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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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Nechten beständige/ folglich auf eine sattsam documentirte Weise 1. daß das
Stifft Hildesheim vor dem Fall Henrici Leonis jemalen unter der Landes-
Hoheit der Hertzoge zu Sachsen gestanden seye/ 2. Daß Bischoff Adelogus
bey Kayser Friderico II. viele Privilegia extrahirt habe und 3. daß solche Pri-
vilegia
dem vorgeblichen Landes-Herrn praejudicirlich gewesen seyen/ so wird
man disseits nicht ermangelen/ ihme darauf gebührenden Bescheid und Un-
terricht zu ertheilen. So viel aber kan man ihme zum Voraus sagen/ daß er
etwas vernünfftigeres zu Marckt bringen und die von ihme selbst angeführte
Stellen der alten Scribenten besser einsehen muß/ als er in der Materie von
Ubertragung der Jurisdiction über Hisnem/ Hasen und Lusbicke an die Dom-
Probstey gethan/ wann es etwas heissen solle/ und er nicht von dem Regen
in den Bach kommen will. Dann nach unsers Antagonisten Vorgeben solle
dieses zu einer Probe der von dem Stifft bey damaligen turbulenten Zeiten
zum Praejuditz des Landes-Herrns erhaltenen Privilegien dienen: zu allem Un-
glück aber besagt der von dem Gegner selbst producirte locus des alten Chro-
nici Hildesiensis
das gerade Widerspiel/ massen er also lautet: Et cum Fra-
tres ab Antecessoribus suis Episcopis nostris id gratiae percepissent, ut ad
bona Obedientiarum suarum tuenda Advocatum, qui sibi videretur ido-
neus, eligerent, qui tamen ad praedicta bona pro litibus decidentibus, non
nisi vocatus, debeat accedere; praedictus Pater & Episcopus noster (Ade-
logus) amplioris benevolentiae nobis munus impertiens, supermemorata
Fratrum bona, Domino Friderico Imperatore consentiente, ab Advocatis
penitus absolvit, & omne jus decidendarum causarum, sive per se, sive per
Amicos suos, in obedientiarum transtulit & villicationi praeposuit nostrae,
Hisnem videlicet, Hasen & Lusbike, ab intolerabili jugo Advocatorum in
perpetuum absolvens, Praeposito regendas commendavit.
Dann daraus
ist ersichtlich/ daß bereits Adelogi Vorfahren am Bisthum zu Hildesheim
und nicht die Hertzoge zu Sachsen über die Advocatie der Dom-Capitulari-
schen Güter zu disponiren gehabt/ und dem Dom-Capitul die Freyheit erthei-
let haben/ sich selbsten Advocatos zu erwählen. Nun aber hat Adelogus, wie
der Gegner selbst meldet/ An. 1174. zu regieren angefangen/ da Henricus Leo
noch gantz in keiner Betruckung/ sondern im Gegentheil im höchsten Flor
stunde/ welches also noch vielmehr von Adelogi Vorfahren Zeiten muß gesagt
werden: Da nun aber schon diese/ bereits gemeldeter massen/ über die Advo-
cati
e der Dom-Capitularischen Güter zu disponiren gehabt haben/ wie kan
man dann sagen/ daß das/ was sich unter Adelogo zugetragen/ zum Praeju-
di
tz des in Betruckung gestandenen Landes-Herrns geschehen seye? 2. Wann
auch schon vor Adelogo das Dom-Capitul sich hat zum Advocato wählen
können/ wen es gewollt/ wie ist dann damit compatibel, daß solche Advocatie
dem fingirten Landes-Herren zugehöret haben solle?

Uber dieses so quadriret diese gantze Stelle gar nicht hieher: Dann daß
das alte Losebeck bereits um das Jahr 1089. zerstöret/ und vornemlich von des-
sen Einwohnern der Grund zu der Neu-Stadt Hildesheim geleget worden
seye/ ist per infra deducenda richtig: Daß aber nachmals wiederum ein an-
deres Dorff dieses Namens um eben diese Gegend/ wo das alte Losebeck gele-
gen ware/ entstanden seye/ belehren uns die Diplomata derer Röm. Könige
Henrici VII. und Wilhelmi (wovon unten) als welche deutlich melden: Ci-
vitatem novam intra Hildensem & Losebeke sitam esse,
und gibt der Augen-
schein noch auf den heutigen Tag/ daß ein Dorff dieses Namens vorhanden
ist; Bey dieser Beschaffenheit nun kan das Chronicon Hildesiense auch nicht
von dem alten Losebeck/ woraus die Neu-Stadt Hildesheim entstanden ist/
reden/ sondern von dem neuen und also seynd dannoch compatibilia, daß der

