Weise ihn seinem ersten Wunsche vielleicht wie¬ der näher bringen könnte.
Ehe er sich nun aber um die Stelle eines Ta¬ gelöhners bei dem Bau am Schlosse wirklich bewarb, konnte er doch nicht unterlassen, noch einmal zu Eckhof zu gehen, um ihm Lebewohl zu sagen, und ihm zugleich zu erzählen, daß auch seine letzte Hoffnung gescheitert sey.
Er konnte diese Erzählung nicht ohne Be¬ klemmung und Rührung vorbringen, weil er sich seinen ganzen nunmehrigen Zustand, und also weit mehr dabei dachte, als er sagte. --
Der gute Eckhof redete ihm zu: er solle den Muth nicht sinken lassen; drei Meilen von hier in Eisenach sey jetzt die Barzantische Truppe; es würde ihm nicht fehlen, bei dieser Truppe angenommen zu werden; er solle sich bei dersel¬ ben nur erst eine Weile zu üben suchen, und dann wieder nach Gotha kommen, wo vielleicht günstigere Umstände sich für ihn ereignen, und seine Aufnahme desto leichter seyn würde, wenn er schon eine Zeitlang bei einer Truppe gestan¬ den hätte, -- er könne dieß ja leicht versuchen,
Weiſe ihn ſeinem erſten Wunſche vielleicht wie¬ der naͤher bringen koͤnnte.
Ehe er ſich nun aber um die Stelle eines Ta¬ geloͤhners bei dem Bau am Schloſſe wirklich bewarb, konnte er doch nicht unterlaſſen, noch einmal zu Eckhof zu gehen, um ihm Lebewohl zu ſagen, und ihm zugleich zu erzaͤhlen, daß auch ſeine letzte Hoffnung geſcheitert ſey.
Er konnte dieſe Erzaͤhlung nicht ohne Be¬ klemmung und Ruͤhrung vorbringen, weil er ſich ſeinen ganzen nunmehrigen Zuſtand, und alſo weit mehr dabei dachte, als er ſagte. —
Der gute Eckhof redete ihm zu: er ſolle den Muth nicht ſinken laſſen; drei Meilen von hier in Eiſenach ſey jetzt die Barzantiſche Truppe; es wuͤrde ihm nicht fehlen, bei dieſer Truppe angenommen zu werden; er ſolle ſich bei derſel¬ ben nur erſt eine Weile zu uͤben ſuchen, und dann wieder nach Gotha kommen, wo vielleicht guͤnſtigere Umſtaͤnde ſich fuͤr ihn ereignen, und ſeine Aufnahme deſto leichter ſeyn wuͤrde, wenn er ſchon eine Zeitlang bei einer Truppe geſtan¬ den haͤtte, — er koͤnne dieß ja leicht verſuchen,
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0088"n="74"/>
Weiſe ihn ſeinem erſten Wunſche vielleicht wie¬<lb/>
der naͤher bringen koͤnnte.</p><lb/><p>Ehe er ſich nun aber um die Stelle eines Ta¬<lb/>
geloͤhners bei dem Bau am Schloſſe wirklich<lb/>
bewarb, konnte er doch nicht unterlaſſen, noch<lb/>
einmal zu Eckhof zu gehen, um ihm Lebewohl<lb/>
zu ſagen, und ihm zugleich zu erzaͤhlen, daß<lb/>
auch ſeine letzte Hoffnung geſcheitert ſey.</p><lb/><p>Er konnte dieſe Erzaͤhlung nicht ohne Be¬<lb/>
klemmung und Ruͤhrung vorbringen, weil er<lb/>ſich ſeinen ganzen nunmehrigen Zuſtand, und<lb/>
alſo weit mehr dabei dachte, als er ſagte. —</p><lb/><p>Der gute Eckhof redete ihm zu: er ſolle den<lb/>
Muth nicht ſinken laſſen; drei Meilen von hier<lb/>
in Eiſenach ſey jetzt die Barzantiſche Truppe;<lb/>
es wuͤrde ihm nicht fehlen, bei dieſer Truppe<lb/>
angenommen zu werden; er ſolle ſich bei derſel¬<lb/>
ben nur erſt eine Weile zu uͤben ſuchen, und<lb/>
dann wieder nach Gotha kommen, wo vielleicht<lb/>
guͤnſtigere Umſtaͤnde ſich fuͤr ihn ereignen, und<lb/>ſeine Aufnahme deſto leichter ſeyn wuͤrde, wenn<lb/>
er ſchon eine Zeitlang bei einer Truppe geſtan¬<lb/>
den haͤtte, — er koͤnne dieß ja leicht verſuchen,<lb/></p></body></text></TEI>
[74/0088]
Weiſe ihn ſeinem erſten Wunſche vielleicht wie¬
der naͤher bringen koͤnnte.
Ehe er ſich nun aber um die Stelle eines Ta¬
geloͤhners bei dem Bau am Schloſſe wirklich
bewarb, konnte er doch nicht unterlaſſen, noch
einmal zu Eckhof zu gehen, um ihm Lebewohl
zu ſagen, und ihm zugleich zu erzaͤhlen, daß
auch ſeine letzte Hoffnung geſcheitert ſey.
Er konnte dieſe Erzaͤhlung nicht ohne Be¬
klemmung und Ruͤhrung vorbringen, weil er
ſich ſeinen ganzen nunmehrigen Zuſtand, und
alſo weit mehr dabei dachte, als er ſagte. —
Der gute Eckhof redete ihm zu: er ſolle den
Muth nicht ſinken laſſen; drei Meilen von hier
in Eiſenach ſey jetzt die Barzantiſche Truppe;
es wuͤrde ihm nicht fehlen, bei dieſer Truppe
angenommen zu werden; er ſolle ſich bei derſel¬
ben nur erſt eine Weile zu uͤben ſuchen, und
dann wieder nach Gotha kommen, wo vielleicht
guͤnſtigere Umſtaͤnde ſich fuͤr ihn ereignen, und
ſeine Aufnahme deſto leichter ſeyn wuͤrde, wenn
er ſchon eine Zeitlang bei einer Truppe geſtan¬
den haͤtte, — er koͤnne dieß ja leicht verſuchen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/88>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.