser, auf; schaften ihnen Gespenster von besorg- licher Unterdrückung, um ihnen das Vergnü- gen zu machen, solche zu bekämpfen; hezten Churfürsten gegen alte Fürsten und diese ge- gen jene mit Rang- und Titel-Zänkereyen auf; mit denen, die Soldaten schaffen konnten, schloſsen sie Subsidien-Bündniſse; priesen ih- nen ihr Recht des Kriegs und Friedens, als das höchste Kleinod fürstlicher Glüchseligkeit an,

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/108>, abgerufen am 23.11.2024.