es schallte ihm immer wie eine Prophezeihung aus jenen Zeiten, daß diese Mauren einst öde stehen, daß der Wanderer sich dabei ausruhen, und an die Tage der Vorzeit sich erinnern würde.
Sein Stück schwarzes Brodt, war ihm hier oben eine festliche Mahlzeit -- er stieg gestärkt wieder hinunter, und wanderte frohen Muthes seine Straße fort, indem er die höhern Harzge¬ bürge linker Hand liegen ließ.
Das Wandern ward ihm nun so leicht, daß der Boden unter ihm eine Welle schien, auf der er sich hob, und sank, und daß er so von einem Horizont zum andern sich fortgetragen fühlte -- er verhielt sich bloß leidend, und immer stieg eine neue Scene vor seinem Blick empor.
Die Mittagseinkehr in der unangenehmen Gaststube war bald vorüber, und er befand sich wieder in der freien offenen Natur. -- Diese Einkehr aber war ihm doch beschwerlich, und er dachte schon darauf, sich auch von dieser zu befreien, als er einmal über ein Kornfeld ging, und ihm die Jünger Christi einfielen, welche am Sonntage Aehren aßen.
4ter Theil. B
es ſchallte ihm immer wie eine Prophezeihung aus jenen Zeiten, daß dieſe Mauren einſt oͤde ſtehen, daß der Wanderer ſich dabei ausruhen, und an die Tage der Vorzeit ſich erinnern wuͤrde.
Sein Stuͤck ſchwarzes Brodt, war ihm hier oben eine feſtliche Mahlzeit — er ſtieg geſtaͤrkt wieder hinunter, und wanderte frohen Muthes ſeine Straße fort, indem er die hoͤhern Harzge¬ buͤrge linker Hand liegen ließ.
Das Wandern ward ihm nun ſo leicht, daß der Boden unter ihm eine Welle ſchien, auf der er ſich hob, und ſank, und daß er ſo von einem Horizont zum andern ſich fortgetragen fuͤhlte — er verhielt ſich bloß leidend, und immer ſtieg eine neue Scene vor ſeinem Blick empor.
Die Mittagseinkehr in der unangenehmen Gaſtſtube war bald voruͤber, und er befand ſich wieder in der freien offenen Natur. — Dieſe Einkehr aber war ihm doch beſchwerlich, und er dachte ſchon darauf, ſich auch von dieſer zu befreien, als er einmal uͤber ein Kornfeld ging, und ihm die Juͤnger Chriſti einfielen, welche am Sonntage Aehren aßen.
4ter Theil. B
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[17/0031]
es ſchallte ihm immer wie eine Prophezeihung
aus jenen Zeiten, daß dieſe Mauren einſt oͤde
ſtehen, daß der Wanderer ſich dabei ausruhen,
und an die Tage der Vorzeit ſich erinnern
wuͤrde.
Sein Stuͤck ſchwarzes Brodt, war ihm hier
oben eine feſtliche Mahlzeit — er ſtieg geſtaͤrkt
wieder hinunter, und wanderte frohen Muthes
ſeine Straße fort, indem er die hoͤhern Harzge¬
buͤrge linker Hand liegen ließ.
Das Wandern ward ihm nun ſo leicht, daß
der Boden unter ihm eine Welle ſchien, auf der
er ſich hob, und ſank, und daß er ſo von einem
Horizont zum andern ſich fortgetragen fuͤhlte —
er verhielt ſich bloß leidend, und immer ſtieg
eine neue Scene vor ſeinem Blick empor.
Die Mittagseinkehr in der unangenehmen
Gaſtſtube war bald voruͤber, und er befand ſich
wieder in der freien offenen Natur. — Dieſe
Einkehr aber war ihm doch beſchwerlich, und
er dachte ſchon darauf, ſich auch von dieſer zu
befreien, als er einmal uͤber ein Kornfeld ging,
und ihm die Juͤnger Chriſti einfielen, welche
am Sonntage Aehren aßen.
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/31>, abgerufen am 16.02.2025.
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