Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.Pfeife an. Er hat sich mit heldenmüthigem Entschlusse zu den Rauchern gesetzt; sein Gesicht verräth den Kampf, den er besteht. Ihm zur Rechten sitzt ein alter, ausgepichter Geselle, der dem tröstlichen Bierkruge und der Pfeife siegreich zuzusprechen gewöhnt ist. Ein junger, aus dem Bilde herauslachender Geselle stopft sich gleichfalls eine Pfeife. Zwei andere, gemüthliche Dampfer harren rauchend des Ablaufs dieser Versuche. Die Mutter oder Frau eines der angehenden Schmaucher guckt oben zur Fensterluke herein, unten nur von dem Hunde bemerkt, welcher ihr die Zähne zeigt. Durch einen offenen Bogen sieht man in die hintere Wirthsstube. Dort wird vor dem Kamin Karte gespielt. Der Wirth bei dem Kamine wärmt die Nase an der Pfeife und den Rücken am Feuer. So geräuchert und geschmort zu werden, ist ein holländischer Göttergenuß. Das Alchymistenlaboratorium. Wir sehen hier den Goldmacher am Heerde zwischen Flaschen, Thierschädeln, Retorten und wunderlichen Geschirren, mit dem Blasebalg Wind machend. Es ist noch ein Laie in der Kunst; im Hintergrunde versteht man Alles besser. Dort sitzen vornehme Leute am Tische, der Alchymist in goldfarbenem Rocke beweist ihnen, daß nur eine Kleinigkeit von einigen Pfunden Gold fehle, um die Goldtinctur zu finden. Sein Famulus, ein langer, schlottriger Kerl, schafft Pfeife an. Er hat sich mit heldenmüthigem Entschlusse zu den Rauchern gesetzt; sein Gesicht verräth den Kampf, den er besteht. Ihm zur Rechten sitzt ein alter, ausgepichter Geselle, der dem tröstlichen Bierkruge und der Pfeife siegreich zuzusprechen gewöhnt ist. Ein junger, aus dem Bilde herauslachender Geselle stopft sich gleichfalls eine Pfeife. Zwei andere, gemüthliche Dampfer harren rauchend des Ablaufs dieser Versuche. Die Mutter oder Frau eines der angehenden Schmaucher guckt oben zur Fensterluke herein, unten nur von dem Hunde bemerkt, welcher ihr die Zähne zeigt. Durch einen offenen Bogen sieht man in die hintere Wirthsstube. Dort wird vor dem Kamin Karte gespielt. Der Wirth bei dem Kamine wärmt die Nase an der Pfeife und den Rücken am Feuer. So geräuchert und geschmort zu werden, ist ein holländischer Göttergenuß. Das Alchymistenlaboratorium. Wir sehen hier den Goldmacher am Heerde zwischen Flaschen, Thierschädeln, Retorten und wunderlichen Geschirren, mit dem Blasebalg Wind machend. Es ist noch ein Laie in der Kunst; im Hintergrunde versteht man Alles besser. Dort sitzen vornehme Leute am Tische, der Alchymist in goldfarbenem Rocke beweist ihnen, daß nur eine Kleinigkeit von einigen Pfunden Gold fehle, um die Goldtinctur zu finden. Sein Famulus, ein langer, schlottriger Kerl, schafft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="126"/> Pfeife an. Er hat sich mit heldenmüthigem Entschlusse zu den Rauchern gesetzt; sein Gesicht verräth den Kampf, den er besteht. Ihm zur Rechten sitzt ein alter, ausgepichter Geselle, der dem tröstlichen Bierkruge und der Pfeife siegreich zuzusprechen gewöhnt ist. Ein junger, aus dem Bilde herauslachender Geselle stopft sich gleichfalls eine Pfeife. Zwei andere, gemüthliche Dampfer harren rauchend des Ablaufs dieser Versuche. Die Mutter oder Frau eines der angehenden Schmaucher guckt oben zur Fensterluke herein, unten nur von dem Hunde bemerkt, welcher ihr die Zähne zeigt. Durch einen offenen Bogen sieht man in die hintere Wirthsstube. Dort wird vor dem Kamin Karte gespielt. Der Wirth bei dem Kamine wärmt die Nase an der Pfeife und den Rücken am Feuer. So geräuchert und geschmort zu werden, ist ein holländischer Göttergenuß.</p> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Das Alchymistenlaboratorium.</hi> </p> <p>Wir sehen hier den Goldmacher am Heerde zwischen Flaschen, Thierschädeln, Retorten und wunderlichen Geschirren, mit dem Blasebalg Wind machend. Es ist noch ein Laie in der Kunst; im Hintergrunde versteht man Alles besser. Dort sitzen vornehme Leute am Tische, der Alchymist in goldfarbenem Rocke beweist ihnen, daß nur eine Kleinigkeit von einigen Pfunden Gold fehle, um die Goldtinctur zu finden. Sein Famulus, ein langer, schlottriger Kerl, schafft </p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0136]
Pfeife an. Er hat sich mit heldenmüthigem Entschlusse zu den Rauchern gesetzt; sein Gesicht verräth den Kampf, den er besteht. Ihm zur Rechten sitzt ein alter, ausgepichter Geselle, der dem tröstlichen Bierkruge und der Pfeife siegreich zuzusprechen gewöhnt ist. Ein junger, aus dem Bilde herauslachender Geselle stopft sich gleichfalls eine Pfeife. Zwei andere, gemüthliche Dampfer harren rauchend des Ablaufs dieser Versuche. Die Mutter oder Frau eines der angehenden Schmaucher guckt oben zur Fensterluke herein, unten nur von dem Hunde bemerkt, welcher ihr die Zähne zeigt. Durch einen offenen Bogen sieht man in die hintere Wirthsstube. Dort wird vor dem Kamin Karte gespielt. Der Wirth bei dem Kamine wärmt die Nase an der Pfeife und den Rücken am Feuer. So geräuchert und geschmort zu werden, ist ein holländischer Göttergenuß.
Das Alchymistenlaboratorium.
Wir sehen hier den Goldmacher am Heerde zwischen Flaschen, Thierschädeln, Retorten und wunderlichen Geschirren, mit dem Blasebalg Wind machend. Es ist noch ein Laie in der Kunst; im Hintergrunde versteht man Alles besser. Dort sitzen vornehme Leute am Tische, der Alchymist in goldfarbenem Rocke beweist ihnen, daß nur eine Kleinigkeit von einigen Pfunden Gold fehle, um die Goldtinctur zu finden. Sein Famulus, ein langer, schlottriger Kerl, schafft
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Zitationshilfe: | Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/136>, abgerufen am 16.07.2024. |