Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.habt ihr vielleicht selbigen von euren Groß-Vatter geerbt, (der ein Kuh-Hirte war) und Weilen nun allsolchen wiederrechtlichen Beginnen nicht länger nachzusehen ist, son- Communicetur dieser Klag-Libell dem Bürgermeister Dörrien und Cons. zu Ver- Junii 1729. J. F. Nemhardt, mpr. Lit.
habt ihr vielleicht ſelbigen von euren Groß-Vatter geerbt, (der ein Kuh-Hirte war) und Weilen nun allſolchen wiederrechtlichen Beginnen nicht laͤnger nachzuſehen iſt, ſon- Communicetur dieſer Klag-Libell dem Buͤrgermeiſter Doͤrrien und Conſ. zu Ver- Junii 1729. J. F. Nemhardt, mpr. Lit.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0049" n="7"/> habt ihr vielleicht ſelbigen von euren Groß-Vatter geerbt, (der ein Kuh-Hirte war) und<lb/> wer hat euch hie zum Vorſprecher gemachet, daß ihr ſollet Unruhe anſtifften, ich wil hier<lb/> keinen Theil an nehmen, ſagend, ich weiß der Exempel viel die ich bey Rahthauſe erfah-<lb/> ren, huͤtet euch und ſehet euch fuͤr, ihr wiſſet den groſſen Verluſt nicht den die Buͤrgerſchafft<lb/><hi rendition="#aq">in Cauſa</hi> Herr Kuͤken ſel. erlitten, wie ſie dem ſo viel Tort anthaten, ohngeachtet ſo viele<lb/><hi rendition="#aq">Mandata</hi> hoͤheres Ohrts daruͤber ergangen waren, alſo koͤnten ſie auch ihren Mitbuͤrgeren,<lb/> welche ſchon 3. <hi rendition="#aq">à 4. Mandata</hi> von Jhro Biſchoͤffl. Gnaden erhalten und eingeſchicket wor-<lb/> den, keinen Tort anthun, oder ſie mit Gewalt zur Unterſchreibung zwingen, der Weg des<lb/> Rechtens waͤre niemand verſperret, dahin muͤſten diejenige kommen, welche wir verklag-<lb/> ten; Hieruͤber haben ſie ſich in etwas geſtillet und zufrieden gegeben, hiemit thut der Hr.<lb/> Buͤrgermeiſter Doͤrrien die Anrede, ſagende: Hoͤrt ji leven Boͤrgers, wann de Daum-<lb/> Probſt <hi rendition="#aq">Execution</hi> dait, will wi dem Groß-Voigt alle ſien Veh ock dat Cloſter Veh wegneh-<lb/> men: Hierin haben einige Buͤrger nicht <hi rendition="#aq">conſenti</hi>ren wollen, fangen alſo an zu <hi rendition="#aq">diſputi</hi>ren,<lb/> wo die <hi rendition="#aq">Proceß-</hi>Koſten hergenommen werden ſolten, welches der Hr. Buͤrgermeiſter aus<lb/> der Caͤmmerey zu erhaſchen ſuchet, wogegen aber viele wohlgeſinnete <hi rendition="#aq">tàm Catholicæ quàm<lb/> Lutheranæ</hi> Religions-Genoſſen <hi rendition="#aq">proteſti</hi>ren, und der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien ſeine et-<lb/> wa rechthabende Sache mit ſeinen eigenen Koſten auszumachen, angewieſen haben wollen;<lb/> Und ob zwar wir nun unſere Fuͤſſe los haben, ſo lebt man dannoch ſtets in Furcht, ja ſo<lb/> gar die Herren des Rahts wiſſen nicht, wie ſie ſich verhalten ſollen, indem die <hi rendition="#aq">Blame</hi> noch<lb/> ſteiff und ſtarck gehet, daß er heimlich ehe ſich einer verſehe uns und andere rechtſchaffene<lb/> Buͤrger mit, beym Kopffe nehmen laſſen wolte, wozu er auch wuͤtcklich Wache unter dem<lb/> Rahthauſe ausgeſtellet, und dadurch die Buͤrgerſchafft in Unkoſten ſetzet.</p><lb/> <p>Weilen nun allſolchen wiederrechtlichen Beginnen nicht laͤnger nachzuſehen iſt, ſon-<lb/> dern dermahlen Ruhe auf der Neuſtadt geſtifftet werden muß, ſolches aber nicht fuͤglicher<lb/> geſchehen kan noch wird, es ſey dann daß Ew. Hoch-Biſchoͤffl. und Dom-Probſteyl. Gna-<lb/> den zu Unterſuchung dieſer und anderer <hi rendition="#aq">Gravaminum</hi> eine hohe <hi rendition="#aq">Commiſſion,</hi> worzu wir<lb/> Sr. Hoͤchwuͤrd. Hochwohlgeb. Gnaden Gnaden Dero Dom-Probſteyl. Herren <hi rendition="#aq">Com-<lb/> miſſarios</hi> die Frey-Herren von Nagel und von Schuͤngel nebſt Dero <hi rendition="#aq">Syndico Doctore</hi><lb/> Heiſing jedoch ohnvorgreiffl. unterthaͤnig vorgeſchlagen haben wollen, und damit ſich der<lb/> Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien nebſt ſeinen etwa habenden <hi rendition="#fr">B</hi>uͤrger-Anhang nicht zu beſchwe-<lb/> rer haben moͤge, ſo geruhen Ew. Hoch-Biſchoͤffl. 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habt ihr vielleicht ſelbigen von euren Groß-Vatter geerbt, (der ein Kuh-Hirte war) und
wer hat euch hie zum Vorſprecher gemachet, daß ihr ſollet Unruhe anſtifften, ich wil hier
keinen Theil an nehmen, ſagend, ich weiß der Exempel viel die ich bey Rahthauſe erfah-
ren, huͤtet euch und ſehet euch fuͤr, ihr wiſſet den groſſen Verluſt nicht den die Buͤrgerſchafft
in Cauſa Herr Kuͤken ſel. erlitten, wie ſie dem ſo viel Tort anthaten, ohngeachtet ſo viele
Mandata hoͤheres Ohrts daruͤber ergangen waren, alſo koͤnten ſie auch ihren Mitbuͤrgeren,
welche ſchon 3. à 4. Mandata von Jhro Biſchoͤffl. Gnaden erhalten und eingeſchicket wor-
den, keinen Tort anthun, oder ſie mit Gewalt zur Unterſchreibung zwingen, der Weg des
Rechtens waͤre niemand verſperret, dahin muͤſten diejenige kommen, welche wir verklag-
ten; Hieruͤber haben ſie ſich in etwas geſtillet und zufrieden gegeben, hiemit thut der Hr.
