Erwartung gut, und unterhielt sich beinahe eine Stunde mit ihm.
Reisers jugendlicher Enthusiasmus für die Schauspielkunst schien dem Greise nicht zu mi߬ fallen -- er ließ sich mit ihm über Gegenstände der Kunst ein, und mißbilligte es gar nicht, daß er sich dem Theater widmen wollte, wobei er hinzufügte, daß es freilich gerade an solchen Menschen fehlte, die aus eigenem Triebe zur Kunst, und nicht durch äußere Umstände bewo¬ gen würden, sich der Schaubühne zu widmen.
Was konnte wohl aufmunternder für Rei¬ sern seyn, als diese Bemerkung -- er dachte sich schon im Geist als einen Schüler dieses vor¬ trefflichen Meisters.
Nun zog er auch seinen gedruckten Prolog hervor, der Eckhoffs vollkommnen Beifall er¬ hielt, und den sich derselbe sogar von ihm aus¬ bat, und bemerkte, wie nahe das Talent zum Schauspieler und zum Dichter miteinander ver¬ wandt sey, und wie eins gewissermaßen das andere voraussetze.
Reiser fühlte sich in diesem Augenblick so glücklich, als sich ein junger Mensch nur fühlen
Erwartung gut, und unterhielt ſich beinahe eine Stunde mit ihm.
Reiſers jugendlicher Enthuſiasmus fuͤr die Schauſpielkunſt ſchien dem Greiſe nicht zu mi߬ fallen — er ließ ſich mit ihm uͤber Gegenſtaͤnde der Kunſt ein, und mißbilligte es gar nicht, daß er ſich dem Theater widmen wollte, wobei er hinzufuͤgte, daß es freilich gerade an ſolchen Menſchen fehlte, die aus eigenem Triebe zur Kunſt, und nicht durch aͤußere Umſtaͤnde bewo¬ gen wuͤrden, ſich der Schaubuͤhne zu widmen.
Was konnte wohl aufmunternder fuͤr Rei¬ ſern ſeyn, als dieſe Bemerkung — er dachte ſich ſchon im Geiſt als einen Schuͤler dieſes vor¬ trefflichen Meiſters.
Nun zog er auch ſeinen gedruckten Prolog hervor, der Eckhoffs vollkommnen Beifall er¬ hielt, und den ſich derſelbe ſogar von ihm aus¬ bat, und bemerkte, wie nahe das Talent zum Schauſpieler und zum Dichter miteinander ver¬ wandt ſey, und wie eins gewiſſermaßen das andere vorausſetze.
Reiſer fuͤhlte ſich in dieſem Augenblick ſo gluͤcklich, als ſich ein junger Menſch nur fuͤhlen
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Erwartung gut, und unterhielt ſich beinahe eine
Stunde mit ihm.
Reiſers jugendlicher Enthuſiasmus fuͤr die
Schauſpielkunſt ſchien dem Greiſe nicht zu mi߬
fallen — er ließ ſich mit ihm uͤber Gegenſtaͤnde
der Kunſt ein, und mißbilligte es gar nicht, daß
er ſich dem Theater widmen wollte, wobei er
hinzufuͤgte, daß es freilich gerade an ſolchen
Menſchen fehlte, die aus eigenem Triebe zur
Kunſt, und nicht durch aͤußere Umſtaͤnde bewo¬
gen wuͤrden, ſich der Schaubuͤhne zu widmen.
Was konnte wohl aufmunternder fuͤr Rei¬
ſern ſeyn, als dieſe Bemerkung — er dachte
ſich ſchon im Geiſt als einen Schuͤler dieſes vor¬
trefflichen Meiſters.
Nun zog er auch ſeinen gedruckten Prolog
hervor, der Eckhoffs vollkommnen Beifall er¬
hielt, und den ſich derſelbe ſogar von ihm aus¬
bat, und bemerkte, wie nahe das Talent zum
Schauſpieler und zum Dichter miteinander ver¬
wandt ſey, und wie eins gewiſſermaßen das
andere vorausſetze.
Reiſer fuͤhlte ſich in dieſem Augenblick ſo
gluͤcklich, als ſich ein junger Menſch nur fuͤhlen
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/70>, abgerufen am 01.08.2024.
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