Dom-

Nechten beſtaͤndige/ folglich auf eine ſattſam documentirte Weiſe 1. daß das
Stifft Hildesheim vor dem Fall Henrici Leonis jemalen unter der Landes-
Hoheit der Hertzoge zu Sachſen geſtanden ſeye/ 2. Daß Biſchoff Adelogus
bey Kayſer Friderico II. viele Privilegia extrahirt habe und 3. daß ſolche Pri-
vilegia
dem vorgeblichen Landes-Herrn præjudicirlich geweſen ſeyen/ ſo wird
man diſſeits nicht ermangelen/ ihme darauf gebuͤhrenden Beſcheid und Un-
terricht zu ertheilen. So viel aber kan man ihme zum Voraus ſagen/ daß er
etwas vernuͤnfftigeres zu Marckt bringen und die von ihme ſelbſt angefuͤhrte
Stellen der alten Scribenten beſſer einſehen muß/ als er in der Materie von
Ubertragung der Jurisdiction uͤber Hisnem/ Haſen und Lusbicke an die Dom-
Probſtey gethan/ wann es etwas heiſſen ſolle/ und er nicht von dem Regen
in den Bach kommen will. Dann nach unſers Antagoniſten Vorgeben ſolle
dieſes zu einer Probe der von dem Stifft bey damaligen turbulenten Zeiten
zum Præjuditz des Landes-Herrns erhaltenen Privilegien dienen: zu allem Un-
gluͤck aber beſagt der von dem Gegner ſelbſt producirte locus des alten Chro-
nici Hildeſienſis
das gerade Widerſpiel/ maſſen er alſo lautet: Et cùm Fra-
tres ab Anteceſſoribus ſuis Epiſcopis noſtris id gratiæ percepiſſent, ut ad
bona Obedientiarum ſuarum tuenda Advocatum, qui ſibi videretur ido-
neus, eligerent, qui tamen ad prædicta bona pro litibus decidentibus, non
nisì vocatus, debeat accedere; prædictus Pater & Epiſcopus noſter (Ade-
logus) amplioris benevolentiæ nobis munus impertiens, ſupermemorata
Fratrum bona, Domino Friderico Imperatore conſentiente, ab Advocatis
penitùs abſolvit, & omne jus decidendarum cauſarum, ſive per ſe, ſive per
Amicos ſuos, in obedientiarum transtulit & villicationi præpoſuit noſtræ,
Hisnem videlicet, Haſen & Lusbike, ab intolerabili jugo Advocatorum in
perpetuum abſolvens, Præpoſito regendas commendavit.
Dann daraus
iſt erſichtlich/ daß bereits Adelogi Vorfahren am Biſthum zu Hildesheim
und nicht die Hertzoge zu Sachſen uͤber die Advocatie der Dom-Capitulari-
ſchen Guͤter zu diſponiren gehabt/ und dem Dom-Capitul die Freyheit erthei-
let haben/ ſich ſelbſten Advocatos zu erwaͤhlen. Nun aber hat Adelogus, wie
der Gegner ſelbſt meldet/ An. 1174. zu regieren angefangen/ da Henricus Leo
noch gantz in keiner Betruckung/ ſondern im Gegentheil im hoͤchſten Flor
ſtunde/ welches alſo noch vielmehr von Adelogi Vorfahren Zeiten muß geſagt
werden: Da nun aber ſchon dieſe/ bereits gemeldeter maſſen/ uͤber die Advo-
cati
e der Dom-Capitulariſchen Guͤter zu diſponiren gehabt haben/ wie kan
man dann ſagen/ daß das/ was ſich unter Adelogo zugetragen/ zum Præju-
di
tz des in Betruckung geſtandenen Landes-Herrns geſchehen ſeye? 2. Wann
auch ſchon vor Adelogo das Dom-Capitul ſich hat zum Advocato waͤhlen
koͤnnen/ wen es gewollt/ wie iſt dann damit compatibel, daß ſolche Advocatie
dem fingirten Landes-Herren zugehoͤret haben ſolle?

Uber dieſes ſo quadriret dieſe gantze Stelle gar nicht hieher: Dann daß
das alte Loſebeck bereits um das Jahr 1089. zerſtoͤret/ und vornemlich von deſ-
ſen Einwohnern der Grund zu der Neu-Stadt Hildesheim geleget worden
ſeye/ iſt per infrà deducenda richtig: Daß aber nachmals wiederum ein an-
deres Dorff dieſes Namens um eben dieſe Gegend/ wo das alte Loſebeck gele-
gen ware/ entſtanden ſeye/ belehren uns die Diplomata derer Roͤm. Koͤnige
Henrici VII. und Wilhelmi (wovon unten) als welche deutlich melden: Ci-
vitatem novam intra Hildenſem & Loſebeke ſitam eſſe,
und gibt der Augen-
ſchein noch auf den heutigen Tag/ daß ein Dorff dieſes Namens vorhanden
iſt; Bey dieſer Beſchaffenheit nun kan das Chronicon Hildeſienſe auch nicht
von dem alten Loſebeck/ woraus die Neu-Stadt Hildesheim entſtanden iſt/
reden/ ſondern von dem neuen und alſo ſeynd dannoch compatibilia, daß der

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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/28>, abgerufen am 21.11.2024.