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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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samt seinen Complicibus zufiel und schriehe: Was wil der Kerl proponirtn, heraus mit
ihn hinter dem Tisch weg, wir wollen nach dem Receß nicht votiren, sondern was wir ge-
stern gemacht, und unter einander unterschrieben haben, das sol gelten, ferner Bericht ist
aus angeführter und übergebener Facti Specie mit mehrern zu ersehen; Jndessen schrihen
einige: Weg mit dem Kerl, wir wollen ihn ins Loch stecken, wir wollen seine Proposition
nicht hören; Worüber ich sehr erschrack, und alle Gelegenheit suchte mich aus der Gewalt
in Sicherheit zu bringen. Da nach dessen die 6. unschuldige Bürgere incarceriret wor-
den. Den Nachmittag gieng ich mit meinem Collegen Dürren, nebst einem Bürgere
an den Hrn. Bürgermeister Dörrien, befragten selbigen, warum er die Bürger in Hafft
nehmen lassen, was die Ursach wäre. Antwortete er en general, was wolt Jhr, Jhr
Haneboht seyd ein Rebell, ich spreche euch nicht, und scheret mir zusammen zum Hause hin-
aus; Worauf er mich propria autoritate suspendiret und mich nicht nebst anderen zu Raht
citiren lassen, weiter hat er Wache zur höchsten Last der gantzen Bürgerschafft unter
das Rahthaus gesetzt, und denen anbefohlen, mich, in Fall ich zu Rahthaus kommen
würde, durchaus nicht herauf zu lassen, bis dahin bin ich noch von ihm suspendiret.

Henrich Christoph Haneboht.
Lit. D.

Bericht des Altermanns Druman

Prod. coram Commissione den 4ten Junii 1729.

Dienstag den 10ten May ließ der Herr Bürgermeister Dörrien den Nachmittag um 2.
Uhr verbohten den gantzen Raht an das Rahthaus, um sich zu besprechen wegen der
Prediger-Wahl, so haben wir 12. von 35. heraus genommen, die sich angeben hatten,
von den 12. sollen 6. auf die Wahl kommen, worunter dieser Hartung mit gewesen, den
er gerne haben wolte, es hätte denselben können ja wohl treffen, daß er geblieben wäre,
aber er wolte nicht wehlen, sondern er wolte ihn par force aufsetzen, das wolten wir auch
nicht thuen, sind deßhalben unverrichter Sachen von einander gangen, und differiret wor-
den, bis auf den nächsten Donnerstag, indem der Secretarius nicht zugegen gewesen. Nun
mag er es wohl einigen Bürgeren zuwissen gethan haben, seynd deßhalben am Mittwo-
chen einige Bürger zusammen kommen, und ihm den Bürgermeister ins Haus gekom-
men, darauf hat er verbohten lassen, auf den Donnerstag zu Rahthause, bin auch mit
meiner Mantel hingangen, wie ich nun balde vor den Rahthause war, begegnet mir einer
und sagte, es lauffen ein Hauffen Bürger zusammen, die werden auf das Rahthaus kom-
men, worüber ich mich entsetzte, und ging auf die Schencke, es war aber noch einer da
von unseren Herren, gingen also beyde wieder nach Hause. Weilen aber der Raht ein
neu Haus bauen lassen, worunter ein Keller gemacht wird, gieng ich dahin die Arbeit zu
besehen, wie ich nun wieder nach Hause gehen wollen, wurde mir gesaget, es wären jetzunder
viele Bürger hingangen nach Bürgermeister Wiehen, der solle etwas unterschreiben, die
werden nach seinem Hause auch wohl kommen, und gesaget Hr. Haneboht ist auf den Garten,
da gehe er hin, wie ich auch thäte, unterdessen waren sie die gantze Suite bey 14. ad 15. Mann
in meinem Hause gewesen, hernacher in des Hrn. Seggers Hause, von dar nach Hr.
Haneboht Hause, von da seynd sie auf den Garten kommen, und uns ein Memorial ge-
zeiget, daß sie in den Raht gegeben hätten, das solten wir unterschreiben. Wie ich nun
gesehen, daß es hatte Bürgermeister Wiehen, und Hr. Segger Heiderman unterschrie-
ben, schrieb ich dasselbe auch unter, weil vis major da war. Herr Haneboht aber wolte
es aber nicht thuen, aber deßhalben viel Schelt-Worte hinnehmen müssen. Nun wil ich
meine Herren darüber disponiren lassen, ob es freywillig oder gezwungen geschehen. Den
anderen Tag hat der Hr. Segger die gantze Bürgerschafft verbohten lassen, daß sie sol-
ten einig werden, auf daß in der Kirchen kein Streit oder Zanck seyn solte, bin ich aber
nicht dazu verbohtet, da sie dann die 6. Bürger incarceriret haben; Den Nachmittag
um 2. Uhr seynd etzliche Bürger deßhalben an den Bürgermeister Dörrien gangen, und
gesuchet, daß er sie möchte wieder los geben, er aber sie nicht hören wollen, sondern ihnen