Buͤrgermeiſter Doͤrrien die Anrede, ſagende: Hoͤrt ji leven Boͤrgers, wann de Daum-
Probſt Execution dait, will wi dem Groß-Voigt alle ſien Veh ock dat Cloſter Veh wegneh-
men: Hierin haben einige Buͤrger nicht conſentiren wollen, fangen alſo an zu diſputiren,
wo die Proceß-Koſten hergenommen werden ſolten, welches der Hr. Buͤrgermeiſter aus
der Caͤmmerey zu erhaſchen ſuchet, wogegen aber viele wohlgeſinnete tàm Catholicæ quàm
Lutheranæ Religions-Genoſſen proteſtiren, und der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien ſeine et-
wa rechthabende Sache mit ſeinen eigenen Koſten auszumachen, angewieſen haben wollen;
Und ob zwar wir nun unſere Fuͤſſe los haben, ſo lebt man dannoch ſtets in Furcht, ja ſo
gar die Herren des Rahts wiſſen nicht, wie ſie ſich verhalten ſollen, indem die Blame noch
ſteiff und ſtarck gehet, daß er heimlich ehe ſich einer verſehe uns und andere rechtſchaffene
Buͤrger mit, beym Kopffe nehmen laſſen wolte, wozu er auch wuͤtcklich Wache unter dem
Rahthauſe ausgeſtellet, und dadurch die Buͤrgerſchafft in Unkoſten ſetzet.
Weilen nun allſolchen wiederrechtlichen Beginnen nicht laͤnger nachzuſehen iſt, ſon-
dern dermahlen Ruhe auf der Neuſtadt geſtifftet werden muß, ſolches aber nicht fuͤglicher
geſchehen kan noch wird, es ſey dann daß Ew. Hoch-Biſchoͤffl. und Dom-Probſteyl. Gna-
den zu Unterſuchung dieſer und anderer Gravaminum eine hohe Commiſſion, worzu wir
Sr. Hoͤchwuͤrd. Hochwohlgeb. Gnaden Gnaden Dero Dom-Probſteyl. Herren Com-
miſſarios die Frey-Herren von Nagel und von Schuͤngel nebſt Dero Syndico Doctore
Heiſing jedoch ohnvorgreiffl. unterthaͤnig vorgeſchlagen haben wollen, und damit ſich der
Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien nebſt ſeinen etwa habenden Buͤrger-Anhang nicht zu beſchwe-
rer haben moͤge, ſo geruhen Ew. Hoch-Biſchoͤffl. Gnaden denen hochgedachten Herren
Commiſſariis den Herrn Hoff-Gerichts Aſſeſſorem und Conſiſtorial-Rahten Doctorem
Albrecht als Stadt-Conſulenten zu adjungiren, mithin denenſelben gnaͤdig zu committi-
ren, daß ſie allſolche Commiſſion an einem dazu beliebigem Ohrte debitè eroͤffnen, und
demnaͤchſt ſo wohl die Rahts-Glieder als eine jede Beuerſchafft nach der andern viritim
vernehmen ſollen, wie viel und welche an denen die Jura & Jurisdictionem Senatûs kraͤncken-
den und perturbirenden Thaͤtlichkeiten Theil nehmen, alsdann wird ſich von ſelbſten her-
vor thun, daß der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien der rechte Anſtiffter dieſer und anderer Em-
poͤrungen ſeye; Jndem aber ſolches Ew. Hoch-Biſchoͤffl. Gnaden verhoffentlich ex Officio
zu unterſuchen gnaͤdig geruhen werden, ſo haben wir ſolches nur zu Dero vorlaͤuffiger In-
formation unterthaͤnigſt denunciiren, fuͤr uns aber wegen der uns unſchuldiger Weiſe zu-
gefuͤgten herben Injurie, eine zulaͤngliche Satisfaction, die wir uns per Expreſſum reſervi-
ren, und wenigſtens ad 6000. Rthl. anſchlagen, inmaſſen wir auf Erfordern mit einem
coͤrperlichen Eyde behaupten wollen, lieber an unſern Vermoͤgen und Guͤtern ein jeder
1000. Thl. ja ein weit mehrers Verluſt zu haben, als ſolche Schmach auszuſtehen, an-
gedeyen zu laſſen, demuͤhtigſt bitten wollen. Woruͤber wir dann Ew. Hoch-Biſchoͤffl.
Gnaden mildrichterliches hohes Amt unterthaͤnigſt imploriren, und de cauſatis & ulterius
cauſandis expenſis ſolemniſſimè proteſtiren.
Communicetur dieſer Klag-Libell dem Buͤrgermeiſter Doͤrrien und Conſ. zu Ver-
handlung ihrer Nohtdurfft cum termino ordinis.
Decret. in Jud. Præp. den 4ten
Junii 1729.
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