fen, die Schiffe des Ulysses zerschmettern, und seine Gefährten ergreifen und verzehren. --
Auf einmal war der Wirth zu Hause gekom¬ men, und sahe, da es schon anfing dunkel zu werden, einen Menschen in seinem Hofe in der Laube auf dem Tische liegen, und in einem Buche lesen.
Er redete Reisern erst ziemlich unsanft an, da dieser sich aber aufrichtete, und der Wirth in ihm einen wohlgekleideten Menschen sah, so fragte er ihn sogleich, ob er ein Jurist sey, welches in diesen Gegenden die gewöhnliche Be¬ nennung für einen Studenten ist, weil die Theologen größtentheils in Klöstern studiren, und schon als Geistliche betrachtet werden.
Dem Wirth war seine Frau gestorben, und außer ihm war niemand im ganzen Hause. Der Mann war aber gesprächig, und Reiser hielt seine Abendmahlzeit, die wie gewöhnlich aus Bier und Brodt bestand, in seiner Gesellschaft.
Der Mann erzählte ihm von vielen soge¬ nannten Juristen, die bei ihm logirt hätten, und Reiser ließ ihn dabei, daß er auch im Begriff sey nach Erfurt zu gehen, um dort zu studiren.
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fen, die Schiffe des Ulyſſes zerſchmettern, und ſeine Gefaͤhrten ergreifen und verzehren. —
Auf einmal war der Wirth zu Hauſe gekom¬ men, und ſahe, da es ſchon anfing dunkel zu werden, einen Menſchen in ſeinem Hofe in der Laube auf dem Tiſche liegen, und in einem Buche leſen.
Er redete Reiſern erſt ziemlich unſanft an, da dieſer ſich aber aufrichtete, und der Wirth in ihm einen wohlgekleideten Menſchen ſah, ſo fragte er ihn ſogleich, ob er ein Juriſt ſey, welches in dieſen Gegenden die gewoͤhnliche Be¬ nennung fuͤr einen Studenten iſt, weil die Theologen groͤßtentheils in Kloͤſtern ſtudiren, und ſchon als Geiſtliche betrachtet werden.
Dem Wirth war ſeine Frau geſtorben, und außer ihm war niemand im ganzen Hauſe. Der Mann war aber geſpraͤchig, und Reiſer hielt ſeine Abendmahlzeit, die wie gewoͤhnlich aus Bier und Brodt beſtand, in ſeiner Geſellſchaft.
Der Mann erzaͤhlte ihm von vielen ſoge¬ nannten Juriſten, die bei ihm logirt haͤtten, und Reiſer ließ ihn dabei, daß er auch im Begriff ſey nach Erfurt zu gehen, um dort zu ſtudiren.
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fen, die Schiffe des Ulyſſes zerſchmettern, und
ſeine Gefaͤhrten ergreifen und verzehren. —
Auf einmal war der Wirth zu Hauſe gekom¬
men, und ſahe, da es ſchon anfing dunkel zu
werden, einen Menſchen in ſeinem Hofe in der
Laube auf dem Tiſche liegen, und in einem
Buche leſen.
Er redete Reiſern erſt ziemlich unſanft an,
da dieſer ſich aber aufrichtete, und der Wirth
in ihm einen wohlgekleideten Menſchen ſah, ſo
fragte er ihn ſogleich, ob er ein Juriſt ſey,
welches in dieſen Gegenden die gewoͤhnliche Be¬
nennung fuͤr einen Studenten iſt, weil die
Theologen groͤßtentheils in Kloͤſtern ſtudiren,
und ſchon als Geiſtliche betrachtet werden.
Dem Wirth war ſeine Frau geſtorben, und
außer ihm war niemand im ganzen Hauſe. Der
Mann war aber geſpraͤchig, und Reiſer hielt
ſeine Abendmahlzeit, die wie gewoͤhnlich aus
Bier und Brodt beſtand, in ſeiner Geſellſchaft.
Der Mann erzaͤhlte ihm von vielen ſoge¬
nannten Juriſten, die bei ihm logirt haͤtten, und
Reiſer ließ ihn dabei, daß er auch im Begriff
ſey nach Erfurt zu gehen, um dort zu ſtudiren.
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/33>, abgerufen am 16.02.2025.
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