und den Weg von Gotha bis Eisenach auf der Chaussee wie einen Spatziergang machen.
Mit dieser Anrede von Eckhof war auf ein¬ mal das ganze Projekt mit dem Steine zufüh¬ ren, und dem Arbeiten ums Tagelohn aus Reisers Gedanken verschwunden. -- Denn das Ziel, wohin er doch am Ende wollte, sahe er auf einmal wieder nahe vor sich, und alle Be¬ denklichkeiten hörten auf, da er sich den Weg von Gotha nach Eisenach wie einen Spatzier¬ gang dachte, wodurch er gar keine Untreue an seinem Wirth begieng, dem er von Eisenach als Schauspieler, doch eher und leichter, wie von seiner Tagelöhnerarbeit bezahlen konnte.
Er gieng also, da es hoch Mittag war, aus Eckhofs Hause, so wie er war, und ohne sich umzusehen, gerade auf Eisenach zu. Und die¬ ser Weg wurde ihm nun auch würklich so leicht, wie ein Spatziergang. Denn alle die erstor¬ benen Hoffnungen waren nun auf einmal in sei¬ ner Seele wieder erneuert, und machten einen lebhaften und angenehmen Kontrast gegen die melancholischen Ideen, womit er sich an diesem
und den Weg von Gotha bis Eiſenach auf der Chauſſee wie einen Spatziergang machen.
Mit dieſer Anrede von Eckhof war auf ein¬ mal das ganze Projekt mit dem Steine zufuͤh¬ ren, und dem Arbeiten ums Tagelohn aus Reiſers Gedanken verſchwunden. — Denn das Ziel, wohin er doch am Ende wollte, ſahe er auf einmal wieder nahe vor ſich, und alle Be¬ denklichkeiten hoͤrten auf, da er ſich den Weg von Gotha nach Eiſenach wie einen Spatzier¬ gang dachte, wodurch er gar keine Untreue an ſeinem Wirth begieng, dem er von Eiſenach als Schauſpieler, doch eher und leichter, wie von ſeiner Tageloͤhnerarbeit bezahlen konnte.
Er gieng alſo, da es hoch Mittag war, aus Eckhofs Hauſe, ſo wie er war, und ohne ſich umzuſehen, gerade auf Eiſenach zu. Und die¬ ſer Weg wurde ihm nun auch wuͤrklich ſo leicht, wie ein Spatziergang. Denn alle die erſtor¬ benen Hoffnungen waren nun auf einmal in ſei¬ ner Seele wieder erneuert, und machten einen lebhaften und angenehmen Kontraſt gegen die melancholiſchen Ideen, womit er ſich an dieſem
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0089"n="75"/>
und den Weg von Gotha bis Eiſenach auf der<lb/>
Chauſſee wie einen Spatziergang machen.</p><lb/><p>Mit dieſer Anrede von Eckhof war auf ein¬<lb/>
mal das ganze Projekt mit dem Steine zufuͤh¬<lb/>
ren, und dem Arbeiten ums Tagelohn aus<lb/>
Reiſers Gedanken verſchwunden. — Denn das<lb/>
Ziel, wohin er doch am Ende wollte, ſahe er<lb/>
auf einmal wieder nahe vor ſich, und alle Be¬<lb/>
denklichkeiten hoͤrten auf, da er ſich den Weg<lb/>
von Gotha nach Eiſenach wie einen Spatzier¬<lb/>
gang dachte, wodurch er gar keine Untreue an<lb/>ſeinem Wirth begieng, dem er von Eiſenach als<lb/>
Schauſpieler, doch eher und leichter, wie von<lb/>ſeiner Tageloͤhnerarbeit bezahlen konnte.</p><lb/><p>Er gieng alſo, da es hoch Mittag war, aus<lb/>
Eckhofs Hauſe, ſo wie er war, und ohne ſich<lb/>
umzuſehen, gerade auf Eiſenach zu. Und die¬<lb/>ſer Weg wurde ihm nun auch wuͤrklich ſo leicht,<lb/>
wie ein Spatziergang. Denn alle die erſtor¬<lb/>
benen Hoffnungen waren nun auf einmal in ſei¬<lb/>
ner Seele wieder erneuert, und machten einen<lb/>
lebhaften und angenehmen Kontraſt gegen die<lb/>
melancholiſchen Ideen, womit er ſich an dieſem<lb/></p></body></text></TEI>
[75/0089]
und den Weg von Gotha bis Eiſenach auf der
Chauſſee wie einen Spatziergang machen.
Mit dieſer Anrede von Eckhof war auf ein¬
mal das ganze Projekt mit dem Steine zufuͤh¬
ren, und dem Arbeiten ums Tagelohn aus
Reiſers Gedanken verſchwunden. — Denn das
Ziel, wohin er doch am Ende wollte, ſahe er
auf einmal wieder nahe vor ſich, und alle Be¬
denklichkeiten hoͤrten auf, da er ſich den Weg
von Gotha nach Eiſenach wie einen Spatzier¬
gang dachte, wodurch er gar keine Untreue an
ſeinem Wirth begieng, dem er von Eiſenach als
Schauſpieler, doch eher und leichter, wie von
ſeiner Tageloͤhnerarbeit bezahlen konnte.
Er gieng alſo, da es hoch Mittag war, aus
Eckhofs Hauſe, ſo wie er war, und ohne ſich
umzuſehen, gerade auf Eiſenach zu. Und die¬
ſer Weg wurde ihm nun auch wuͤrklich ſo leicht,
wie ein Spatziergang. Denn alle die erſtor¬
benen Hoffnungen waren nun auf einmal in ſei¬
ner Seele wieder erneuert, und machten einen
lebhaften und angenehmen Kontraſt gegen die
melancholiſchen Ideen, womit er ſich an dieſem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/89>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.