Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.zu ihr in besonderem Bezuge stehen? Wir wissen es nicht; doch wird sie den Knaben wie ihr eigenes Kind lieben. Die Anbetung der heiligen drei Könige aus dem Morgenlande. Wir sehen hier die gewaltige Pracht des venetianischen Welthandels in königlichem Aufzuge herangeführt. Aus diesem mächtigen Bilde ist jede Spur des christlichen Geistes entwichen; dafür wird uns die Poesie fremder Welttheile wie in Freiligrath's Gedichten vorgezaubert. Wir müssen das Bild ganz weltlich, wie es ist, nehmen und erklären. Die Scene ist vor einen Palast verlegt, bei welchem der Stall mit der Krippe und dem Ochsen und Esel symbolisch angedeutet ist. Es stellt einen Aufzug kaiserlicher und königlicher Hoheiten vor, welche aus der Levante, aus Indien und Afrika hieher gekommen sind, um mit schönen Worten und Geschenken der hohen Dogenfamilie zur Geburt eines Sohnes Glück zu wünschen. Solche Pracht läßt sich nicht beschreiben; man muß die Herrlichkeit vor dem Dogenpalaste mit ansehen. Dort knieet ein alter, griechischer Fürst huldigend vor der Dogaressa und küßt den Fuß ihres Erstgeborenen. Wie königlich wallt von seinen Schultern das sammetne, mit großen, schwarzen und weißen Blumen gemusterte, mit Hermelin gefütterte reiche Gewand und daran die prächtige, von dem Pagen in zu ihr in besonderem Bezuge stehen? Wir wissen es nicht; doch wird sie den Knaben wie ihr eigenes Kind lieben. Die Anbetung der heiligen drei Könige aus dem Morgenlande. Wir sehen hier die gewaltige Pracht des venetianischen Welthandels in königlichem Aufzuge herangeführt. Aus diesem mächtigen Bilde ist jede Spur des christlichen Geistes entwichen; dafür wird uns die Poesie fremder Welttheile wie in Freiligrath’s Gedichten vorgezaubert. Wir müssen das Bild ganz weltlich, wie es ist, nehmen und erklären. Die Scene ist vor einen Palast verlegt, bei welchem der Stall mit der Krippe und dem Ochsen und Esel symbolisch angedeutet ist. Es stellt einen Aufzug kaiserlicher und königlicher Hoheiten vor, welche aus der Levante, aus Indien und Afrika hieher gekommen sind, um mit schönen Worten und Geschenken der hohen Dogenfamilie zur Geburt eines Sohnes Glück zu wünschen. Solche Pracht läßt sich nicht beschreiben; man muß die Herrlichkeit vor dem Dogenpalaste mit ansehen. Dort knieet ein alter, griechischer Fürst huldigend vor der Dogaressa und küßt den Fuß ihres Erstgeborenen. Wie königlich wallt von seinen Schultern das sammetne, mit großen, schwarzen und weißen Blumen gemusterte, mit Hermelin gefütterte reiche Gewand und daran die prächtige, von dem Pagen in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="53"/> zu ihr in besonderem Bezuge stehen? Wir wissen es nicht; doch wird sie den Knaben wie ihr eigenes Kind lieben.</p> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Anbetung der heiligen drei Könige aus dem Morgenlande.</hi> </p> <p>Wir sehen hier die gewaltige Pracht des venetianischen Welthandels in königlichem Aufzuge herangeführt. Aus diesem mächtigen Bilde ist jede Spur des christlichen Geistes entwichen; dafür wird uns die Poesie fremder Welttheile wie in Freiligrath’s Gedichten vorgezaubert. Wir müssen das Bild ganz weltlich, wie es ist, nehmen und erklären. Die Scene ist vor einen Palast verlegt, bei welchem der Stall mit der Krippe und dem Ochsen und Esel symbolisch angedeutet ist. Es stellt einen Aufzug kaiserlicher und königlicher Hoheiten vor, welche aus der Levante, aus Indien und Afrika hieher gekommen sind, um mit schönen Worten und Geschenken der hohen Dogenfamilie zur Geburt eines Sohnes Glück zu wünschen. Solche Pracht läßt sich nicht beschreiben; man muß die Herrlichkeit vor dem Dogenpalaste mit ansehen. Dort knieet ein alter, griechischer Fürst huldigend vor der Dogaressa und küßt den Fuß ihres Erstgeborenen. Wie königlich wallt von seinen Schultern das sammetne, mit großen, schwarzen und weißen Blumen gemusterte, mit Hermelin gefütterte reiche Gewand und daran die prächtige, von dem Pagen in </p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0063]
zu ihr in besonderem Bezuge stehen? Wir wissen es nicht; doch wird sie den Knaben wie ihr eigenes Kind lieben.
Die Anbetung der heiligen drei Könige aus dem Morgenlande.
Wir sehen hier die gewaltige Pracht des venetianischen Welthandels in königlichem Aufzuge herangeführt. Aus diesem mächtigen Bilde ist jede Spur des christlichen Geistes entwichen; dafür wird uns die Poesie fremder Welttheile wie in Freiligrath’s Gedichten vorgezaubert. Wir müssen das Bild ganz weltlich, wie es ist, nehmen und erklären. Die Scene ist vor einen Palast verlegt, bei welchem der Stall mit der Krippe und dem Ochsen und Esel symbolisch angedeutet ist. Es stellt einen Aufzug kaiserlicher und königlicher Hoheiten vor, welche aus der Levante, aus Indien und Afrika hieher gekommen sind, um mit schönen Worten und Geschenken der hohen Dogenfamilie zur Geburt eines Sohnes Glück zu wünschen. Solche Pracht läßt sich nicht beschreiben; man muß die Herrlichkeit vor dem Dogenpalaste mit ansehen. Dort knieet ein alter, griechischer Fürst huldigend vor der Dogaressa und küßt den Fuß ihres Erstgeborenen. Wie königlich wallt von seinen Schultern das sammetne, mit großen, schwarzen und weißen Blumen gemusterte, mit Hermelin gefütterte reiche Gewand und daran die prächtige, von dem Pagen in
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