Darauf zog er den Prolog hervor, und wieß die Anwesenden auf seinen deutsch gedruck¬ ten Nahmen; dieß stimmte also überein, und der Schulmeister erzählte bei der Gelegenheit, daß er auch auf der Jesuitenschule mit Komödie gespielt, und sein Nahme gedruckt worden sey.
Zuletzt legte Reiser noch das Gedicht vor, wo sein Nahme aufs Neue in der Liste aller seiner Mitschüler gedruckt erschien, und nun vollends aller Zweifel verschwand, daß er der nicht wirklich wäre, der seinen Nahmen so oft, und auf so verschiedene Weise gedruckt aufzeigen konnte. Der Werber selbst wurde stille, und schien vor Reisern einigen Respekt zu bekommen.
Dieß verschafte ihm Ruhe. Er ließ sich Fe¬ der und Papier geben, und fing an, eine von den Hymnen des Homers in deutsche Hexame¬ ter zu übersetzen. Den Abend kam der Schul¬ meister wieder, und unterhielt sich mit ihm: so ging dieser Tag vorüber, und Reiser legte sich ruhig schlafen.
Als er aber am andern Morgen erwachte, den Himmel wieder eben so trübe wie gestern
Darauf zog er den Prolog hervor, und wieß die Anweſenden auf ſeinen deutſch gedruck¬ ten Nahmen; dieß ſtimmte alſo uͤberein, und der Schulmeiſter erzaͤhlte bei der Gelegenheit, daß er auch auf der Jeſuitenſchule mit Komoͤdie geſpielt, und ſein Nahme gedruckt worden ſey.
Zuletzt legte Reiſer noch das Gedicht vor, wo ſein Nahme aufs Neue in der Liſte aller ſeiner Mitſchuͤler gedruckt erſchien, und nun vollends aller Zweifel verſchwand, daß er der nicht wirklich waͤre, der ſeinen Nahmen ſo oft, und auf ſo verſchiedene Weiſe gedruckt aufzeigen konnte. Der Werber ſelbſt wurde ſtille, und ſchien vor Reiſern einigen Reſpekt zu bekommen.
Dieß verſchafte ihm Ruhe. Er ließ ſich Fe¬ der und Papier geben, und fing an, eine von den Hymnen des Homers in deutſche Hexame¬ ter zu uͤberſetzen. Den Abend kam der Schul¬ meiſter wieder, und unterhielt ſich mit ihm: ſo ging dieſer Tag voruͤber, und Reiſer legte ſich ruhig ſchlafen.
Als er aber am andern Morgen erwachte, den Himmel wieder eben ſo truͤbe wie geſtern
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Darauf zog er den Prolog hervor, und
wieß die Anweſenden auf ſeinen deutſch gedruck¬
ten Nahmen; dieß ſtimmte alſo uͤberein, und
der Schulmeiſter erzaͤhlte bei der Gelegenheit,
daß er auch auf der Jeſuitenſchule mit Komoͤdie
geſpielt, und ſein Nahme gedruckt worden ſey.
Zuletzt legte Reiſer noch das Gedicht vor,
wo ſein Nahme aufs Neue in der Liſte aller
ſeiner Mitſchuͤler gedruckt erſchien, und nun
vollends aller Zweifel verſchwand, daß er der
nicht wirklich waͤre, der ſeinen Nahmen ſo oft,
und auf ſo verſchiedene Weiſe gedruckt aufzeigen
konnte. Der Werber ſelbſt wurde ſtille, und
ſchien vor Reiſern einigen Reſpekt zu bekommen.
Dieß verſchafte ihm Ruhe. Er ließ ſich Fe¬
der und Papier geben, und fing an, eine von
den Hymnen des Homers in deutſche Hexame¬
ter zu uͤberſetzen. Den Abend kam der Schul¬
meiſter wieder, und unterhielt ſich mit ihm: ſo
ging dieſer Tag voruͤber, und Reiſer legte ſich
ruhig ſchlafen.
Als er aber am andern Morgen erwachte,
den Himmel wieder eben ſo truͤbe wie geſtern
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/43>, abgerufen am 07.07.2024.
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