die

ſamt ſeinen Complicibus zufiel und ſchriehe: Was wil der Kerl proponirtn, heraus mit
ihn hinter dem Tiſch weg, wir wollen nach dem Receß nicht votiren, ſondern was wir ge-
ſtern gemacht, und unter einander unterſchrieben haben, das ſol gelten, ferner Bericht iſt
aus angefuͤhrter und uͤbergebener Facti Specie mit mehrern zu erſehen; Jndeſſen ſchrihen
einige: Weg mit dem Kerl, wir wollen ihn ins Loch ſtecken, wir wollen ſeine Propoſition
nicht hoͤren; Woruͤber ich ſehr erſchrack, und alle Gelegenheit ſuchte mich aus der Gewalt
in Sicherheit zu bringen. Da nach deſſen die 6. unſchuldige Buͤrgere incarceriret wor-
den. Den Nachmittag gieng ich mit meinem Collegen Duͤrren, nebſt einem Buͤrgere
an den Hrn. Buͤrgermeiſter Doͤrrien, befragten ſelbigen, warum er die Buͤrger in Hafft
nehmen laſſen, was die Urſach waͤre. Antwortete er en general, was wolt Jhr, Jhr
Haneboht ſeyd ein Rebell, ich ſpreche euch nicht, und ſcheret mir zuſammen zum Hauſe hin-
aus; Worauf er mich propriâ autoritate ſuſpendiret und mich nicht nebſt anderen zu Raht
citiren laſſen, weiter hat er Wache zur hoͤchſten Laſt der gantzen Buͤrgerſchafft unter
das Rahthaus geſetzt, und denen anbefohlen, mich, in Fall ich zu Rahthaus kommen
wuͤrde, durchaus nicht herauf zu laſſen, bis dahin bin ich noch von ihm ſuſpendiret.

Henrich Chriſtoph Haneboht.
Lit. D.

Bericht des Altermanns Druman

Prod. coram Commiſſione den 4ten Junii 1729.

Dienſtag den 10ten May ließ der Herr Buͤrgermeiſter Doͤrrien den Nachmittag um 2.
Uhr verbohten den gantzen Raht an das Rahthaus, um ſich zu beſprechen wegen der
Prediger-Wahl, ſo haben wir 12. von 35. heraus genommen, die ſich angeben hatten,
von den 12. ſollen 6. auf die Wahl kommen, worunter dieſer Hartung mit geweſen, den
er gerne haben wolte, es haͤtte denſelben koͤnnen ja wohl treffen, daß er geblieben waͤre,
aber er wolte nicht wehlen, ſondern er wolte ihn par force aufſetzen, das wolten wir auch
nicht thuen, ſind deßhalben unverrichter Sachen von einander gangen, und differiret wor-
den, bis auf den naͤchſten Donnerſtag, indem der Secretarius nicht zugegen geweſen. Nun
mag er es wohl einigen Buͤrgeren zuwiſſen gethan haben, ſeynd deßhalben am Mittwo-
chen einige Buͤrger zuſammen kommen, und ihm den Buͤrgermeiſter ins Haus gekom-
men, darauf hat er verbohten laſſen, auf den Donnerſtag zu Rahthauſe, bin auch mit
meiner Mantel hingangen, wie ich nun balde vor den Rahthauſe war, begegnet mir einer
und ſagte, es lauffen ein Hauffen Buͤrger zuſammen, die werden auf das Rahthaus kom-
men, woruͤber ich mich entſetzte, und ging auf die Schencke, es war aber noch einer da
von unſeren Herren, gingen alſo beyde wieder nach Hauſe. Weilen aber der Raht ein
neu Haus bauen laſſen, worunter ein Keller gemacht wird, gieng ich dahin die Arbeit zu
beſehen, wie ich nun wieder nach Hauſe gehen wollen, wurde mir geſaget, es waͤren jetzunder
viele Buͤrger hingangen nach Buͤrgermeiſter Wiehen, der ſolle etwas unterſchreiben, die
werden nach ſeinem Hauſe auch wohl kommen, und geſaget Hr. Haneboht iſt auf den Garten,
da gehe er hin, wie ich auch thaͤte, unterdeſſen waren ſie die gantze Suite bey 14. ad 15. Mann
in meinem Hauſe geweſen, hernacher in des Hrn. Seggers Hauſe, von dar nach Hr.
Haneboht Hauſe, von da ſeynd ſie auf den Garten kommen, und uns ein Memorial ge-
zeiget, daß ſie in den Raht gegeben haͤtten, das ſolten wir unterſchreiben. Wie ich nun
geſehen, daß es hatte Buͤrgermeiſter Wiehen, und Hr. Segger Heiderman unterſchrie-
ben, ſchrieb ich daſſelbe auch unter, weil vis major da war. Herr Haneboht aber wolte
es aber nicht thuen, aber deßhalben viel Schelt-Worte hinnehmen muͤſſen. Nun wil ich
meine Herren daruͤber diſponiren laſſen, ob es freywillig oder gezwungen geſchehen. Den
anderen Tag hat der Hr. Segger die gantze Buͤrgerſchafft verbohten laſſen, daß ſie ſol-
ten einig werden, auf daß in der Kirchen kein Streit oder Zanck ſeyn ſolte, bin ich aber
nicht dazu verbohtet, da ſie dann die 6. Buͤrger incarceriret haben; Den Nachmittag
um 2. Uhr ſeynd etzliche Buͤrger deßhalben an den Buͤrgermeiſter Doͤrrien gangen, und
geſuchet, daß er ſie moͤchte wieder los geben, er aber ſie nicht hoͤren wollen, ſondern ihnen

die
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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/54>, abgerufen am 24.11.2024.