Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Cavalierdegen umgehängt, das schwarze Barett mit der Straußenfeder auf dem Kopfe. Sie trägt ein grünseidenes Röckchen und eine seltene Kette von Amethysten um den Hals, welche sie heute zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstage von ihm zum Geschenke bekommen hat. Eine Pfauenpastete ist aufgetragen und so vorgerichtet, daß es aussieht, als säße der Pfau auf dem Tische, er wirft den bunten Spiegelschweif so in die Höhe, daß er dem Gesichte Rembrandt's zur Folie dient.

Wir stellen uns vor, daß gratulirende Nachbarn sich an der Thür melden. In diesem Augenblicke werden sie erscheinen. Er hebt mit dem Knie die stolzfreundlich sich umschauende Königin seines Herzens und Hauses im unauslöschlichen Freudengelächter und das große Flötenglas mit dem prüselnden Champagner empor. "Vivat hoch, mein kleiner Pfau!"

Rembrandt's Tochter.

Welch ein rosigblühendes Mädchen! Das süße Gesicht rundet sich aus dem tiefdunkeln Hintergrunde im glühendsten Goldtone heraus, uns zugekehrt, liebenswürdig, kindlich, ein wenig rechtshin gesenkt. Sie trägt ein rothes Gewand, von doppeltem goldenen Gürtel umschlungen, um den Hals eine Kette von kleinen Korallen mit einer Schnur großer Perlen, woran ein Saphir funkelt, und Perlen im Ohrgehänge. Blonde Haarkräusel fallen auf die Stirn herab, eine

Cavalierdegen umgehängt, das schwarze Barett mit der Straußenfeder auf dem Kopfe. Sie trägt ein grünseidenes Röckchen und eine seltene Kette von Amethysten um den Hals, welche sie heute zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstage von ihm zum Geschenke bekommen hat. Eine Pfauenpastete ist aufgetragen und so vorgerichtet, daß es aussieht, als säße der Pfau auf dem Tische, er wirft den bunten Spiegelschweif so in die Höhe, daß er dem Gesichte Rembrandt’s zur Folie dient.

Wir stellen uns vor, daß gratulirende Nachbarn sich an der Thür melden. In diesem Augenblicke werden sie erscheinen. Er hebt mit dem Knie die stolzfreundlich sich umschauende Königin seines Herzens und Hauses im unauslöschlichen Freudengelächter und das große Flötenglas mit dem prüselnden Champagner empor. „Vivat hoch, mein kleiner Pfau!“

Rembrandt’s Tochter.

Welch ein rosigblühendes Mädchen! Das süße Gesicht rundet sich aus dem tiefdunkeln Hintergrunde im glühendsten Goldtone heraus, uns zugekehrt, liebenswürdig, kindlich, ein wenig rechtshin gesenkt. Sie trägt ein rothes Gewand, von doppeltem goldenen Gürtel umschlungen, um den Hals eine Kette von kleinen Korallen mit einer Schnur großer Perlen, woran ein Saphir funkelt, und Perlen im Ohrgehänge. Blonde Haarkräusel fallen auf die Stirn herab, eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0153" n="143"/>
Cavalierdegen umgehängt, das schwarze Barett mit der Straußenfeder auf dem Kopfe. Sie trägt ein grünseidenes Röckchen und eine seltene Kette von Amethysten um den Hals, welche sie heute zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstage von ihm zum Geschenke bekommen hat. Eine Pfauenpastete ist aufgetragen und so vorgerichtet, daß es aussieht, als säße der Pfau auf dem Tische, er wirft den bunten Spiegelschweif so in die Höhe, daß er dem Gesichte Rembrandt&#x2019;s zur Folie dient.</p>
        <p>Wir stellen uns vor, daß gratulirende Nachbarn sich an der Thür melden. In diesem Augenblicke werden sie erscheinen. Er hebt mit dem Knie die stolzfreundlich sich umschauende Königin seines Herzens und Hauses im unauslöschlichen Freudengelächter und das große Flötenglas mit dem prüselnden Champagner empor. &#x201E;Vivat hoch, mein kleiner Pfau!&#x201C;</p>
        <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Rembrandt&#x2019;s Tochter.</hi> </p>
        <p>Welch ein rosigblühendes Mädchen! Das süße Gesicht rundet sich aus dem tiefdunkeln Hintergrunde im glühendsten Goldtone heraus, uns zugekehrt, liebenswürdig, kindlich, ein wenig rechtshin gesenkt. Sie trägt ein rothes Gewand, von doppeltem goldenen Gürtel umschlungen, um den Hals eine Kette von kleinen Korallen mit einer Schnur großer Perlen, woran ein Saphir funkelt, und Perlen im Ohrgehänge. Blonde Haarkräusel fallen auf die Stirn herab, eine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0153] Cavalierdegen umgehängt, das schwarze Barett mit der Straußenfeder auf dem Kopfe. Sie trägt ein grünseidenes Röckchen und eine seltene Kette von Amethysten um den Hals, welche sie heute zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstage von ihm zum Geschenke bekommen hat. Eine Pfauenpastete ist aufgetragen und so vorgerichtet, daß es aussieht, als säße der Pfau auf dem Tische, er wirft den bunten Spiegelschweif so in die Höhe, daß er dem Gesichte Rembrandt’s zur Folie dient. Wir stellen uns vor, daß gratulirende Nachbarn sich an der Thür melden. In diesem Augenblicke werden sie erscheinen. Er hebt mit dem Knie die stolzfreundlich sich umschauende Königin seines Herzens und Hauses im unauslöschlichen Freudengelächter und das große Flötenglas mit dem prüselnden Champagner empor. „Vivat hoch, mein kleiner Pfau!“ Rembrandt’s Tochter. Welch ein rosigblühendes Mädchen! Das süße Gesicht rundet sich aus dem tiefdunkeln Hintergrunde im glühendsten Goldtone heraus, uns zugekehrt, liebenswürdig, kindlich, ein wenig rechtshin gesenkt. Sie trägt ein rothes Gewand, von doppeltem goldenen Gürtel umschlungen, um den Hals eine Kette von kleinen Korallen mit einer Schnur großer Perlen, woran ein Saphir funkelt, und Perlen im Ohrgehänge. Blonde Haarkräusel fallen auf die Stirn herab, eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-04T10:41:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-04T10:41:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-04T10:41:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/153
Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/153>, abgerufen am 22.11.2024.