sich gerne in Ruhe setzen wollten, er den Gast¬ hof in Pacht übernommen hatte, so daß er also eigentlich der Wirth war, obgleich die Alten ihm noch immer Anweisung geben, und sich mit um die Wirthschaft bekümmern mußten.
Dieser junge Liebetraut ließ sich sehr bald mit Reisern in ein Gespräch über schöne Wissen¬ schaften und Dichtkunst ein, und zeigte sich als ein Mann von feinem Geschmack und Bildung, und was das sonderbarste war, so schien er nicht undeutlich darauf anzuspielen, daß Reiser wohl hieher gekommen sey, um sich dem Theater zu widmen.
Dieser ließ sich für ietzt nicht weiter aus, und ihm wurde nun auch eine Stube angewie¬ sen, wo er allein seyn konnte. Hier sammelten sich nun seine Gedanken wieder, und er machte sich nun einen Plan, wie er am andern Tage seinen Besuch bei dem Schauspieler Eckhof ma¬ chen, und dem sein Anliegen vortragen wollte.
Während er auf seiner Stube allein mit die¬ sen Gedanken beschäftigt war, und am Fenster stand, kamen die Chorschüler vor das Haus und sangen eine Motette, die Reiser während
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ſich gerne in Ruhe ſetzen wollten, er den Gaſt¬ hof in Pacht uͤbernommen hatte, ſo daß er alſo eigentlich der Wirth war, obgleich die Alten ihm noch immer Anweiſung geben, und ſich mit um die Wirthſchaft bekuͤmmern mußten.
Dieſer junge Liebetraut ließ ſich ſehr bald mit Reiſern in ein Geſpraͤch uͤber ſchoͤne Wiſſen¬ ſchaften und Dichtkunſt ein, und zeigte ſich als ein Mann von feinem Geſchmack und Bildung, und was das ſonderbarſte war, ſo ſchien er nicht undeutlich darauf anzuſpielen, daß Reiſer wohl hieher gekommen ſey, um ſich dem Theater zu widmen.
Dieſer ließ ſich fuͤr ietzt nicht weiter aus, und ihm wurde nun auch eine Stube angewie¬ ſen, wo er allein ſeyn konnte. Hier ſammelten ſich nun ſeine Gedanken wieder, und er machte ſich nun einen Plan, wie er am andern Tage ſeinen Beſuch bei dem Schauſpieler Eckhof ma¬ chen, und dem ſein Anliegen vortragen wollte.
Waͤhrend er auf ſeiner Stube allein mit die¬ ſen Gedanken beſchaͤftigt war, und am Fenſter ſtand, kamen die Chorſchuͤler vor das Haus und ſangen eine Motette, die Reiſer waͤhrend
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ſich gerne in Ruhe ſetzen wollten, er den Gaſt¬
hof in Pacht uͤbernommen hatte, ſo daß er alſo
eigentlich der Wirth war, obgleich die Alten
ihm noch immer Anweiſung geben, und ſich mit
um die Wirthſchaft bekuͤmmern mußten.
Dieſer junge Liebetraut ließ ſich ſehr bald
mit Reiſern in ein Geſpraͤch uͤber ſchoͤne Wiſſen¬
ſchaften und Dichtkunſt ein, und zeigte ſich als
ein Mann von feinem Geſchmack und Bildung,
und was das ſonderbarſte war, ſo ſchien er nicht
undeutlich darauf anzuſpielen, daß Reiſer wohl
hieher gekommen ſey, um ſich dem Theater zu
widmen.
Dieſer ließ ſich fuͤr ietzt nicht weiter aus,
und ihm wurde nun auch eine Stube angewie¬
ſen, wo er allein ſeyn konnte. Hier ſammelten
ſich nun ſeine Gedanken wieder, und er machte
ſich nun einen Plan, wie er am andern Tage
ſeinen Beſuch bei dem Schauſpieler Eckhof ma¬
chen, und dem ſein Anliegen vortragen wollte.
Waͤhrend er auf ſeiner Stube allein mit die¬
ſen Gedanken beſchaͤftigt war, und am Fenſter
ſtand, kamen die Chorſchuͤler vor das Haus
und ſangen eine Motette, die Reiſer waͤhrend
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/65>, abgerufen am 16.02.2025.
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