Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.Palma Vecchio. Die drei Schwestern, die Töchter des Meisters. Er bezeichnet sie selbst als drei schwesterliche, halberblühte Rosenknospen, welche links und rechts an den beiden Seiten der Gruppe hervorblicken. Es sind zarte, sommernächtige, italienische Schönheiten. Sie sitzen an einer Waldecke im Vordergrunde einer Gebirgslandschaft, die mittlere schmachtend in blauem Prachtgewande, mit den zart geöffneten spröden Lippen. Sie hält die ältere Schwester mit dem rechten Arm umschlungen, die Linke mit dem halbausgezogenen Handschuh in den Schooß gelegt, und blickt ihre zweite Schwester in rothem Gewande, von welcher sie an den Locken gezupft und vielleicht neckend um das Geständniß ihrer Liebe gefragt wird, mit verläugnenden Augen an. Wie diese sechs schwarzen Augen liebedürstend durcheinander leuchten! In welcher süßen Fülle blühen diese zarten Gestalten auf! Doch schwebt eine zarte Schwermuth auf ihnen, wie selbst in das Gelächter der Novellen des Decamerone die dumpfen Glocken aus der pestkranken Stadt heimlich herübersummen. Die mittlere dieser drei Schwestern sehen wir in der höchsten Blüthe ihrer reizenden Glieder um einige Jahre älter in der Palma Vecchio. Die drei Schwestern, die Töchter des Meisters. Er bezeichnet sie selbst als drei schwesterliche, halberblühte Rosenknospen, welche links und rechts an den beiden Seiten der Gruppe hervorblicken. Es sind zarte, sommernächtige, italienische Schönheiten. Sie sitzen an einer Waldecke im Vordergrunde einer Gebirgslandschaft, die mittlere schmachtend in blauem Prachtgewande, mit den zart geöffneten spröden Lippen. Sie hält die ältere Schwester mit dem rechten Arm umschlungen, die Linke mit dem halbausgezogenen Handschuh in den Schooß gelegt, und blickt ihre zweite Schwester in rothem Gewande, von welcher sie an den Locken gezupft und vielleicht neckend um das Geständniß ihrer Liebe gefragt wird, mit verläugnenden Augen an. Wie diese sechs schwarzen Augen liebedürstend durcheinander leuchten! In welcher süßen Fülle blühen diese zarten Gestalten auf! Doch schwebt eine zarte Schwermuth auf ihnen, wie selbst in das Gelächter der Novellen des Decamerone die dumpfen Glocken aus der pestkranken Stadt heimlich herübersummen. Die mittlere dieser drei Schwestern sehen wir in der höchsten Blüthe ihrer reizenden Glieder um einige Jahre älter in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0054" n="44"/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Palma Vecchio.</hi> </hi> </p> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die drei Schwestern,</hi> </p> <p>die Töchter des Meisters. Er bezeichnet sie selbst als drei schwesterliche, halberblühte Rosenknospen, welche links und rechts an den beiden Seiten der Gruppe hervorblicken. Es sind zarte, sommernächtige, italienische Schönheiten. Sie sitzen an einer Waldecke im Vordergrunde einer Gebirgslandschaft, die mittlere schmachtend in blauem Prachtgewande, mit den zart geöffneten spröden Lippen. Sie hält die ältere Schwester mit dem rechten Arm umschlungen, die Linke mit dem halbausgezogenen Handschuh in den Schooß gelegt, und blickt ihre zweite Schwester in rothem Gewande, von welcher sie an den Locken gezupft und vielleicht neckend um das Geständniß ihrer Liebe gefragt wird, mit verläugnenden Augen an. Wie diese sechs schwarzen Augen liebedürstend durcheinander leuchten! In welcher süßen Fülle blühen diese zarten Gestalten auf! Doch schwebt eine zarte Schwermuth auf ihnen, wie selbst in das Gelächter der Novellen des Decamerone die dumpfen Glocken aus der pestkranken Stadt heimlich herübersummen.</p> <p>Die mittlere dieser drei Schwestern sehen wir in der höchsten Blüthe ihrer reizenden Glieder um einige Jahre älter in der</p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0054]
Palma Vecchio.
Die drei Schwestern,
die Töchter des Meisters. Er bezeichnet sie selbst als drei schwesterliche, halberblühte Rosenknospen, welche links und rechts an den beiden Seiten der Gruppe hervorblicken. Es sind zarte, sommernächtige, italienische Schönheiten. Sie sitzen an einer Waldecke im Vordergrunde einer Gebirgslandschaft, die mittlere schmachtend in blauem Prachtgewande, mit den zart geöffneten spröden Lippen. Sie hält die ältere Schwester mit dem rechten Arm umschlungen, die Linke mit dem halbausgezogenen Handschuh in den Schooß gelegt, und blickt ihre zweite Schwester in rothem Gewande, von welcher sie an den Locken gezupft und vielleicht neckend um das Geständniß ihrer Liebe gefragt wird, mit verläugnenden Augen an. Wie diese sechs schwarzen Augen liebedürstend durcheinander leuchten! In welcher süßen Fülle blühen diese zarten Gestalten auf! Doch schwebt eine zarte Schwermuth auf ihnen, wie selbst in das Gelächter der Novellen des Decamerone die dumpfen Glocken aus der pestkranken Stadt heimlich herübersummen.
Die mittlere dieser drei Schwestern sehen wir in der höchsten Blüthe ihrer reizenden Glieder um einige Jahre älter in der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-03-04T10:41:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-03-04T10:41:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-03-04T10:41:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |